Die Unverpassbaren, Woche 37 – 2014

Das grosse Museum von Johannes Holzhausen © xenix b
Das grosse Museum von Johannes Holzhausen © xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Il Capitale Umano von Paolo Virzi  Aus der Perspektive dreier Personen erzählter Film über das unmenschliche Spiel mit (menschlichem) Kapital  – dabei ist die US-amerikanische Romanvorlage perfekt auf norditalienische Verhältnisse umgeschrieben worden. Gnadenlos und erschreckend gut erzählt und gespielt.
  2. Das grosse Museum von Johannes Holzhausen. Der österreichische Filmemacher dokumentiert den Umbau der Wiener Kunstmuseen, eine köstliche Realsatire und ein Gesellschaftsporträt unserer Nachbarn, die so ganz anders sind als wir.
  3. Diplomatie von Volker Schlöndorff. Schlöndorff spekuliert nach Cyril Gélys Theaterstück kammerdramatisch, wie es dazu kam, dass Hitlers Befehl zur Zerstörung von Paris 1944 nicht umgesetzt wurde.
  4. La chambre bleue von Mathieu Amalric. Mit sich und seiner Frau in den Hauptrollen baut Amalric einen Simenon-Roman um in eine Zwischen-Zeit-Maschine. Kühl und leidenschaftlich, analytisch und instinktiv zugleich. Ein Krimi, in dem nicht einmal die Morde gesichert sind.
  5. Under the Skin von Jonathan Glazer. Der Film des Jahres, wenn nicht der Dekade. Scarlett Johansson als Alien in Schottland ist mehr als ein Vorwand zur Menschwerdung, der Film ein konzeptueller Superkonduktor zwischen Auge, Herz und Hirn.

Und morgen im Filmpodcast: The Wind Rises, Of Horses and Men, Einverleiherklausel, Das grosse Museum.

Schweizer Filmverleiher vs. iTunes, Netflix und Co.

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Die Schweiz hat eine Kinokultur, die sich in ihrer Vielfalt vom benachbarten Ausland deutlich abhebt. Seit aber Filme via Internet und globale Anbieter wie iTunes und Netflix fast grenzenlos verfügbar sind, weht auch den Schweizer Filmverleihern ein rauherer Wind entgegen.

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Filmpodcast Nr. 394: Diplomatie, The Cut, Fatih Akin, Fantoche, Japan.

Fatih Akin (Mitte) mit seinem Team vor der Premiere in Venedig
Fatih Akin (Mitte) mit seinem Team vor der Premiere in Venedig

Kino im Kopf heute mit Michael Sennhauser. George Wyrsch hat Diplomatie gesehen, den neuen Film von Volker Schlöndorff. Brigitte Häring war am Filmfestival in Venedig und hat mit Fatih Akin über sein Armenier-Drama The Cut gesprochen. Und am Animationsfilmfestival Fantoche in Baden traf ich die Leiterin Annette Schindler und Nobuaki Doi, den Kurator des Japan-Schwerpunktes. Dazu wie immer eine frisch ausgelegte Tonspur und die Kurztipps.

Hören:

Saugen: Filmpodcast Nr. 394 (Rechtsklick für Download)


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Die Unverpassbaren, Woche 36 – 2014

Niels Arestrup und André Dussolier in 'Diplomatie' © JMH
Niels Arestrup und André Dussolier in ‚Diplomatie‘ © JMH

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Diplomatie von Volker Schlöndorff. Schlöndorff spekuliert nach Cyril Gélys Theaterstück kammerdramatisch, wie es dazu kam, dass Hitlers Befehl zur Zerstörung von Paris 1944 nicht umgesetzt wurde.
  2. La chambre bleue von Mathieu Amalric. Mit sich und seiner Frau in den Hauptrollen baut Amalric einen Simenon-Roman um in eine Zwischen-Zeit-Maschine. Kühl und leidenschaftlich, analytisch und instinktiv zugleich. Ein Krimi, in dem nicht einmal die Morde gesichert sind.
  3. Under the Skin von Jonathan Glazer. Der Film des Jahres, wenn nicht der Dekade. Scarlett Johansson als Alien in Schottland ist mehr als ein Vorwand zur Menschwerdung, der Film ein konzeptueller Superkonduktor zwischen Auge, Herz und Hirn.
  4. Lucy von Luc Besson. Ebenfalls mit Scarlett Johansson. Das Gegenteil von Under the Skin, und darum ebenfalls sehenswert. Eine durchgeknallte Tischbombe von grossartiger Oberflächlichkeit.
  5. Maps to the Stars von David Cronenberg. Eine Hollywood-Satire, die sich kaum von der Realität weg bemühen muss. Nicht der grösste Film des Meisters, aber durchaus eine spitze Nadel im Zeitgeist.

Und morgen im Filmpodcast: Fatih Akins The Cut in Venedig, Diplomatie, Fantoche, Japan.

Venedig 14: EN DUVA SATT PÅ EN GREN OCH FUNDERADE PÅ TILLVARON (A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence) von Roy Andersson

© Roy Andersson Filmproduktion AB
© Roy Andersson Filmproduktion AB

Die Taube im Titel dieses wunderbaren Films denkt darüber nach, dass sie kein Geld hat. Davon handelt ein Gedicht, das ein kleines behindertes Mädchen am Vorführabend der Schule aufsagen möchte. Sie habe es selber gemacht, erklärt sie dem Lehrer.

Der Schwede Roy Andersson macht ein skurriles Kino der grotesken Überzeichnung. Seine Filme sind nicht laut und schrill – sie bestehen aus ruhigen Bildern, als Standbilder beginnen die Szenen, als Tableaux Vivants mit bleichen Menschen in farblos beige-grauen Umgebungen. Manchmal erinnern diese Bilder an die Bühnenstücke Christoph Marthalers. „Venedig 14: EN DUVA SATT PÅ EN GREN OCH FUNDERADE PÅ TILLVARON (A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence) von Roy Andersson“ weiterlesen

Venedig 14: IL GIOVANE FAVOLOSO von Mario Martone

Elio Germano, Federica De Cola © Mario Spada
Elio Germano, Federica De Cola © Mario Spada

Doch noch namhafte Schweizer Beteiligung im Wettbewerb von Venedig – zumindest hinter der Kamera dieser Filmbiographie über den italienischen Dichter, Übersetzer und Philosophen Giacomo Leopardi (1798 – 1837): Der Tessiner Kameramann Renato Berta ist verantwortlich für die wunderschönen Bilder dieses italienischen Wettbewerbbeitrags von Mario Martone. Berta bekam im Juni dieses Jahres den prestigeträchtigen deutschen Kamerapreis verliehen. „Venedig 14: IL GIOVANE FAVOLOSO von Mario Martone“ weiterlesen