Berlinale 13: EPIZODA U ZIVOTU BERACE ZELJEZA – An Episode in the Life of an Iron Picker – von Danis Tanovic

Senada Alimanovic, Nazif Mujic
Senada Alimanovic, Nazif Mujic

Senada Alimanovic und Nazif Mujic sind ein Paar im Hinterland von Bosnien-Herzegovina. Mit ihren kleinen Töchtern Semsa und Sandra überleben sie knapp dank dem Metall, das Nazif mit dem Zerlegen alter Autos erwirtschaftet. Brennholz schlägt er im Wald, währen Senada am Rande ihrer Kräfte kocht, wäscht und sich um die Mädchen kümmert. Bis sie eine Fehlgeburt erleidet und man ihr im Spital die lebensrettende Operation verweigert: Die Roma-Familie hat keine Krankenversicherung.

Danis Tanovic, der mit seinem No Man’s Land 2002 den Oscar gewann und unter anderem mit L’enfer ein Drehbuch von Kieslowski umsetzte, bleibt diesmal dokumentarisch: Die Familie spielt sich selber und stellt eine Episode aus ihrem eigenen Leben für die Kamera nach.

Das geht ziemlich unter die Haut, gerade weil man über den Film so nichts erfährt, das man nicht eh schon wusste: Es gibt Menschen in bitterer Armut, es gibt Menschen, denen selbst wenn es um Leben und Tod geht im Spital die Hilfe verweigert wird. Und es gibt Roma, denen es schlicht noch dreckiger geht als ihren Landsleuten.

Nazif Mujic
Nazif Mujic

Der Film ist mit 75 Minuten relativ kurz, fühlt sich aber manchmal an wie in Echtzeit gedreht. Wenn Nazif in einer verschneiten Müllhalde steht und verzweifelt Metallreste sucht, um irgendwie das lebensrettende Geld für seine Frau zusammen zu kriegen, dann kribbelt das im Kinosaal. Schliesslich wissen wir, dass das bisschen Schrott nie reichen wird. Und wir wissen, dass jeder von den wohl rund 1500 Zuschauern im Berlinale-Palast vor dem Film mindestens einen Kaffee für wenigstens zwei Euro getrunken hat. Nazif und Senada bräuchten 830 …

Dabei hat der Film eine faszinierende Form. Er ist dokumentarisch, mit Handkamera gefilmt, sorgfältig montiert, und dabei durchaus auch bei der Montage inszeniert. So fährt die Familie mit dem alten Auto mehrfach an der gleichen rauchenden Industrieanlage vorbei, wenn sie vergeblich ins Spital fährt. Bei der schliesslich erfolgreichen Fahrt mit der Versicherungskarte der Schwester in eine andere Klinik geht die Fahrt an einem See im winterlichen Morgenlicht vorbei.

In einer Szene rammt ein Angestellter der Stromgesellschaft mit seiner geschulterten Leiter im Vorbeigehen aus Versehen beinahe die Kamera – subjektiver kann man gar nicht ins Geschehen gezogen werden.

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