Die russische Seele leidet. Sie sieht nur noch die Vergangenheit, die immer schlechter wurde, und die Zukunft, die ganz, ganz düster ist.
Der Film spielt in einer näheren Zukunft, der grosse Krieg ist noch nicht ausgebrochen, aber die meisten halten ihn für unausweichlich. Auf einem riesigen schneebebedeckten Gelände steht das Skelett eines Hochhauses, dessen Bau nach dem Tod des auftraggebenden Oligarchen gestoppt wurde.
Seine zwei Kinder sind aus dem Ausland zurückgekehrt, um das Erbe anzutreten – und die Wahrheit zu erfahren: Der Vater ist nicht mit guten Taten reich geworden.
In sieben Kapiteln (die weitgehend austauschbar scheinen) wird eine moralisch zerfallende russische Welt gezeichnet, mit korrupten Überbauungsplanern, durch willfährige Marionetten ersetzten Museumsdirektoren, lebenslustigen jungen Frauen, welche revisionistische Philosophen lesen und einem Architekten, der nach dem Baustopp versucht haben soll, sich selber anzuzünden – was nur darum misslang, weil die Streichhölzer feucht waren.
Die resolute Tochter des Oligarchen ist die einzige, welche diese Geschichte nicht lustig findet. Und sie ist auch die einzige, welche den Bau nach den Plänen des Architekten weiterführen will. Als Erbin ist sie dazu berechtigt – wenn es ihr gelingt, die lauernden Kapitalwölfe und den Staat in Schach zu halten.
Der Film erstreckt sich über 130 oft endlos scheinende Minuten. Dem Regisseur mag mit seinen Plansequenzen und den zum Teil durchaus beeindruckenden Einstellungen die Erinnerung an Tarkovskis Stalker von 1979 vorgeschwebt haben. Aber was da ausgebreitet wird, ist nicht einmal wirklich eine Bestandesaufnahme des seelischen Zustandes von Russland, wie der Katalogtext der Berlinale suggeriert, sondern eher schon ein reines Lamento.
Denn da werden kaum moralische Fragen angeschnitten, wer korrupt ist und wer feige, ist meist recht eindeutig. Und die ökonomischen und politischen Umstände des Zustandes werden dermassen penetrant ausgespart, dass man sich nicht mehr wundert, dass auch das russische Kulturministerium den Film unterstützt hat.
Natürlich ist anzunehmen, dass unsereins viele der komplexeren Andeutungen und Zusammenhänge schlicht nicht versteht. Aber wem soll dieser Film denn etwas zeigen, wenn nicht dem Festivalpublikum der Berlinale – jenem Festival, das jahrzehntelang die kulturelle Luftbrücke hinter den eisernen Vorhang aufrecht erhalten hatte?