Wie es aussieht, legt es das Jahr 2016 darauf an, noch möglichst viele der Menschen abzuberufen, die unsere Jugend und Kinoerinnerungen geprägt haben. Wie der trigon-Verleih mitteilt, ist einen Tag vor seinem 72. Geburtstag in Buenos Aires in der Weihnachtsnacht der Filmemacher Eliseo Subiela gestorben. No te mueras sin decirme adónde vas, Stirb nicht, ohne mir zu sagen, wohin du gehst, war einer seiner Filme, die vom Träumen des Lebens erzählen und davon, dass die geliebte Person nicht gehen soll, ohne zu sagen, wohin.
Eliseo Subiela begann 1964 als Regieassistent von Leonardo Favios Crónica de un niño solo und assistierte Fernando Solanas und Octavio Getino beim heimlichen Dreh ihres nicht nur kontinental wichtigen Pamphlets La hora de los hornos. Sein Kurzfilm Didáctico sobre las armas del pueblo vereinte Aufnahmen sozialer Zustände mit dem von Palito Ortegas gesungenen «Gracias a Dios». Darauf folgten Spielfilme, die um die Welt gingen und Eliseo Subiela zu einer der Schlüsselfiguren des argentinischen Kinos werden liessen, darunter: La conquista del paraíso (1980), Hombre mirando al sudoeste (1986), Últimas imágenes del naufragio (1989), El lado oscuro del corazón (1992), der erwähnte No te mueras sin decirme adónde vas (1995), Despabílate amor (1996) oder Pequeños milagros (1997).
Seine Filme tasteten die fliessenden Grenzen zwischen Sein und Schein ab, lockerten die Realität mit Träumen auf, die in ihr wahr wurden. Früh setzte er sich mit der modernen Kommunikation auseinander und integrierte zu einer Zeit, da das noch kaum Thema war, eine Webcam in einen Spielfilm (Pequeños milagros). Die Sehnsucht nach einem Gegenüber, die Liebe, ihre Grenzen: Elemente, die Eliseo Subiela ein Leben lang umtrieben. Er leitete eine Filmschule in Buenos Aires und bildete zahlreiche Filmschaffende aus, die er in den letzten Jahren stark in seine eigenen Regiearbeiten einbezog. Mit Studierenden realisierte er unter anderem 2012 Paisajes devorados, der sich um den anderen grossen Träumer des argentinischen Kinos drehte: Fernando Birri. In den letzten Monaten bereitete er nicht nur einen neuen Spielfilm vor, zusammen mit dem argentinischen Regieverband arbeitete er intensiv an der Digitalisierung seiner Filme, die bei trigon-film neu herauskommen werden.
In meiner eigenen kurzen Zeit beim trigon-Verleih hatte ich immer gehofft, den Regisseur persönlich kennen zu lernen. Aber das Jahr war zu kurz und danach hat es sich nie mehr ergeben.