Berlinale 13: BEFORE MIDNIGHT von Richard Linklater

Ethan Hawke Julie Delpy

Siebzehn Jahre nach Before Sunrise und neun Jahre nach Before Sunset führen Julie Delpy und Ethan Hawke als Céline und Jesse ihre Gespräche über Kunst, Liebe, Leben und Altern weiter. Die Filme, in deren Kern immer die Zeit als echtes Uhrwerk getickt hat, bilden jetzt eine Trilogie – und eine ziemlich einzigartige dazu.

Jesse und Céline sind Eltern, sie haben gemeinsame Zwillingsmädchen und Jesse sorgt sich um seinen Sohn aus seiner geschiedenen Ehe. Alle zusammen haben Ferien gemacht in Griechenland, und jetzt, in den letzten Tagen, erleben wir das Paar zuerst noch einmal als Feuerwerk von Esprit und Frotzeleien im Freundeskreis, und dann eine halbe Nacht lang als streitendes Liebespaar voller Ängste und Ressentiments.

2 Ethan Hawke Julie Delpy

Das ist nichts weniger als hinreissend. Die Dialogmaschine Delpy-Linklater-Hawke läuft auf vollen Touren, hundertundacht Minuten lang wird pausenlos geredet und es gibt keine langweilige Sekunde. Und – nach dem einführenden Feuerwerk im Freundeskreis – auch keine jener Momente mehr, in denen man das Gefühl hat, die Filmdialoge seien einfach zu gut für das richtige Leben.

Wenn Céline und Jesse zu streiten beginnen, ihre Ängste und Frustrationen auspacken, erkennt sich wohl jedes Paar der Welt darin wieder. Und beneidet die beiden um ihre eingespielte Sicherheit. Before Midnight ist nicht einfach die Fortsetzung einer etablierten Franchise, und der Film folgt auch nicht stur der bewährten Formel. Das hat Julie Delpy mit ihren eigenen Komödien mit durchaus erfreulichem Erfolg getan. Aber als Trio laufen die beiden Schauspieler und ihr Regisseur zu einer meisterlichen Form auf.

Ethan Hawke Julie Delpy

Der Hauptgrund dafür, dass das so gut funktioniert, liegt darin, dass die drei ihre eigenen Lebenserfahrungen und ihr Altern in jede Fortsetzung einbringen. Und dass wir als Publikum mit ihnen altern. Also eigentlich ein Harry-Potter-Momentum für Post-Baby-Boomer.

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