Berlinale 16: EUROPE, SHE LOVES von Jan Gassmann (Panorama)

© 2:1 Film, Zürich
© 2:1 Film, Zürich

Zwei „richtige“ Schweizer Filme laufen an der Berlinale. Beide im Panorama. Und einer, Europe, she loves, hat heute die Reihe Panorama Dokumente eröffnet. Dass ausgerechnet der Schweizer Jan Gassmann einen intimen Blick auf die Ränder Europas gewagt hat, mag verblüffen. Aber wie er es tut, verblüfft noch mehr.

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Jan Gassmann ist einer der Köpfe, welche die Schweiz mit Heimatland erfolgreich ins Chaos gestürzt haben. Für einmal war unser kleines apartes Land nicht im ruhigen Auge des Sturms, sondern mitten im Wirbel.
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Berlinale 16: HEDI (Inhebbek Hedi) von Mohamed Ben Attia (Wettbewerb)

Majd Mastoura (Hedi), Rym Ben Messaoud (Rim)
Majd Mastoura (Hedi), Rym Ben Messaoud (Rim)

Fünf Jahre nach der Revolutionswelle vom Dezember 2010 ist Tunesien zerrissen zwischen Aufbruch und Hoffnungslosigkeit, Dämmerung und Tradition. Ursprünglich habe er einen jungen Mann zwischen zwei Welten zeigen wollen, sagt Regisseur Mohamed Ben Attia.

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Aber die Idee war noch geprägt von der Aufbruchsstimmung des arabischen Frühlings. Und nun ist Hedi, der junge Mann ein beinahe verlorener Mensch. Zwar zeichnet er mit Leidenschaft surrealistische Comic-Panels. Aber sein Alltag wird von der Tradition bestimmt, von seiner extrem dominanten Mutter.

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Filmpodcast Nr. 459: Nichts passiert, Wie die anderen, Constantin Wulff

Devid Striesow in 'Nichts passiert' © Filmcoopi
Devid Striesow in ‚Nichts passiert‘ © Filmcoopi

Kino im Kopf mit Brigitte Häring. Ich habe den Schweizer Spielfilm Nichts passiert von Micha Lewinsky gesehen. Und Michael Senhhauser hat ein längeres Gespräch mit Constantin Wulff geführt, Regisseur der Kinderpsychiatrie-Dokumentation Wie die anderen Dazu eine Tonspur und die wöchentlichen Kurztipps.

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Berlinale 16: HAIL, CAESAR! von Joel und Ethan Coen (Eröffnungsfilm)

George Clooney in 'Hail, Caesar!' © Universal
George Clooney in ‚Hail, Caesar!‘ © Universal

Seit heute Abend ist es wieder so weit in der deutschen Hauptstadt: Die Welt ist zu Gast, Stars wie George Clooney und Meryl Streep auf dem Teppich, hunderte mehr auf den vielen, vielen Leinwänden der Berlinale. Und eröffnet werden die 66. Berliner Filmfestspiele heute Abend mit einer Komödie über das klassische Hollywood-System. Hail, Caesar! heisst der Film der Coen-Brüder, der nächste Woche auch bei uns im Kino anläuft.

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Would that it were so simple… Wenn es doch bloss so einfach wäre… einen englischen Satz richtig auszusprechen. Das denkt sich Cowboy-Darsteller Hobie Doyle, nachdem ihn das Studio in einen Smoking gesteckt und dem berüchtigten Starregisseur Laurence Laurentz als Leading Man aufgedrängt hat. Da sitzt der arme Hobie neben einer Southern Belle auf dem Divan und kann sich einfach nicht erklären, was der Regisseur mit dem «mirthless laugh» meinen könnte, mit dem «freudlosen Lacher», den er produzieren soll.

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Die Unverpassbaren, Woche 06 – 2016

'Wie die anderen' von Constantin Wulff
‚Wie die anderen‘ von Constantin Wulff

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. La loi du marché von Stéphane Brizé. Ein Langzeitarbeitsloser muss sich in seinem neuen Job entscheiden: Arbeit behalten, oder ein anständiger Mensch bleiben? Starkes, einfaches, direktes Sozialdrama.
  2. Nichts passiert von Micha Lewinsky. Thomas möchte nichts falsch machen und macht darum auch dann nichts richtig, als es bitter nötig wäre. Sechs Jahre nach Die Standesbeamtin ist Micha Lewinsky wieder auf der Bildfläche. Gereift und mit ganz anderen, differenzierteren Tönen.
  3. Wie die anderen von Constantin Wulff. Ein verblüffender und ermutigender Blick in die jugend- und kinderpsychiatrische Abteilung eines österreichischen Krankenhauses im Direct-Cinema-Stil. Behutsam, ehrlich, spannend.
  4. Suffragette von Sarah Gavron. Eine junge Frau im durchaus militanten Kampf für ihre Rechte. Ein Film mit Klassen- und Geschichtsbewusstsein, mit Carey Mulligan in der Hauptrolle und mit einem klugen Drehbuch, das mehr leistet, als bloss einen historischen Triumph zu glorifizieren.
  5. Die Schwalbe von Mano Khalil. Eine junge Schweizerin macht sich auf die Suche nach ihrem kurdischen Vater in  dessen Heimat und findet heraus, das Helden manchmal keine sind. Es mag elegantere Filme geben. Aber nur wenige, die so ehrlich wirken, so verzweifelt und zugleich so hoffnungsvoll.

