Mit fünfundzwanzig hat Eric England aus Russellville in Arkanas schon eine ganze Reihe einschlägiger Filme hinter sich. Dem kleinen Schauerstück Contracted, das gestern am NIFFF seine Welturaufführung erlebte, ist denn auch eine professionelle Geschmeidigkeit eigen, die bei einem weniger körperzentrierten Thema wohl eine gewisse Sterilität erzeugt hätte. Aber Contracted ist Body Horror in seiner reinsten Form, die Krankheit als Weg zur Monstrosität.
Samantha jobbt als Kellnerin, hat ein obsures Projekt mit Orchideen am Laufen und ist lesbisch, seit sie sich in Nikki verliebt hat. Allerdings ist diese Beziehung schon wieder Geschichte, was dazu führt, dass Samantha sich im Party-Suff auf schnellen Sex mit einem Unbekannten im Auto einlässt.
Am nächsten Tag hat sie mehr als einen Kater. Sie blutet heftig aus dem Unterleib, findet eigenartige dunkle Venen am Oberschenkel und muss sich gleichzeitig mit ihrer besorgten Mutter herumschlagen, mit dem Job im Restaurant und den immer stärker werdenden Krämpfen.
Der Arzt tippt auf eine sexuell übertragene Ansteckung, Freundin Alice ruft an, um zu sagen, dass sich die Polizei dringend für den Unbekannten von der Party interessiere. Und Nikki bleibt distanziert.
Contracted protokolliert Samanthas körperlichen Zerfall über Tage hinweg, wobei einer der Twists des Films darin besteht, dass weder Samantha noch die Zuschauer zu Beginn wissen, wie schnell das gehen wird.
Die Inszenierung bleibt realistisch, ob nun die Toilettenschüssel voller Blut gezeigt wird, eine Made, welche plötzlich neben Samanthas nackten Füssen am Boden liegt, oder die fortschreitende Rötung ihrer Augen. Als ihr die Haare auszufallen beginnen und sich die Fingernägel lösen, kommt einem dann endgültig die Verwandlung des Seth Brundle in David Cronenbergs Version von The Fly in den Sinn: So minutiös wie damals Jeff Goldblum die körperlichen Veränderungen seines Helden protokollierte, so detailreich tut es nun Eric England mit der Verwandlung seiner Samantha.
Das ist der Trumpf und die Stärke dieses Films, dass er unsere physische Angst und den Ekel vor körperlichen Anomalien und Zerfall gnadenlos ausspielt, auf einer dermassen realistischen Ebene, dass das Saalpublikum immer wieder kollektiv aufstöhnt.
Aber am Ende bleibt das dann doch relativ simpel, geht doch alles darauf zurück, dass Samantha in ihrem Liebeskummer ungeschützten Sex hatte. Und nun zahlen sie und ihre Umgebung den Preis dafür. In dieser Verkürzung erinnert der Film dann eben doch eher an die berüchtigten Anti-Hasch-Filmchen der sechziger Jahre, der Vergleich mit Cronenberg stimmt zwar im Hinblick auf die Inszenierung. Aber der moralischen Eindeutigkeit hätte sich Cronenberg seinerzeit verweigert.