Steven Soderbergh hat angekündigt, er wolle aufhören Filme zu drehen und sich seiner Malerei widmen. Allerdings hat man den Eindruck, der Mann sei in den letzten Monaten dermassen produktiv gewesen, dass noch ein paar Filme aus der Pipeline kommen, bevor das Ende zündet.
Da wäre zum Beispiel noch der Liberace-Film Behind the Candelabra mit Michael Douglas und Matt Damon. Oder eben Side Effects, der heute an der Berlinale seine Premiere gefeiert hat. Da steckt unter anderem Michael Douglas‘ Frau Catherine Zeta-Jones drin, als Psychiaterin. ferner Jude Law als ebensolcher, die schillernde Rooney Mara als Depressionspatientin und Channing „Magic Mike“ Tatum als ihr Ehemann. Und es steht „Soderbergh“ drauf, bei Side Effects.
Nun weiss man, dass damit noch gar nichts gesagt ist. Der Mann hat schon alles geliefert, vom unterhaltsamen Polizeithriller Out of Sight über die Oceans-Filme bis zum tiefgekühlten Remake von Andrei Tarkovskis Solaris. Was also ist Side Effects?
Die Antwort ist nicht ganz einfach. Denn anders als bei Contagion, jenem globalisierten Ansteckungsthriller, führt Soderbergh sein Publikum wie seine Protagonisten mehrfach an der Nase herum.
Rooney Mara spielt eine junge Frau, deren Ehemann (Tatum) eben eine Gefängnisstrafe für Insider-Handel abgesessen hat. Sie ist offensichtlich depressiv und wird schliesslich Patientin bei Dr. Banks. Der wiederum ist nicht nur Psychiater, er nimmt auch Kontakt auf mit der Kollegin, welche die junge Frau früher behandelt hat. Und er lässt sich auf einen Testdeal mit einem Pharmakonzern ein: Gegen Bezahlung verschreibt er ein neues Medikament an Freiwillige (die es dafür gratis bekommen) und hilft bei der Feldstudie.
Soderbergh fasziniert mit all den Einblicken in die Welt des Pharmahandels und der Ärtztevertreter und eigentlich wäre das schon ein Film für sich. Dass bei der jungen Frau die Behandlung zu ungeahnten Nebeneffekten führt und sie schliesslich eines Tages ihren Mann tot in der Wohnung findet, ist allerdings nicht das Ende der Geschichte, sondern der Anfang einer anderen.
Side Effects ist demnach beides: Pharmatthriller und Potboiler. Und wer weiss, dass Soderbergh nach eigenen Aussagen zur Vorbereitung mehrfach Adrian Lynes eben so effizienten wie infamen Fatal Attraction (mit Michael Douglas) angesehen hat, ahnt, wie weit er dieses Mal das Spiel mit seinem Genre-Chameleon treibt.
Mehr soll nicht verraten sein, es genügt die Feststellung, dass der Film bei allen Kurven, Windungen und Wendungen spannend bleibt und schweisstreibend. Und dass er einmal mehr den Beweis erbringt, dass Soderbergh mit dem Kino (und dem Publikum) souveräner zu spielen versteht, als er geneigt ist zuzugeben. Zugleich zeigt er sich auch skrupellos in seinem Rückgriff auf die klischeedampfenden Psychoreisser der 80er Jahre.