NIFFF 19: YVES von Benoît Forgeard

Jérem (William Lebghil) und Yves © Sisters Distribution

Während wir alle noch spotten über den selbst nachbestellenden Kühlschrank und die vernetzte Zahnbürste, hat uns das Internet der Dinge längst im Griff. Jeder Bezahlvorgang zieht die Schlinge enger zu, und ob es draussen kalt ist, fragen wir längst eher unser Telefon, anstatt einfach das Fenster zu öffnen.

Insofern ist die Tragikomödie zum Thema längst überfällig. Zumal wir die Geschichte ja längst kennen, aus den Büchern unserer Jugend, «Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt» (1967) etwa, oder «Abakus an Mini-Max» (1970), beide vom deutschen Kinderbuchautor Boy Lornsen.

Nun hat der Schauspieler und Regisseur Benoît Forgeard den vielverspotteten intelligenten Kühlschrank wörtlich genommen und ihn dem erfolglosen Möchtegern-Rapper Jérem Roudet (William Lebghil) in die Küche gestellt.

Yves Doria Tillier und William Lebghil in ‚Yves‘ © Sisters Distribution

Beziehungsweise, der Entwicklerkonzern hat Jérem das Ding über die Testbeauftragte So Balotelli (Doria Tillier) zu Auswertungszwecken geliefert. Schliesslich hat sich Roudet im Scherz am Telefon als Polizist ausgegeben, verführt von der Aussicht auf die versprochenen Gratislieferungen von Lebensmitteln, die der Kühlschrank in der Testperiode auslösen würde.

Der Plot lässt sich abkürzen. Im Wesentlichen beginnt Kühlschrank Yves das Leben des widerstrebenden Rappers zu managen, verschickt in seinem Namen Emails und SMS, lädt Leute zum Geburtstag ein und peppt schliesslich Jérems klägliche Raps zu klicktauglichem Format auf.

Der smarte Kühlschrank wird zu Jérems Allroundmanager, inklusive Liebesleben, indem er in mit So zusammenbringt – und die beiden dann auch wieder auseinander. Aus statistischen Gründen.

Philippe Katerine und William Lebghil in ‚Yves‘ © Sisters Distribution

Ein Clou dieser SciFi-RomCom besteht darin, dass die Computer, jedenfalls die besten unter ihnen, die besseren Menschen sind. So treten schliesslich, als Jérem den Plagiatsprozess für seine Rap-Hits gegen Kühlschrank Yves verloren hat, am Eurovisionswettbewerb nur noch smarte Maschinen an. Waschmaschinen für Deutschland («Ich wasche!»), eine Espressovollautomat für Italien und Yves für Frankreich. Ach, und ein Handstaubsauger für Portugal.

Yves © Sisters Distribution

So dystopisch die Anlage sich gibt, so wenig kulturpessimistisch kommt der Film dann doch daher. Die auch schon aus Filmen wie Her (Spike Jones, 2013) bekannte Prämisse, dass die lernfähige künstliche Intelligenz der menschlichen innert kürzester Zeit dermassen überlegen sein wird, dass eine echte Partnerschaft mit den beschränkten Menschen nur von ethisch und moralisch sehr gefestigten Maschinen geleistet werden kann.

Immerhin eine tröstliche Schlusspointe für diese über weite Strecken sehr unterhaltsame RomCom.

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