The Queen Flew Over the Cuckoo’s Nest. Nein, echt jetzt! Claire Foy, die uns als Elizabeth II in den ersten 20 Episoden von The Crown begeistert hat, hat im jüngsten Soderbergh einen an der Waffel.
Sawyer Valentini heisst die junge Frau, die aus Boston weggezogen ist, um einem persistenten Stalker zu entkommen. Sie arbeitet in einer Bank, weicht den zweideutigen Angeboten ihres Vorgesetzten kühl aus und sucht sich am Abend in einer Bar einen Mann für eine Nacht.
Allerdings schmeisst sie den armen Kerl gleich wieder aus der Wohnung nach dem ersten Kuss im Eingangsbereich. Was genau ihre Panik ausgelöst hat, ist noch nicht klar.
Am nächsten Tag lässt sie sich zu einer Klinik fahren, in der Hoffnung, im Gespräch mit einer Psychiaterin etwas von ihrer latenten Panik ablegen zu können.
Das Gespräch verläuft gut, die Frau gibt ihr noch ein paar Standard-Formulare zu unterzeichnen, und als Sawyer die Klinik verlassen will, stellt sie fest, dass das nicht mehr möglich ist. Sie hat sich mit ihrer Unterschrift wegen Suizidgefahr für erst mal drei Tage eingewiesen – ohne es zu merken.
Diese ersten dreissig Minuten des Film Unsane sind recht stark, die in Sawyer aufsteigende neue Panik ist greifbar und die Mechanismen dieser Einweisung mit konsequent gesteigerter Psychiatrie-Paranoia erinnert eben nicht von ungefähr an Ken Keseys Klassiker mit Jack Nicholson.
Aber nun beginnt der Film sein Doppelspiel. Ist Sawyer Valentini tatsächlich in eine Krankenkassen-Abzockfalle geraten, wie ihr der junge Bettnachbar erklärt? Oder ist der bärtige Pfleger, der am Abend die Medikamente verteilt und das Schlucken kontrolliert, tatsächlich ihr Stalker unter neuem Namen?
Das Dilemma ist bald einmal der Hauptantrieb der Handlung, Sawyers Schwanken zwischen Paranoia und berechtigter Panik wird dem Publikum zunehmend unsubtil mit den klassischen Horror-Thriller-Werkzeugen eingehämmert, bis man sich eher in einer unterambitionierten Version von Scorseses Shutter Island wähnt.
Soderbergh spult die Routinen ab, gekonnt und nach allen etablierten Regeln, mit ein paar cleveren Twists und der üblichen Coda am Ende.
Aber das Versprechen der ersten halben Stunde löst der Film nie mehr ein. Im Prinzip ist das ein Sturz von One flew over the Cuckoo’s Nest über Shutter Island in die Untiefen von John Carpenter’s The Ward.
Wenn es einen Grund gibt, trotzdem genauer hinzuschauen und dran zu bleiben, dann ist das Claire Foy. Auch wenn man ihr ein weniger routiniertes Post-Crown-Trauma gewünscht hätte.