A HERO (Ghahreman) von Asghar Farhadi

Rahim (Amir Jadidi) und sein Sohn © filmcoopi

Kunstvoll geschrieben, mit lebendigen, abgerundeten Figuren ist der vierte Film, mit dem Farhadi in Cannes in den Wettbewerb geladen wurde.

Seit ihn Cannes von der Berlinale «abgeworben» hat, hat Farhadi etliches ausprobiert, auch eine Version von A Separation in Frankreich, mit Le passé,  und eine Variation darauf in Spanisch, mit Todos lo saben.

Sein jüngster Film spielt nun allerdings wieder im Iran, ist näher bei Forushande, und noch näher bei iranischen Kino der 90er Jahre: Eine Geschichte um Moral und Schuld in der Gesellschaft.

Bloss ist die Hauptfigur dieses Mal alles andere als ein Intellektueller Mittelständler.

Rahim ist fast schon ein Simplicissimus. Er ist im Gefängnis, weil die Schulden für einen gescheiterten Print-Shop nicht bezahlen konnte, er ist geschieden, sein Sohn stottert. Aber Rahim hat wieder Hoffnung. Er hat in de Logopädin seines Sohnes eine neue Freundin gefunden und die wiederum eine verlorene Handtasche mit Goldmünzen.

Farkondeh (Sahar Goldust) Amirs Freundin, die Lehrerin seines Sohnes © filmcoopi

Mit dem Erlös dieser Münzen, so hoffen die beiden, sollte sich Rahims Gläubiger so weit zufriedenstellen lassen, dass Rahim nach seinem Hafturlaub nicht mehr ins Gefängnis zurückmuss.

Allerdings packt Rahim das schlechte Gewissen, er hängt Zettel auf, versucht, die Besitzerin der Tasche ausfindig zu machen, und lässt ihr von seiner Schwester die Tasche übergeben, nachdem sie sich tatsächlich gemeldet hat.

Damit wird Rahim kurzfristig zu einer Social Media Sensation, die Gefängnisdirektion nutzt das Momentum, um einen Musterinsassen zu präsentieren und so von Missständen abzulenken.

Alle sind begeistert, bis auf Rahims Gläubiger, der das ganze für eine inszenierte Show hält.

Farhadi schildert das auf und ab, die Stimmungswechsel in der Bevölkerung, die Fehler, welche Rahim begeht, seinen inneren und äusseren Kampf um Integrität.

Auf der einen Ebene ist das ein sehr zeitgenössischer Film über die Mechanismen von medial erzeugter Popularität, dem Hypen und darauffolgenden Niedermachen. Aber es ist auch, bei aller Kunstfertigkeit und Stimmigkeit, eine etwas konstruierte Moralgeschichte.

Wir sind Spin-Doctors gewohnt, Medienberater, Schauprozesse und medial inszenierte Reue, PR-Berater, welche Imagewechsel anbieten. Da wirkt dieser ehrliche Simpel in seiner Treuherzigkeit wie aus der Zeit gefallen.

Aber das gilt ja vielleicht implizit bei diesem Film auch für das Land, in dem er spielt.

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