Berlinale 18: 3 TAGE IN QUIBERON von Emily Atef (Wettbewerb)

Charly Hübner, Marie Bäumer © Rohfilm Factory

Für die riesige Romy-Schneider-Fangemeinde kommt dieser melancholisch-sehnsüchtige Schwarzweiss Film gerade richtig. Die Fotos von Robert Lebeck haben viel zur Legende Romy Schneider beigetragen, zum Bild der leidenschaftlichen, traurigen, sehnsüchtigen, zu früh Verstorbenen.

Das Interview, dessen Entstehung hier über 115 mitunter doch etwas lange Minuten re-imaginiert wird, existiert. Stern-Reporter Michael Jürgs hat sich anlässlich der Filmankündigung vor ein paar Wochen selber noch einmal daran erinnert, er ist auch der Autor einer der Romy-Schneider-Biographien. Geführt hatte er das Gespräch mit Unterbrüchen über die besagten drei Tage hinweg 1981.

Marie Bäumer © Rohfilm Factory

Was Emily Atef mit Marie Bäumer als Romy Schneider und Charly Hübner als Lebeck inszeniert, ist schön austariert und von Kameramann Thomas W. Kiennast Lebecks Fotografien nachgestaltet. Wir erleben eine unglückliche, rauchende, trinkende, schlaflose Romy Schneider.

Ihr Lebenshunger scheint stets grösser als ihre Vernunft, ihr Mitteilungs- und Anlehnungsbedürfnis stärker als ihre negativen Erfahrungen mit der Presse, und zwischen ihr und dem abgebrühten, zynischen Journalisten steht bloss ihre Freundin Hilde (Birgit Minichmayr).

Marie Bäumer, Birgit Minichmayr © Rohfilm Factory

Selbst der Fotograf Lebeck, ein Freund, ist mit seiner Kamera gleichzeitig Vampir und Suchtbefriediger, seine Bilder helfen Romy Schneider zu einem Selbstbild, einer Selbstversicherung, die sie offensichtlich braucht.

Das ist über weite Strecken sehr eingängig inszeniert, die Interviewsequenzen sind dicht und schmerzvoll, eine nächtliche Beizentour wird zudem von einem hinreissenden Denis Lavant als Gossenpoet aufgehübscht.

Marie Bäumer © Rohfilm Factory

Aber das Problem dieses Film ist das gleiche wie bei allen Suchtfilmen: Man begreift sehr schnell, wie der Teufelskreis funktioniert, und spätestens beim dritten Durchgang wird man ungeduldig.

«Du hast schon so viel getrunken,» mahnt Hilde, «nimm jetzt nicht auch noch Schlaftabletten.»

Marie Bäumer © Rohfilm Factory

Marie Bäumer ist eine überzeugende, prächtige verletzliche Romy. Aber Birgit Minichmayr hat ihrer undankbaren Rolle zum Trotz die stärkere Leinwandpräsenz. Vielleicht muss das auch so sein, schliesslich spielt Bäumer den Mythos und die Frau zugleich, Minichmayr dagegen eine uns unbekannte Figur.

3 Tage in Quiberon dürfte für all jene, die nicht der Sissi nachseufzen, sondern der so wunderbar unglücklichen, leidenschaftlich liebenden und lebenden Romy Schneider, alle ihre Sehnsüchte befriedigen und zugleich etwas zurechtrücken.

Marie Bäumer als Romy Schneider © Rohfilm Factory

Als weiterer Baustein der Romy-Legende ist dieser Film solide und eingängig. Als menschliches Drama und Situationskonstruktion kommt er allerdings genau vom Mythos Romy nicht los. Auch ihre Darstellung als selbstverzehrende, unsichere, leidenschaftliche und darin furchtlose Frau nährt sich von dem, was der Film auch hinterfragen könnte.

Das er das nicht so ganz wirklich will, macht vor allem die Musik deutlich.

Regisseurin Emily Atef © Rohfilm Factory

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