Es ist eine seltsame Paarung, welche Guillaume Nicloux (La religieuse) hier mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu vornimmt: Fünfunddreissig Jahre nachdem die beiden zum letzten Mal zusammen spielten, für Maurice Pialat in Loulou, schickt Nicloux sie nun wörtlich in die Wüste, ins kalifornische Death Valley.
Sie spielen Gérard und Isabelle, zwei französische Schauspieler, welche einen gemeinsamen Sohn hatten. Der hat sich nun allerdings in San Francisco das Leben genommen und den längst getrennten Eltern je einen Brief zukommen lassen.
Sie sollen sich gemeinsam an sieben aufeinanderfolgenden Tagen zu den Sightseeing-Hotspots des Death Valley begeben, dann würden sie ihn noch einmal treffen können.
Es wird nie völlig klar, ob das eine elaborierte Rache des Sohns an seinen Eltern ist, ein echter Versuch zur postumen Versöhnung, oder bloss ein Plot für Nicloux, um Huppert und Depardieu ausgiebig miteinander reden zu lassen.
Und natürlich fragen sich auch Isabelle und Gérard, ob sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen sind, sich auf das Spiel überhaupt einzulassen.
Es ist eine Art Passionsweg, den die beiden Figuren da miteinander in der unerträglichen Hitze zwischen Motel-Pool und Wüstenparklplätzen gehen müssen. Und der Film hat etliche wunderbare Momente – vor allem, wenn er mit der Figuren-Realitätsebene spielt. Gérard wird am Pool von einem Amerikaner angesprochen, er sei doch dieser Schauspieler, der Name falle ihm bloss nicht gerade ein, und ob er ein Autogramm für seine Frau haben könne? Und Gérard unterschreibt pflichtschuldigst. Mit «Bob De Niro». Was dann später zur nächsten grossen Szene führt, als der wütende Amerikaner ihn zur Rede stellt, nachdem seine Frau ihn aufgeklärt hat.
Aber das eigentlich Highlight des Films ist Depardieu in seiner ganzen massiven Walfischhaftigkeit. Er spielt wie immer mit voller Hingabe, auch körperlich, und ist somit einmal mehr der rührende Koloss mit den traurigen Augen, der zärtliche Obelix.
«J’ai grossi», sagt er bei der ersten Begegenung mit seiner Ex-Frau entschuldigend. Sie meint, so lange es ihm wohl sei damit … worauf er ganz ernsthaft fragt, wie er sich denn wohlfühlen solle in seiner Massigkeit?
Isabelle Huppert spielt ähnlich zurückhaltend, bei ihr gerinnt das aber fast schon zu einer Selbstparodie. Die zusammengepressten Lippen, der dauernd vorwurfsvolle Blick, die schneidende Stimme, ja selbst ihr energisch staksender Gang, wirken auf Dauer unfreiwillig (oder absichtlich) komisch.
Der Film ist mit seinen etwas über neunzig Minuten mindestens eine halbe Stunde zu lang, und er verliert sich in einer Auflösung, die mehr Verlegenheitskonstruktion ist als Finale. Aber er hat mehr als einen starken Moment und als ironische Begegnung mit den beiden vielseitigsten französischen Filmstars überhaupt ist er durchaus befriedigend.