Berlinale 18: KHOOK (Schwein) von Mani Haghighi (Wettbewerb)

Hasan Majuni © trigon

Dieser Film ist so forciert verrückt, dass auch ein Einstiegskalauer erlaubt sein soll: Das Schwein ist eine Farce auf Farsi, in einem Teheran, das wir so noch nie gesehen haben, und das es so wohl auch nicht wirklich gibt.

Haghighi kann durchaus fein und leise, das hat er unter anderem mit Modest Reception bewiesen, jener sanften Satire über die Schwierigkeiten, Geld los zu werden.

Aber jetzt ist das Schwein los, beziehungsweise, Filmemacher Hasan hat keines mehr. Er kriegt keine Drehbewilligung mehr, weil seine Filme den Sittenwächtern ein Dorn im Auge sind. Und jemand bringt seine Freunde und Konkurrenten um, die anderen iranischen Filmemacher.

Hasan Majuni © trigon

Meist findet man nur den abgetrennten Kopf, mit dem in die Stirn geschnittenen Schriftzug «Schwein».

Abgesehen davon, dass Hasans Hauptdarstellerin und Geliebte zum Konkurrenten gwechselt hat, weil der eben eine Drehgenehmigung hat, kann Hasan nicht verstehen, warum ausgerechnet er noch nicht enthauptet worden ist. Ist er doch der einzige wirklich grosse Filmemacher im Iran.

Als dann sogar Mani Haghighi unter den Opfern ist und Hasan immer noch lebt, steigert sich seine ohnehin cholerische Natur ins Explosive.

Leila Hatami, Hasan Majuni © trigon

Khook ist ein knallbunter Mix aus Revue-Fantasie und Rockoper-Elementen. Hasan trägt AC/DC-T-Shirts und andere Hardrock-Paraphernalien, in seinem Büro hängt ein riesiges Poster von Angus Young und in einer Deliriums-Sequenz spielt er eines der Grossen AC/DC Intros auf einem Tennisschläger.

Wahrscheinlich steckt in dem Film viel mehr Satire, als unsereins ausserhalb des Irans zu entziffern vermag. So ist wohl die Darstellung der Kultur- und Filmemacher-Szene als dekadente Hollywood-Reichtums-Gesellschaft mit Prunkvillen ein doppelter Treppenwitz.

Und wenn der Inspektor, der die Morde aufklären soll Hasan erklärt, er könne ihm schon bestätigen, dass er zur Tatzeit in Untersuchungshaft gewesen sei – aber ihm würde man das ja auch nicht glauben, dann steckt da wohl etliches subversives Potential.

Manchmal erinnert der Film an die Pink-Panther-Serie, mit dem cholerisch-eitlen Hasan in der Peter Sellers Rolle. Und manchmal ist einfach alles etwas zu viel.

Hasan Majuni, Parinaz Izadyar © trigon

Schliesslich packt Haghighi noch eine Instagram-Social-Media-Influencer-Shitstorm-Lage auf die ganze Erzählung und schliesst damit den Kreis zur ersten Einstellung des Films, welche vier fröhliche Schulmächen in einer Reihe untergehakt auf einem Teheraner Bürgersteig gehend zeigt, jede mit Smartfon in der Hand und alle vier aufgeregt schnatternd – bis sie abrupt vor dem ersten abgetrennten Kopf zu stehen kommen.

Wahrscheinlich packt der Film zu viel auf einmal an, das explosive Gemisch aus Satire und Komödie dreht heftig auf und strengt ziemlich an. Aber gleichzeitig wird man das Gefühl nicht los, dass mit ortskundiger Führung aus dem ganzen Trubel noch viel mehr herauszulesen wäre und unsereins wohl viel zu früh die Waffen streckt und sich dem methodischen Irrsinn ergibt.

Mani Haghighi © trigon

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