Und dabei – ihrem eigenen Wunsch, das Metier nie zu romantisieren entsprechend – auch klar machen, dass Isabelles tödlicher Autounfall nur Wochen nach ihrem Rückzug aus dem riskanten Arbeitsleben kein Unfall war, sondern Suizid.
Der erste englischsprachige Film des Norwegers Joachim Trier hat eine interessante Erzählstruktur. Das Melodrama um die offensichtlich schon zu Lebzeiten der Mutter eher gestörten Familie wird multiperspektivisch aufgefächert. Der besorgte Vater beobachtet den jüngeren Sohn bei einem bizarren Besuch auf dem Friedhof, wo sich dieser vor einem fremden Grab auf den Boden wirft.
Der Vater erzählt seiner heimlichen neuen Freundin (die gleichzeitig die Lehrerin seines Sohnes ist, an der Schule, wo auch der Vater unterrichtet), dass er in seiner Verzweiflung begonnen habe, sich in die Online-Games des Sohnes einzuklinken und sich dort eigene Avatare zuzulegen. Bloss, um schon bei der ersten virtuellen Begegnung von seinem Sohn mit einem einzigen Schwertstreich niedergestreckt zu werden.
Aber zwischen den Mädchen-Problemen des Teenagers, den Vaterschaftsängsten des älteren Bruders, den Bemühungen des Vaters und den Reflexionen über das Wesen der Kriegsreporter dreht sich der Film kurioserweise an Ort.
Man schaut den Figuren gerne und zuweilen auch etwas schaudernd zu, und der Sog der multiperspektivischen kleinen Maschine lässt sich nicht bestreiten – so lange man drin sitzt. Retrospektiv aber bleibt das Gefühl, sich durch viel unterhaltsamen Schaum gekämpft zu haben, bloss um beim klassischen Problem anzukommen, dass gerade innerhalb einer Familie Kommunikation und individuelle Perspektive manchmal einfach nicht kompatibel sind.
Geschrieben hat Joachim Trier auch diesen Film, wie schon seine norwegischen Produktionen, zusammen mit Eskil Vogt. Und der wiederum hat für seinen eigenen Regie-Erstling Blind letztes Jahr einen weitaus originelleren (und fantastischeren) Weg gefunden, die Diskrepanz zwischen innerer und äusserer Wahrnehmung fruchtbar zu machen.
