Berlinale 14: THE MONUMENTS MEN von George Clooney

© 2013 Twentieth Century Fox
© 2013 Twentieth Century Fox

Manchmal merkt man an einem Festival erst mit Verzögerung, wie gut eigentlich ein Film ist, den man gesehen hat. Das passiert oft dann, wenn ein anderer Film diesen – richtig guten Film – negativ kontrastiert. So geschehen mit ’71 von Yann Demange nach der Sichtung von George Clooneys The Monument Men. Ersterer gewinnt. Er ist eine echte Antikriegsparabel, gesetzt in Nordirland, und macht klar: Eigentlich gibt es in Konflikten nicht „gut und böse“, es gibt nur ein System und Ideologien, die Böses schaffen. Und mitten drin sind viele sehr verletzliche Menschen.

Aber ich will hier über den anderen Film schreiben, der dieses Duell verliert: George Clooneys Beitrag zur Nachbearbeitung des Zweiten Weltkriegs The Monuments Men. Der ist natürlich auch (im Subtext) ein Antikriegsfilm, aber einer, das sehr wohl Stellung bezieht, sehr patriotische Stellung.

© 2013 Twentieth Century Fox
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Mitten im Film kam mir der Gedanke: „Das ist ja ein Propagandafilm.“ Und ich habe mich gefragt, wie es wohl den vielen deutschen Kollegen im Publikum ging mit diesem Film – denn man schimpft im Film nicht über die „bloody Nazis“ sondern über die „bloody Germans“.

Gut sind in diesem Film (fast) nur die Amerikaner, die den restlichen Europäern (Belgiern, Franzosen etc.) und den jüdischen Sammlern ihre Kunst wieder beschaffen, die die Nazis geklaut haben, und sie anstandslos zurückgeben: den Genter Altar, Michelangelos „Madonna mit Kind“ aus Brügge und die ganze Rothschild-Sammlung.

Cate Blanchett © 2013 Twentieth Century Fox
Cate Blanchett © 2013 Twentieth Century Fox

Alle anderen sind böse: diejenigen, die Kunst für sich haben wollen (die Nazis, später die Russen) und natürlich diejenigen, die die Kunst zerstören im Krieg. Dass es die Monument Men überhaupt braucht, weil die Alliierten wahllos Kunstschätze und Kulturdenkmäler bombardiert und zerstört haben, wird von Clooney zwar zu Beginn schulmeisterlich eingeführt (er selber als Kunsthistoriker erläutert dies dem Präsidenten Roosevelt ex cathedra mit Diashow), das geht dann aber schnell wieder vergessen.

© 2013 Twentieth Century Fox
© 2013 Twentieth Century Fox

Der Film ist dann stellenweise durchaus unterhaltsam und gar witzig, eine Art Roadmovie zum Kriegsende. Das ist auch dem Cast zu verdanken: Matt Damon, John Goodman, Bill Murray, Jean Dujardin sind einige der Monuments Men, die zusammen auf Schatzsuche gehen.

Es sind Kunstsachverständige, Architekten, Bildhauer, Kuratoren, die erstens die Alliierten dazu bringen sollen, gewisse Werke bei den letzten grossen Angriffen nicht zu zerstören und die auf der anderen Seite die gehorteten Nazischätze suchen sollen.

Matt Damon, Bill Murray, George Clooney
Matt Damon, Bill Murray, George Clooney

Clooney hat, ganz nach seiner Art, unzählige, das Ensemble betreffende Metawitze eingebaut: Matt Damon wird mehrmals wegen seinem schlechten Französisch aufgezogen, Clooney selber sagt, nachdem er ein Funkgerät gebaut hat: „Da staunst Du, was? Ich kann auch etwas, ich habe eben nicht nur ein hübsches Gesicht.“ Und der doch sehr füllige Goodman spielt einen Bildhauer mit Nachnamen „Garfield“.

Der Film basiert auf dem Buch von Robert M. Edsel. Sowohl im Buch wie auch im Film geht es weniger darum, diese ungeheuer spannende Geschichte um Kunstwerke im Krieg historisch aufzurollen. Vielmehr sollen diese Männer geehrt werden, um in der amerikanischen Heldenverehrung ein neues Kapitel aufzuschlagen. Leider geht das nur mit schwülstigen Reden und ungeheuer viel Pathos in Atmosphäre und Musik.

Matt Damon, George Clooney © 2013 Twentieth Century Fox
Matt Damon, George Clooney © 2013 Twentieth Century Fox

Ab und zu aber gibt es aber doch noch richtig witzige und gute Momente in The Monument’s Men. Eine der besten Szenen im Film ist ausgerechnet jene mit dem jungen Schweizer Schauspieler Joel Basman. Der trifft als verängstigter und verirrter deutscher Soldat mit dem Gewehr im Anschlag auf zwei der Monuments Men, gespielt von Bill Murray und Bob Balaban.

Die drei setzen sich langsam nieder, rauchen schweigend eine Zigarette zusammen, und weil sie die Sprache des anderen nicht können, fragt der junge Soldat nur schüchtern: „John Wayne?“ und die beiden Amerikaner nicken und sagen „John Wayne.“ Und alle gehen unbehelligt ihrer Wege.

Matt Damon, Cate Blanchett © 2013 Twentieth Century Fox
Matt Damon, Cate Blanchett © 2013 Twentieth Century Fox

Das fasst den Film eigentlich ganz gut zusammen: er ist viel mehr „John Wayne“, also amerikanisches Kino, als tatsächlich ein kluger Beitrag zur historischen Raubkunstdebatte, die seit dem Fall Gurlitt wieder in aller Munde ist.

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