Eine hochdramatische Liebesgeschichte zwischen einem Maler und der schönen Frau eines reichen holländischen Kolonialwaren-Grosshändlers… und das ganze vor dem Hintergrund der ersten grossen Spekulations- und Börsenblase der Welt, dem sogenannten Tulpen-Fieber im Holland des 17. Jahrhunderts. Das klingt doch nach einem guten Kinoabend. Schön wär’s.
Im 17. Jahrhundert begann halb Holland mit Tulpenzwiebeln zu handeln. Mit der Spekulation auf besonders exotische Farbkombinationen werden über Nacht Vermögen gemacht — und eben so schnell auch wieder verloren.
Die Britische Drehbuch- und Romanautorin Deborah Moggach hat vor diesem historischen Szenario der ersten grossen Volks-Börsen-Spekulation eine hochdramatische Liebesgeschichte angesiedelt.
Die schöne junge Frau eines nicht mehr ganz jungen, dafür sehr vermögenden Gewürze-Grosshändlers verliebt sich unrettbar in den jungen Porträtmaler, den der Gatte für ein repräsentives Paar-Gemälde ins Haus geholt hat.
Tulip Fever ist 1999 erschienen und der wilde Roman wurde fast sofort als heisser Filmstoff gehandelt. Allerdings erwies sich die Rekonstruktion eines nur halbwegs authentischen historischen Amsterdam als viel zu teuer, so blieb das Filmprojekt jahrelang ein Spekulationsobjekt, ein möglicher Kino-Hit, verborgen im Lager-Keller genau so wie die unscheinbaren Tulpen-Zwiebeln, von denen im Film niemand sagen kann, ob sie in simplem Weiss erblühen werden oder in exotischen Farbkombinationen.
Schliesslich wurde der renommierte britische Dramatiker Tom Stoppard für eine Drehbuchüberarbeitung angeheuert und ein ganzes Ensemble illustrer Schauspiel-Stars für die tragenden Rollen. Dame Judi Dench spielt eine weise alte Äbtissin, der Österreicher Christoph Waltz den unglücklichen reichen Händler, die schöne Schwedin Alicia Vikander seine junge Frau und Supermodel Cara Delevigne eine diebische Hure.
Leider hilft das alles nichts, die reichen Zutaten enden in einem eben so überfüllten wie gepflegt langweiligen Film. Dabei hätte die dramatisch komplexe Geschichte viel zu bieten … zu viel, wie sich im Kino zeigt: Tulip Fever hätte mit dieser Besetzung und diesem Stoff einen wunderbaren Mehrteiler oder gar eine Serie ergeben.
Um den ganzen Plot aber in 106 kinotauglichen Minuten zu erzählen, setzen Drehbuch und Regie auf eine Highlight-Parade und verzichten auf fast jede dramatische Figurenbegegnung.
Noch vor zehn Jahren wäre das wenigstens als Ausstattungsfilm mit Schauswerten durchgegangen. Heute beweist Tulip Fever vor allem, dass das Erzählkino auf gezielte Reduktion setzen muss, will es gegen die übermächtigen Serien bestehen. Den für das klassische „mehr von allem“ Rezept ist das Serienformat einfach besser geeignet.