Und im Filmpodcast morgen: Nichts passiert, Constantin Wulff, Wie die anderen

Filmpodcast Nr. 458: Suffragette, La loi du marché, Stéphane Brizé

Vincent Lindon und Stéphane Brizé © Xenix
Vincent Lindon und Stéphane Brizé © Xenix

Georges Wyrsch stellt den britischen Film Suffragette vor. Und ich habe Stéphane Brizé getroffen, den Regisseur von La loi du marché, jenem Film, der Vincent Lindon in Cannes den Darstellerpreis eingetragen hat. Dazu eine Tonspur. Und natürlich die Kurztipps.

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Die Unverpassbaren, Woche 05 – 2016

Carey Mulligan in 'Suffragette' © Pathé Films
Carey Mulligan in ‚Suffragette‘ © Pathé Films

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Suffragette von Sarah Gavron. Eine junge Frau im durchaus militanten Kampf für ihre Rechte. Ein Film mit Klassen- und Geschichtsbewusstsein, mit Carey Mulligan in der Hauptrolle und mit einem klugen Drehbuch, das mehr leistet, als bloss einen historischen Triumph zu glorifizieren.
  2. Die Schwalbe von Mano Khalil. Eine junge Schweizerin macht sich auf die Suche nach ihrem kurdischen Vater in  dessen Heimat und findet heraus, das Helden manchmal keine sind. Es mag elegantere Filme geben. Aber nur wenige, die so ehrlich wirken, so verzweifelt und zugleich so hoffnungsvoll.
  3. Anomalisa von Duke Johnson & Charlie Kaufman. Ein demotivierter Motivationstrainer findet über ihre Stimme eine Frau, die möglicherweise die Richtige ist. Ein Stop-Motion-Puppenfilm vom Meister verschroben-grossartiger Liebespoesie wie The Eternal Sunshine of the Spotless Mind.
  4. Comme un avion von Bruno Podalydès. Die Midlife-Crisis macht einen Mittfünfziger zum Mini-Odysseus im Kajak. Seine Penelope ermuntert ihn, und Calypso findet er schon in der nächsten Flussbiegung. Französisch charmant und leise komisch.
  5. The Revenant von Alejandro González Iñárritu. Leonardo di Caprios endloser Überlebenskampf, ein Schneewestern, ein Anlass, um Schrecken und Schönheit der Natur in grandioser Kunstfertigkeit zu monumentalisieren.

Und im Filmpodcast morgen: Suffragette,  Stephane Brizé und La loi du marché

Verstorben im Januar 2016

(v.l.) Michel Galabru, Vilmos Zsigmond, Ettore Scola, David Bowie in 'Labyrinth', Ruth Leuwerik, Jacques Rivette mit Emmanuelle Béart
(v.l.) Michel Galabru, Vilmos Zsigmond, Ettore Scola, David Bowie in ‚Labyrinth‘, Ruth Leuwerik, Jacques Rivette mit Emmanuelle Béart

Das Kino ist zwar eine junge Kunst, aber sie ist ins Alter gekommen. Natürlich sterben nicht mehr Menschen rund um den Film als überall sonst. Aber unsere Popkultur, die ab den 1950er Jahren global aufblühte, hat das Alter erreicht, in dem Abschiede häufiger werden. Zu den grossen Namen, die uns im Januar 2016 verlassen haben gehörten der Schauspieler und Regisseur Alan Rickman, Sänger, Musiker und Schauspieler David Bowie, der italienische Regisseur Ettore Scola, Kameramann Vilmos Zsigmond (u.a. The Deer Hunter), die deutsche Schauspielerin Ruth Leuwerik, der knorrige französische Schauspieler Michel Galabru und schliesslich der einzigartige Jacques Rivette, der uns unvergessliche Filme wie La belle noiseuse hinterlässt.

Nach dem Sprung folgt eine Liste von 223 im Januar Verstorbenen aus der Filmwelt, sortiert nach geschätztem Bekannheitsgrad und jeweils direkt verlinkt in die IMDb:

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