Locarno 16: LA PRUNELLE DE MES YEUX von Axelle Ropert (Wettbewerb)

Bastien Bouillon, Melanie Bernier 'La prunelle de mes yeux'
Bastien Bouillon, Melanie Bernier ‚La prunelle de mes yeux‘

Nichts gegen Komödien im Wettbewerb, auch wenn Humor noch stärker Geschmackssache ist als Filme. Aber diese französische Zuckerwatte müsste man nicht nur vor Regen schützen, sondern auch vor uns cinephilen Kritikern in Locarno. Das Filmchen hätte besser auf die Piazza Grande gepasst.

Pardobalken2016

Da leben zwei griechische Brüder in Frankreich und suchen ihr Auskommen als Rebetiko-Spieler. Im gleichen Haus wohnen zwei Schwestern, von denen die eine blind ist. Sie und der eine der Exil-Griechen geraten im Fahrstuhl aneinander, steigern die gegenseitigen Beschimpfungen, bis allen ausser ihnen klar ist, dass sie sich verliebt haben.

Aber da hat der Mann schon selber den Blinden gegeben und nun findet er aus dem bösen Spiel nicht mehr heraus. Wie soll er der Frau, als sie sich endlich gefunden haben, erklären, dass er doch sehen kann?

Im Prinzip ist das eine High Concept Komödie, ein Vehikel, das einen einzigen Einfall auskostet. Regisseurin Axelle Ropert hat Erfahrung mit Drehbüchern, sie hat gute, frische Darsteller und mit Melanie Bernier eine Hauptdarstellerin, die aussieht wie die junge Jacqueline Bisset.

Aber die meisten der skurrilen Begegnungen und Figuren bleiben Konzepte, Papierideen, die nicht nur gute Schauspieler, sondern Genies mit der Ausstrahlung eines Peter Sellers bräuchten, um wirklich zum Leben zu erwachen.

So funktioniert die Arte-Produktion wahrscheinlich ganz gut für einen netten Fernsehabend, vielleicht sogar im Kino. Aber nicht wirklich im Umfeld des Wettbewerbs von Locarno, in dem sich stets auch viel Anstrengendes und Herausforderndes findet. Beides hat La prunelle de mes yeux nicht zu bieten: Keine Anstrengung und keine Herausforderung. Dafür könnte man auch dankbar sein. Wenn man sich lange genug an den Film erinnern könnte.

Axelle Ropert
Axelle Ropert

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