THE PARTY von Sally Potter

Patricia Clarkson und Bruno Ganz in ‚The Party‘ von Sally Potter © filmcoopi

Eine Gruppe von Freundinnen und Freunden feiert die Ernennung einer der ihren zur Ministerin, bis die Party aus dem Ruder läuft. Eigentlich hat Janet zu einer kleinen Party geladen, um zu feiern, dass sie endlich ein Ministeramt ergattern konnte.

Und ja klar, das sei eine enorme Verantwortung, gurrt Janet ins Telefon. «Enorm!» äfft sie ihr Ehemann Bill im Wohnzimmer nach.

Kristin Scott Thomas spielt Janet, Timothy Spall ist ihr Ehemann Bill. Und ähnlich wie die Freundinnen und Freunde, die allmählich eintreffen, ist Bill nur mässig begeistert vom neuen Status seiner Frau.

Janets beste Freundin April (Patricia Clarkson) gratuliert ihr zwar, aber nicht ohne die giftige Bemerkung, dass Janets Oppositions-Partei trotzdem völlig verkommen und nutzlos sei.

Cherry Jones Timothy Spall Bruno Ganz und Patricia Clarkson in ‚The Party‘ von Sally Potter © filmcoopi

Und so geht es weiter. Alle Freunde von Janet und Bill haben ihre eigene Agenda. Und alle repräsentieren die mehr oder weniger erfolgreichen liberal-intellektuellen Altersgenossen der 67-Jährigen Regisseurin Sally Potter.

Und samt und sonders sind sie zuckersüss und giftig, etwa wenn Martha (Cherry Jones), eine der Freundinnen, erklärt, sie und ihre deutlich jüngere Lebenspartnerin würden nun endlich Drillinge erwarten und April ungerührt fragt, ob sie damit nun einfach angeben wolle, oder ob das schon ein Hilferuf sei?

Sally Potter inszeniert ein packendes und böses kleines Kammerspiel, ausgesprochen filmisch, in schwarzweiss und mit der Kamera meisterhaft die wenigen Räume der schicken Wohnung durchmessend.

Timothy Spall in ‚The Party‘ von Sally Potter © filmcoopi

Das Ensemble spielt mit diebischer Freude, neben Kristin Scott Thomas und Timothy Spall brillieren insbesondere Patricia Clarkson und endlich auch wieder einmal Bruno Ganz.

Der hat eine ganz besonders dankbare – oder undankbare, je nach Perspektive – kleine Rolle bekommen. Er spielt Aprils esoterisch-schwurbeligen deutschen Freund Gottfried, dem seine Freundin dauernd ins Wort fällt, ob er nun das Wunder der Empfängnis preist, oder den starken Mann hinter der erfolgreichen Janet: «Shut up, Gottfried!»

The Party ist ein kleines Kinojuwel. Gedreht wurde in nur zwei Wochen, jenen zwei Wochen notabene, in denen die Briten über den Brexit abstimmten. Entsprechend giftig fällt denn auch die unterschwellige Abrechnung mit der hilflosen britischen Labour-Party aus.

Im Herzen des Films aber steckt die Spielfreude und der Schalk aller Beteiligten, die sich und ihre Alters- und Geistesgenossen mit Vergnügen auf die Schippe nehmen.

Bis hin zu Bruno Ganz, der im Februar anlässlich der Berlinale-Premiere von The Party erklärte, er habe seinen esoterischen Gottfried so gespielt, um Angela Merkel eine Freude zu machen. Ihr einen herzensguten Deutschen zu zeigen, das sei sein Ziel gewesen, schliesslich seien die Deutschen ja nun (wegen Merkels Flüchtlingspolitik) jetzt alles gute Menschen.

Dass Ganz, der Schweizer, dabei von «wir», den Deutschen, sprach, ist einerseits selbstverständlich für den Schauspieler, der auf deutschen Bühnen wirklich gross geworden ist. Und gleichzeitig bezeichnend für den versöhnlich-ironischen Ton, der die Giftigkeit von Sally Potters Generationen-Selbstporträt nicht nur erträglich, sondern auch berührend und enorm unterhaltend macht.