NEBESA (Heavens Above) von Srđan Dragojević

© Delirium Films

Der Regisseur von Parada hat sich einiges vorgenommen für diese satirische Komödie. Drei Kurzgeschichten, angesiedelt in drei verschiedenen Epochen, 1993, 2001 und 2026 gehen der Frage nach, was aus christlichen Vorstellungen so hat entstehen können in der postkommunistischen Zeit im heutigen Serbien.

Dragojević vergleicht das mit dem Auftauchen christlicher Ideen, die sich mit vorchristlichem Glauben und Aberglauben mischen. Und das zieht er durch, indem er Metaphern wörtlich nimmt.

Natürlich geht das im Film, in den ersten zwanzig Minuten sogar ganz gut.

Der einstige Soldat und stramme Kommunist Stojan lebt mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter in einer Slumsiedlung am Stadtrand. Nada ist ein robuster Drachen, Töchterchen Julija erinnert nicht nur wegen ihrer Brille an Little Miss Sunshine.

Und Stojan, der liebevolle Vater, geduldige Gatte der Nada, geschätzter Nachbar wird von fast allen für seine Prinzipientreue und Geduld geliebt. Ein Heiliger sei er, meint die Nachbarin, zu gut für diese Welt.

Das ist nicht Mike Müller, sondern Goran Navojeć als Stojan © Delirium Films

Und das nimmt Dragojević nun eben wörtlich und verpasst seiner Hauptfigur nach einem Stromschlag einen neonkalten, hellen Heiligenschein, den Stojan zunächst verzweifelt unter eine Fellmütze verbirgt. Denn ausser eine alten Frau hält ihn niemand ernsthaft für einen Heiligen. Im Gegenteil: Das leuchtende Ding macht ihn und seine Familie erst recht zu Aussenseitern.

Worauf Nada, dem Rat eines TV-Predigers folgend, beschliesst, die sieben Todsünden in kleinen Dosen auszuprobieren. Stojan muss zum Vielfrass werden, zum Faulpelz, zum Neidhammel. Und als das alles nichts zu nützen scheint, halt auch zum Ehebrecher. Was ihm und der Nachbarin zunächst überaus peinlich ist – aber eben: Ein Plan ist ein Plan.

© Delirium Films

Leider spielt Dragojević diesen Plot über eine Stunde lang dünn und dünner. Erst als Stojan nach ein paar gründlich versiebten Suizidversuchen notgedrungen zum postkommunistischen Gangster wird und sogar versucht, die eigene Tochter zu verpimpen, steigt er auf in der Gesellschaft.

Das zeigt sich dann im zweiten Teil, der 2001 spielt, im Jahr von 9/11. Stojan ist Gefängnisdirektor und ein mächtiger Mann im Staat. Den stummen Dorftrottel, der angeblich eine Familie umgebracht hat, will er nach Gerichtsbeschluss exekutieren lassen, sogar dann noch, als sich der in der Zelle über Nacht in ein unschuldiges Baby verwandelt hat.

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Worauf wir im dritten Teil landen, weitere zwanzig Jahre später. Stojans Tochter ist eine erfolgreiche Galeristin und sie kauft einem schizophrenen Maler zwei Gemälde ab, von denen sich herausstellt, dass sie nahrhaft sind. Wiederum ganz wörtlich: Der Bettler vor dem Galeriefenster leckt sich die Lippen beim Betrachten und strahlt vor Glück: Endlich ein voller Bauch.

Nun sind diese drei über ihre Protagonisten verbundenen Episoden zwar randvoll mit weiterreichenden Ideen und Konzepten. Aber leider auch sonst schlicht überfüllt. Jede der Ideen wird gleich mehrfach durchgespielt und heimgehämmert.

Nebesa ist eine intellektuell durchdachtes, aber dramaturgisch überladenes Stück Neo-Turbo-Folk, dem eine Abspeckkur schon im Drehbuchstadium eher gut getan hätte.

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