Die Unverpassbaren, Woche 44 – 2016

Adèle Haenel ist die Ärztin Jenny Davin in 'La fille inconnue' © Xenix
Adèle Haenel ist die Ärztin Jenny Davin in ‚La fille inconnue‘ © Xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Die Geträumten von Ruth Beckermann. Die grosse österreichische Dokumentarfilmerin rekonstruiert die dramatische Dichter-Liebe zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan mit spielerischer Leichtigkeit als beobachtete, inszenierte und präzise mäandrierende Lesung aus dem Briefwechsel. Streng, witzig, grossartig.
  2. La fille inconnue von Jean-Pierre & Luc Dardenne. Auch wenn die Dardenne Brüder mit dieser Mischung aus realistischem Moraldrama und Sozialkrimi zum ersten Mal so etwas wie Routine erreicht haben, spielt das Drama um eine prinzipienreitende Ärztin im freien Fall noch immer auf höchstem Niveau.
  3. Wild Plants von Nicolas Humbert. Pflanzen Pflanzen als stiller politischer Akt. Wachstum und Vergehen als Spiegel des Lebens. Ein poetisch-musikalisches Sinngedicht, das Geduld fordert und belohnt.
  4. A Dragon Arrives! von Mani Haghighi. Bilder wie von Antonioni, Plot-Spiele wie bei David Lynch, ein iranischer Wüsten-Friedhofs-Neo-Noir-Meta-Film, den man am liebsten pfeiferauchend immer wieder von vorne sehen möchte.
  5. American Honey von Andrea Arnold. Die junge Star schliesst sich einer wilden Truppe fliegender Zeitungsaboverkäufer an. Ein Roadmovie mit weiblicher Perspektive, Stammesritualen und realistisch verklärter On-the-Road-Romantik. Paradox, quasi-dokumentarisch, hinreissend.

Und morgen im Filmpodcast: La fille inconnue, Die Geträumten und Tobias Weber zu Late Shift.

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