Pardo d’oro (Goldener Leopard),
Grosser Preis der Stadt Locarno für den besten Film:
Kann man die Macho-Kultur mit Macho-Kultur untergraben? Edwin, der Filmemacher aus Indonesien, der 2012 mit seinen Postcards from the Zoo im Wettbewerb der Berlinale war, der kann das.
Seperti dendam… ist einer der raren Fälle von «having your cake and eating it».
Ajo Kawir (Marthino Lio) lässt sich durch nichts von einem Kampf abhalten. Jede Schlägerei kommt ihm gerade recht und er nimmt auch gerne Aufträge an.
Warum er sich so prügelt, verrät eine grossartige kleine Animation zu Beginn des Films, nachdem wir eben ein waghalsiges, todesverachtendes Motorradduell auf der Landstrasse gesehen haben. Da dreht ein gemalter Vogel auf der Rückseite eines kleinen Lastwagens den Kopf und verkündet, nur ein Mann mit einem schlaffen Schwanz würde willentlich dem Tod ins Auge blicken.
Das ist das Geheimnis von Ajo Kawir: er ist impotent. Warum, das erzählt der Film dann in einer seiner mit komischem Effekt zahlreich eingebauten Rückblenden.
Als Ajo allerdings auf die schöne und eben so schlagfertige Iteung (Ladya Cheryl) trifft, die als Bodyguard ausgerechnet den Mann beschützt, den er aufmischen soll, verlieben sich die zwei im Verlauf einer grossartig choreografierten, langen Prügelei durch einen Steinbruch.
Auch Iteungs Prügelfertigkeit hat eine Geschichte, ist Folge einer Traumatisierung in jungen Jahren, das erfahren wir nicht via Rückblende, sondern durch mehrfache Erzählungen.
Der Charme dieses ausufernden Filmes besteht eben gerade darin, dass Edwin alles unterbringt. Erzählungen, Geschichten, skurrile Figuren, selbst Geistererscheinungen. Und eben immer wieder choreografierte Kämpfe.
Dass die Auswüchse der Macho- und Gewaltkultur zugleich den Action-Reiz und das Spannungsfeld der Geschichte ausmachen, scheint zwar paradox, ist aber so schön eingebettet und so ironisch gebrochen, dass der Film zu einem grossen, herzlichen Vergnügen wird.