AFTER BLUE (Paradis sale) von Bertrand Mandico

© Ecce Films

Jahre nach der Zerstörung der Erde leben auf einem fernen Planeten nationalistisch organisierte Kolonien von Frauen. Sie haben Pferde von der Erde mitgebracht und Spermien-Vorräte.

Männer überleben keine auf diesem Planeten. Ihre Haare wachsen nach innen und töten sie so in kürzester Zeit.

Der jüngste Effort des Verfassers des Inkohärenz-Manifestes demonstriert eindrücklich, wie dieser sich selber treu geblieben ist.

After blue ist eine retro-biologistische Science-Fiction-Fantasy, welche ihre Wurzeln tief in den 1980er Jahren stecken hat. In aufwändig gebastelten Star-Trek-Karton-und-Sand-Kulissen tummeln sich Schauspielerinnen, darunter Elina Löwensohn, als ob sie Heimweh hätten nach The Dark Crystal (1982), Gwendoline (1984), She (1984), Red Sonja (1985) oder deren einflussreichstem Vorläufer, Barbarella (1968).

Roxy, ein einsamer, von den anderen Mädchen «Toxic» geschimpfter, androgyner Teenager mit gebleichten Haaren, gräbt am Strand eine dort zwecks Todesstrafe bis unters Kinn eingegrabene angebliche Verbrecherin aus, eine «Polin» mit einem Namen, der klingt wie Katalin Buschikova.

Genannt wird sie allerdings Kate Bush. Und mitten aus Kate Bushs Busch (die Frauen auf diesem Planeten sind häufig ganz oder halb nackt – sind ja keine Männer in der Nähe) blinzelt Roxy zu ihrem Entsetzen ein drittes Auge an.

Es wird nie ganz klar, worum es im Grunde geht (Inkohärenz-Manifest), aber die Frauen des Dorfes verbannen Roxy und deren Mutter Zora, die Coiffeuse (Elina Löwensohn), so lange aus der Gemeinschaft, bis sie Kate Bush gejagt, getötet und ihren Körper als Beweis zurückgebracht haben.

Die Waffen der Frauen, Strahlengewehre und -Pistolen, die grosse physische Durchschlagskraft haben, tragen Designer-Namen wie «Gucci». Es gibt Pflanzenwesen mit Kristallmundgesichtslöchern, «Indiams» genannt, Baummonster mit Brüsten, schleimende Felsen und überhaupt eine Flora, deren Grenzen zur Fauna absolut fliessend, oder tropfend, verläuft.

Neben den liebevoll handgebastelten Kulissenlandschaften fällt auch der retrobombastische Musikteppich immer wieder auf, ironisch oder nicht.

Warum Mandico für das alles volle 130 Minuten braucht, erschliesst sich allerdings auch nicht. Allen skurrilen Einfällen, ironischen Zitaten und querverweisenden Namen zum Trotz läuft der Unterhaltungswert schon nach dreissig Minuten aus.

Sean Connery und Charlotte Rampling in John Boormans ‚Zardoz‘ von 1974

Wer wirklich erpicht ist auf so einen Trip, raucht am besten etwas Gras und schaut sich Just Jaeckins Gwendolin noch einmal an. Oder dann gleich das Original, John Boormans Zardoz von 1974, mit Charlotte Rampling und Sean Connery im Monokini mit Patronengurten. Da ist dann auch Kiffen nicht mehr nötig, da genügt der Film vollkommen.

Bertrand Mandico © Ecce Films

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