Cannes 16: MONEY MONSTER von Jodie Foster (ausser Konkurrenz)

George Clooney als Host der Börsenshow 'Money Monster' © Disney
George Clooney als Host der Börsenshow ‚Money Monster‘ © Disney

Wenn ein junger Mann mit Pistole und Sprengstoffweste die Live-Sendung eines TV-Börsengurus kapert, ergänzen sich Thrill und Satire so professionell wie George Clooney und Julia Roberts unter der Regie von Jodie Foster.

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Der grösste Teil der US-amerikanischen TV-Sendungen ist schon seit Jahren kaum mehr parodierbar, weil der Irrwitz der Show längst jeden journalistischen Standard abgewürgt hat. Das weiss auch Produzentin Patty Fenn (Juia Roberts) welche seit Jahren die Börsen-Show des smarten Lee Gates (George Clooney) verantwortet.

Julia Roberts ist die Show-Produzentin Patty Fenn © Disney
Julia Roberts ist die Show-Produzentin Patty Fenn © Disney

Eigentlich hat sie gekündigt, um endlich wieder etwas sinnvolleres machen zu können. Aber als die Show von einem wütenden jungen Mann vor laufender Kamera gestürmt wird, läuft Patty in der Regie zu Hochform auf und mit ihr der längst abgelöschte Lee Gates, dem sie über seinen Knopf im Ohr Anweisungen geben kann, die der bewaffnete Eindringling nicht hört.

Money Monster ist einerseits ein Standard-Geisel-Thriller mit Negotiator und Scharfschützen, externen Angehörigen und internen Verwicklungen. Andererseits geht es beim Wettlauf um die Zeit und die allfällige Zufriedenstellung des aufgebrachten Eindringlings auch darum, für einmal wieder journalistische Arbeit zu leisten, zu recherchieren und die richtigen Leute zu befragen.

Denn was den jungen Kyle Budwell (Jack O’Connell) so aufgebracht hat, ist ein angeblicher Fehler in einem High-Speed-Trading-Computerprogramm, das hundertausende von Kleinanlegern um insgesamt 800 Millionen Dollar gebracht hat. Kleinanleger notabene, die aufgrund einer Empfehlung von Lee Gates investiert hatten.

So wird Money Monster (das ist eigentlich der Name von Gates‘ Show) neben dem Geisel- und Fernsehthriller auch noch zum Finanz- und Computer-Krimi. Dass das Publikum mit all dem nicht überfordert wird, dafür sorgt einerseits ein recht stringentes Drehbuch. Mehr noch aber jene Aneinanderreihung von menschlichen Begegnungen und Reibereien, welche so schwer in der richtigen Gewichtung genutzt werden können.

Lee Gates (George Cloney) wird gebremst © Disney
Lee Gates (George Cloney) wird gebremst © Disney

Die Exposition der Studiosituation gelingt jedenfalls besser, als die Skizzierung der komplexen Finanzsysteme. Und als noch komplizierter erweist sich die Notwendigkeit, in Echtzeit aus einem Fernsehstudio heraus relevante Fakten zu recherchieren. Da behilft sich das Skript denn auch mal mit isländischen Hackern und koreanischen Programmierern, welche die Informationslücken mit hergezauberten Fakten füllen.

Es ist wohl der Regie von Jodie Foster und dem eingespielten Team Roberts-Clooney zu verdanken, dass man über allenfalls halb plausible Momente problemlos hinwegsehen mag. Der Film bleibt durchgehend spannend und bietet genügend Überraschungsmomente, dass man sich gerne treiben lässt.

Money Monster startet in den Schweizer Kinos via Disney am 26. Mai

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