Berlinale 13: W IMIE – IN THE NAME OF… von Malgoska Szumowska

Andrzej Chyra in 'W imie'
Andrzej Chyra in ‚W imie‘

Der gequälte polnische Priester ist schwul und unglücklich und er heisst Adam. Die gelangweilte Frau seines Kollegen im Jugendzentrum, die ihn verführen möchte, heisst Ewa. In einer Szene tanzt der betrunkene Priester verzweifelt mit einem gerahmten Bild des Papstes in den Armen. Filme, die einem so ins Auge springen, oder ins Ohr, sind meist unerträglich.

Aber Im Namen… ist nicht nur sehr erträglich, der Film ist immer wieder mal beeindruckend und hin und wieder sogar ganz gezielt komisch. Etwa in einer Szene, wo der denunzierende Kollege im Vorraum des Bischofssitzes ein Schild sieht mit dem guten Rat „Der Herr ist nahe. Halte die Stille“.

'W imie' von Malgoska Szumowska

Auffällig sind nicht nur die wahrhaft unverschämten Symbolismen, sondern auch die eben so überdeutliche Kameraführung. Wenn die auffälligen Jugendlichen des Dorfes ausser Kontrolle geraten, übernimmt die Handkamera. Als Zuschauer bin ich dann recht hilflos und ausgeliefert. Überhaupt hat der subjektive Blick des Films etwas penetrant Katechetisches, während einige der Aufsichten schon von göttlicher Freiheit und utopischer Weite künden.

Andrzej Chyra in W imie copy zvg

Das Dilemma des Schwulen Priesters, der an seinem Zölibat doppelt zu leiden hat, spiegelt sich in der Verzweiflung der schwulen Jungen in seiner Obhut. Im Rückblick wirkt das Drehbuch theatralisch. Insbesondere das Figurenarsenal lässt sich nach Funktionen ordnen. Da aber der filmische Aufbau ähnlich konstruiert ist, und die Symbolik unverstellt eindeutig, gibt es keinen Grund, sich zu ärgern. Der Film wird zum moralischen Vitaparcours.

Ein Beispiel? Der Priester schaut zum Fenster hinaus. Für einem Moment wird ihm plötzlich die Sicht genommen, denn der Junge, mit dem er uneingestandene Bande geknüpft hat, putzt von aussen die Scheibe, sorgt beim Erwachsenen für unerwarteten Durchblick. Etwas früher hat er mit seinem jüngeren Bruder die Scheibe mit Schnecken besetzt.

Mateusz Kosciukiewicz, Sebastian Kuczynski
Mateusz Kosciukiewicz, Sebastian Kuczynski

Ja, das ist aufdringlich. Aber eben auch offensichtlich und darum vergnüglich. Schwieriger ist es allerdings, den Film auf eine Absicht festzunageln. Mit anderen Worten: Malgoska Szumowska konnte sich entweder nicht entscheiden, was genau sie zu ihrem Thema machen wollte. Oder es ist ihr nicht gelungen, das klar zu machen. Was angesichts aller vorhandenen Überdeutlichkeiten verblüffen würde.

Regisseurin Malgoska Szumowska
Regisseurin Malgoska Szumowska

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