Berlinale 13: PROMISED LAND von Gus Van Sant

Matt Damon copy Scott Green

Gerade an einem Festival wie der Berlinale, wo die Autorenfilme gerne auch mal etwas holpern dürfen, macht so eine geschliffene kleine Retorten-Maschine wie Promised Land durchaus Spass. Drehbuch von Matt Damon, der auch die Hauptrolle spielt, und von John Krasinski, der sich die Rolle des Gegenspielers auf den attraktiven Leib geschrieben hat, und Regie von Gus Van Sant: Das klingt doch schon mal gut. Und dann noch dieses brandaktuelle Thema, Big Gas, der böse Multi, der sich mit seinen Fracking-Gelüsten das Farmland der ausgebluteten Landbevölkerung aneignen möchte. Beziehungsweise, das Recht, dieses mit der rabiaten Förderung von versteckten Erdgaslagern auszubeuten. Prächtig.

Der Film fängt damit an, dass der von Damon gespielte Steve Butler als Agent des Gas-Multis die Publikumssympathien auf seiner Seite hat. Das steigert sich noch, als er im ausgewählten Landstrich auf Frances McDormand in der Rolle seiner Arbeits-Partnerin stösst. Gemeinsam macht sich das mit allen Wassern gewaschene Paar dahinter, möglichst viele Gemeindemitglieder mit Verträgen an die Firma zu binden und dann die Abstimmung im Dorf über das Ja zur Gasförderung möglichst auf sicher zu trimmen.

Damon verguckt sich dabei in eine attraktive Lehrerin, McDormand flirtet mit dem lokalen Waffen- und Gitarrenhändler, und dann taucht noch ein Umweltschützer auf, der die Gemeinde innert kürzester Zeit gegen die Pläne des Multis einnimmt.

Klar, dass das nicht alles ist. Und logisch, dass am Ende das Gute irgendwie triumphiert. Schön auch, dass diese Geschichte, die hin und wieder an Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ erinnert, dann wieder an Erin Brockovich, in ihrer gutgeölten Mechanik nirgendwo anstösst (auch wenn man sich hin und wieder wundert darüber, mit wie wenig Personal die ganze Sache tatsächlich über die Bühne gebracht wird – vor allem, wenn Matt Damon fast im Alleingang einen Jahrmarkt aufbaut…). Aber natürlich liegt das einmal mehr vor allem daran, dass die einzelnen Szenen hochprofessionell auf Effekt getrimmt sind. Von den minutiös ausgearbeiteten Dialogen über die netten Details und Running Gags bis zu den emotionalen Binnen-Bögen ist alles lehrbuchmässig eingefuchst. Man kann gar nicht anders, als sich am hochpolierten Handwerk zu erfreuen. Und vergisst dabei immer wieder, dass die Story für sich genommen auch einer Lassie-Episode oder einer frühen Star Trek-Folge als Gerüst hätte dienen können.

Macht gar nichts. Oder fast nichts – denn das Thema der kleinen Leute gegen die Big Corporation ist ja immer einen Augenschein wert. Und ein Film, der uns genau das näher bringt, was wir immer schon wussten, der kann ja gar nicht fehl gehen.

Und nun lesen Sie mal, was das Internet so hergibt zu Thema Fracking. Ist ja auch im Schweizer Jura längst mehr als ein Gerücht. Und vielleicht steht morgen schon Matt Damon vor Ihrer Tür.

Gus Van Sant
Gus Van Sant

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