Cannes 16: SIERANEVADA von Cristi Puiu (Wettbewerb)

Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora
Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora

Vierzig Tage nach dem Tod seines Vaters trifft sich die Familie des 40jährigen Arztes Lary in der Wohnung der Eltern in Bukarest zu einer Gedächtnisfeier. Weder die Feier noch das geplante Essen verlaufen wie erhofft.

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Ziemlich genau in der Mitte dieses 173 Minuten langen Familienfeierdramas schliesst ein Pope eine lange Anekdote mit der Bemerkung, Kürze sei die Seele des Witzes. Seine Geschichte hatte sich darum gedreht, wie er beinahe der Versuchung erlegen sei, daran zu glauben, die Wiederkehr Christi sei bereits unbemerkt von den Menschen erfolgt und jede Rettung damit verloren.

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Cannes 16: CAFÉ SOCIETY von Woody Allen (Eröffnungsfilm)

Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in 'Café Society' von Woody Allen © frenetic
Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in ‚Café Society‘ von Woody Allen © frenetic

Woody Allens jüngster Film ist altersmilde, nostalgisch, zuweilen leicht komisch und jederzeit wunderschön gefilmt. Die bittersüsse Liebesgeschichte wird die Welt nicht erschüttern.

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In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts kommt der junge Jude Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) aus der New Yorker Bronx nach Hollywood zu seinem Onkel Phil (Steve Carell), einem erfolgreichen Schauspieler-Agenten.

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Cannes 16: Es kann losgehen

Affiche Cannes 2016

Pünktlich zum Festivalbeginn morgen Mittwoch ist an der Côte d’Azure Regen angekündigt. Macht nichts: Das diesjährige Festivalplakat, ein Bild aus Le mépris von Jean-Luc Godard, enthält genügend Sonnenlicht und dazu den ganzen Filmtempel-Brimborium, den wir hier stets nur halbironisch zelebrieren.

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Während wir Journalisten Termine büscheln, Interviews absprechen und seelisch mit kleineren oder grösseren Wechseln in der langjährigen Festivalroutine hadern (es gibt nun zwei Pressevorführungen der Morgenfilme um 08.30 Uhr, einen wie bisher im riesigen Lumière-Kino und parallel dazu eine zweite in der nicht ganz so riesigen, aber immer noch riesigen Salle Debussy – wie soll man sich da entscheiden?), sind überall im sogenannten Village International, dem grossen Filmmarkt im Keller und in den Pavillons um und hinter dem Palais, Handwerker noch am Schrauben und Teppich verlegen.

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Filmpodcast Nr. 471: Das Leben drehen, Trois souvenirs de ma jeunesse

Quentin Dolmaire und Lou Roy-Lecollinet in 'Trois souvenirs de ma jeunesse' © xenix
Quentin Dolmaire und Lou Roy-Lecollinet in ‚Trois souvenirs de ma jeunesse‘ © xenix

Brigitte Häring hat die Schweizer Drehbuchautorin und Filmemacherin Eva Vitija getroffen und mit ihr über ihren Familien-Dokfilm Das Leben drehen gesprochen. Und ich in Paris mit Arnaud Desplechin über seine Trois souvenirs de ma jeunesse. Eine Tonspur lege ich auch wieder aus. Und die Kurztipps.

Hören:

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Die Unverpassbaren, Woche 18 – 2016

Der filmende Vater Joschy Scheidegger: 'Das Leben drehen' © filmcoopi
Der filmende Vater Joschy Scheidegger: ‚Das Leben drehen‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Trois souvenirs de ma jeunesse von Arnaud Desplechin. Zwanzig Jahre nach seiner erfolgreichen Selbst- und Freundes-Reflexion Comment je me suis disputé (ma vie sexuelle) bastelt sich der Regisseur eine semifiktionale Vorgeschichte.
  2. Das Leben drehen von Eva Vitija. Ein Dokumentarfilm über den manisch familienfilmenden Vater der Schweizer Filmemacherin. Keine Abrechnung, sondern eine gelungene Liebeserklärung mit eingebauter Teufelsaustreibung.
  3. Wild von Nicolette Krebitz. Die Frau und der Wolf. Provokativ realistisch, verstörend traumartig, eine Selbstauswilderung.
  4. Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg. Eine Wohngemeinschaft in den 70er Jahren, ein soziales Experiment mit fröhlichen und schmerzlichen Erkenntnissen, ein Spielfilm mit grossen Momenten und einem wunderbaren Ensemble.
  5. Tinou von Res Balzli. Eine Geschichte vom Saufen, vom Träumen und vom Sterben. Eine melancholisch-poetische Hommage an Kurt Früh, die Stadt Bern, das Leben, die Schweizer Filmemacher der letzten dreissig Jahre. Schwarzweiss, farbig, verspielt, liebevoll.

Und im Filmpodcast morgen: Trois souvenirs de ma jeunesse, Das Leben drehen, Arnaud Desplechin, Eva Vitija.

Verstorben im April 2016

Für den April 2016 listet die IMDb 155 Verstorbene. Am meisten Aufmerksamkeit bekam in diesem Monat das Musik-Genie Prince. Seine Stärke war allerdings nicht das Kino, Filme wie Purple Rain (1984),  Under the Cherry Moon (1986) oder Grafitti Bridge (1990) waren zwar Prince-zentrierte Gesamtkunstwerke, aber letztlich bloss Vehikel für die Musik, welche ihrerseits ein viel stärkeres Kino evozierte. Dafür bewies er mit dem Soundtrack zu Tim Burtons Batman von 1989, dass eigens komponierte Rockmusik tatsächlich auch dann als dramatischer Score funktionieren kann, wenn die einzelnen Stücke keine vorausgehende Publikumsprägung mitbringen. Musiker mit Kinoverbindungen sind übrigens im April noch einige verstorben, etwa Gato Barbieri, Merle Haggard oder Papa Wemba.

Für Bond-Fans war auch der Tod des immerhin 93jährigen britischen Regie-Routiniers Guy Hamilton ein April-Marker. Mit vier Bond-Filmen hat er die zwei stärksten Bond-Perioden geprägt, zunächst 1964 mit dem Klassiker Goldfinger und 1971 mit Diamonds are forever die Ära Sean Connery, danach gingen mit Live and Let Die und The Man with the Golden Gun zwei der stärkeren Roger-Moore-Bonds auf sein Konto. Hamilton war einer der letzten Vertreter des klassischen britischen Studio-Handwerks aus den goldenen Zeiten des britischen Unterhaltungs-Kinos.

Ronit Elkabetz mit Sasson Gabai in 'The Band's Visit' von 2007 © Xenix
Ronit Elkabetz mit Sasson Gabai in ‚The Band’s Visit‘ von 2007 © Xenix

Mit bloss 51 Jahren ist die israelische Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Ronit Elkabetz viel zu früh verstorben. Viele haben sie wohl noch in Erinnerung als Dina in The Band’s Visit von Eran Kolirin. Zuletzt hat sie zusammen mit ihrem Bruder mit Gett den Abschluss ihrer erschütternden Scheidungs-Trilogie auf die Leinwand gebracht.

Nach dem Sprung folgt eine Liste von 155 im März Verstorbenen aus der Filmwelt, sortiert nach geschätztem Bekanntheitsgrad und jeweils direkt verlinkt in die IMDb:

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