Pünktlich zum Festivalbeginn morgen Mittwoch ist an der Côte d’Azure Regen angekündigt. Macht nichts: Das diesjährige Festivalplakat, ein Bild aus Le mépris von Jean-Luc Godard, enthält genügend Sonnenlicht und dazu den ganzen Filmtempel-Brimborium, den wir hier stets nur halbironisch zelebrieren.
Während wir Journalisten Termine büscheln, Interviews absprechen und seelisch mit kleineren oder grösseren Wechseln in der langjährigen Festivalroutine hadern (es gibt nun zwei Pressevorführungen der Morgenfilme um 08.30 Uhr, einen wie bisher im riesigen Lumière-Kino und parallel dazu eine zweite in der nicht ganz so riesigen, aber immer noch riesigen Salle Debussy – wie soll man sich da entscheiden?), sind überall im sogenannten Village International, dem grossen Filmmarkt im Keller und in den Pavillons um und hinter dem Palais, Handwerker noch am Schrauben und Teppich verlegen.
Und die rechtmässigen Mieter der Stände, Filmverkäufer und nationale Filmpromotionsagenturen wie Swissfilms oder ihr Äquivalent aus Kanada (sie sind Nachbarn hier am Strand von Cannes), sind auch überall am Einrichten, Plakate aufhängen, Sitzecken für Gespräche mit Produzenten und Filmeinkäufern büscheln.
Am Stand der Südkoreaner herrscht noch Ruhe vor dem Sturm. Aber das Plakat für Park-chan Wooks The Handmaiden dominiert bereits:
Am israelischen Stand ist noch nicht viel auszumachen, die beiden Grossbildschirme verkünden bloss No Signal. Und das ist wahrscheinlich weder ein Filmtitel noch ein Kommentar zu eventuellen politischen Verhandlungen:
Überall draussen wuseln begeisterte Touristen herum, machen Selfies vor dem Palais und den Jachten im Hafen. Gleichzeitig ist allenthalben erhöhte Vorsicht zu spüren. Die Kontrollen am Flughafen von Nizza sind deutlich schärfer als in früheren Jahren, jeder Pass wird eingescannt, Koffer scharf beäugt.
Und auch die Zutrittskontrollen zum Palais sind offensichtlich noch einmal verschärft worden. Frankreich ist nervös und sein global medial sichtbarster Event soll möglichst nur seine eigenen Schlagzeilen machen.