Die Mondlandung wurde wahrscheinlich in Indonesien gefaked. Jedenfalls gerät Siman, ein ruhiger Mann, in den sechziger Jahren an nächtliche Dreharbeiten, er wird entdeckt und man schneidet ihm die Zunge heraus.
Fortan lebt Siman in einer eigenen Traumwelt. Er baut sich aus alten Waschmaschinen ein Raketen-Haus, das bald zu einer Touristen-Attraktion wird. Und er bewegt sich als Astronaut durchs Leben, stets in Zeitlupe, was ihn selber zu einer von seiner Umgebung durchaus auch ausgebeuteten Performance-Attraktion macht.
Das ist ziemlich sicher der verspielteste Film im diesjährigen Wettbewerb von Locarno. So rätselhaft manche Szenen wirken, alles in allem geht das immer besser auf. Die Sechziger Jahre in dem Archipel waren geprägt von Kreig und Staatsstreich, vom Aufstieg Suhartos.
Wenn nun in Simans Dorf nicht nur er als Traumfigur fungiert, sondern auch ein Mann, der sich für einen Suharto-ähnlichen Herrscher hält, Interviews auf Vorrat gibt und sich von einer Crew immer filmen lässt, dann erschliesst sich das etwas eher aufgrund der Erinnerungen des Regisseur.
Yosepp Anggi Noen verweist auf die Macht der manipulierten Bilder, insbesondere auf einen Propaganda-Film des Suharto-Regimes, der jahrelang immer wieder ausgestrahlt wurde und die Massaker an den Kommunisten als Landesrettung propagierten.
Hinsichtlich der Idee mit der gefakten Mondlandung kommt dann irgendwann der Verdacht auf, Siman sei wohl eher ein Opfer eines dieser Massaker geworden und habe den traumatischen Verlust seiner Zunge und seiner Würde in seinen Astronauten-Traum umgemünzt.
Der ganze Film spielt mit Darstellungen, Interpretation und Projektionen. Und gleichzeitig mit der Tatsache, dass alles und alle ausgebeutet werden können, auch Simans eigenartige Art, in Zeitlupe durchs Leben zu schweben. Er wird einfach in Shows integriert oder als Foto-Op-Hintergrund für eine Hochzeit engagiert.
Wenn dann Siman selber im Zuge des Rummelplatzgeschehens eine junge Prostituierte bezahlt und die von ihrer Kollegin spöttisch gefragt wird, ob sie eben einen Astronauten gevögelt habe, dann ist das so komisch wie tragisch. Zumal die junge Frau sehr schnell bemerkt, dass der stumme Mann bestens hört, aber nicht spricht – ausser auf seinem eigenen Höhepunkt. Da kommt ein lallendes, schmerzliches Gurgeln aus seinem zungenlosen Mund.
Yosepp Anggi Noen verknüpft Geschichten und Geschichte mit einer verspielten Theorie der filmischen Fiktion. Da werden andauernd Inszenierungen gefilmt in diesem Film. Ereignisse und News-Bits werden verknüpft, etwa ganz am Anfang die Meldung, das Richard Nixon Suharto eine Mondgesteins-Probe geschenkt habe, damit dieser die Theorie überprüfen lassen könne, dass über ganz Indonesien verstreut immer wieder Mondgestein gefunden worden sei.
Damit ist der übersetzte Titel Programm des Films und zugleich ein Ironie-Signal. Die rührend kindliche Figur des verlangsamten Siman sorgt dafür, dass über all dem Vergnügen der Schmerz nicht vergessen geht.