NIFFF 14: THESE FINAL HOURS von Zak Hilditch

'These Final Hours' Nathan Philips
Nathan Philips on the road in ‚These Final Hours‘

Fünfundreissig Jahre nach Mad Max hat Australien wieder einen Endzeithelden. Vergleichbar ikonisch wird dieser James nicht werden, dafür ist er zu realistisch. Aber Zak Hilditch ist hier dank konsequenter Reduktion ein eindrücklicher Film gelungen.

Die letzten paar Stunden der Menschheit sind angebrochen. In Australien wird die nicht näher bestimmte Feuerwalze in ein paar Stunden eintreffen. Viele bringen sich und ihre Angehörigen um, andere legen jede Hemmung ab. James hat eben seine schwangere Freundin verlassen, um mit seinen Freunden und der anderen Freundin ein zügellose Endzeit-Orgie zu feiern. Saufen, Sex und Pillen bis zum Ende.

Der Weg zur Party erinnert tatsächlich an das Mad Max-Szenario: Die Strassen und Quartiere sind bevölkert von Enthemmten, Verrückten und Verzweifelten. Auf der Suche nach einem Auto, das noch Benzin im Tank hat, trifft James auf zwei Männer, die eine sich heftig wehrende blonde Neunjährige in ein Haus schleppen.

Er schlägt die beiden Männer tot und hat nun für die letzten Stunden die unerwartete Verantwortung für das Mädchen.

Angourie Rice (Rose) und Nathan Philips (James)
Angourie Rice (Rose) und Nathan Philips (James)

Vom Setting her erinnert der Film an The Road nach Cormac McCarthy. In seiner einfachen, aber stringenten und packenden Machart an das erfolgreiche Endzeitdrama Hell des Schweizers Tim Fehlbaum.

Hilditch vermeidet Genrekonventionen, er verzichtet auf explizite Schockbilder. Ein Ehepaar, das sich in der Dusche umgebracht hat, zeigt er nur andeutungsweise, dafür die Fotos der drei Töchter im Wohnzimmer und dann drei kleine weisse Kreuze im Garten.

Indem der Film das Endzeitszenario auf die einfache Frage reduziert, was man mit den letzten Stunden anfangen soll, was überhaupt noch stärker sein könnte als das absehbare Ende, gewinnt er eine existentielle Wucht.

Nathan Philips und Jessica De Gouw
Nathan Philips und Jessica De Gouw

Immer wieder muss sich James verabschieden, weil etwas anderes wichtiger scheint: Die Dröhnungsparty scheint wichtiger als die sinnlose Verantwortung für die Mutter seines ungeborenen Kindes. Die Verantwortung für die kleine Rose überlagert wiederum alle egoistischen Wünsche. Und beim kurzen Besuch bei der Mutter kommt es nicht einmal zu einer Umarmung, aber doch wenigstens zu einer Verständigung. Und erst, als Rose darauf besteht, bei ihrem schliesslich gefundenen toten Vater zu bleiben, stellt sich für James noch einmal die Frage, wo er denn nun tatsächlich hingehöre.

These Final Hours ist ein metaphorisch wirksamer Film, weil er nie symbolhaft überzeichnet. Jede Szene ist aus ihrer eigenen konsequenten Logik heraus aufgebaut, nie hat man das Gefühl moralischer Ambivalenz.

Selbst als James sich weigert, der Bitte eines Vaters nachzukommen, der es nicht übers Herz bringt, seine Frau und seine Kinder selber zu erschiessen, bleibt im Dilemma nur eine richtige Entscheidung: Er vergibt dem Mann auf dessen Wunsch die Tat, welche dieser dann ausführen wird – ohne dass der Film dies noch zeigen müsste.

Genre-Kino lebt von Genre-Regeln, aber das sind immer Binnen-Regeln. Wenn ein Film das Genre transzendiert, wie These Final Hours, dann entsteht einerseits ein eigenständiges Kunstwerk. Gleichzeitig aber validiert er die zugrunde liegenden Genre-Mechanismen, indem er zeigt, wo ihre Kraft herkommt.

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