I GIGANTI von Bonifacio Angius

Stefano Deffenu © Il Monello Film

Wenn im Wettbewerb von Locarno Filme aus Italien auftauchen, bin ich immer etwas misstrauisch. Warum sollte ein Produzent oder eine Filmemacherin ihr Werk hier vorstellen, wenn es zwei oder drei Wochen später die doch noch etwas globalere Plattform des Filmfestivals von Venedig nutzen könnte? Es sei denn, Venedig hätte gar kein Interesse gezeigt.

Das könnte ich mir für I giganti gut vorstellen. Der Film kreist um vier Männer, die sich in einem alten Haus mit Alkohol und Drogen zudröhnen und klönen. Mit dabei ist noch der Sohn des einen von ihnen, der alles kühl und überlegen kommentiert. Und für eine kurze Zeit zwei Frauen, die von der Misogynie der Typen aber schleunigst wieder vertrieben werden.

‚I giganti‘ © Il Monello Film

Über diverse Rückblenden erfahren wir vom Unglück des einen oder des anderen und am Ende des gnädigerweise bloss achtzig Minuten langen Films stellt der jüngste auch noch in Frage, ob das alles passiert sei, ob es überhaupt eine Geschichte sei, oder doch eher nur so ein Art konkrete Poesie.

Aber da sind alle vier schon tot, den vierten hat der Junge gar selbst erdrosselt.

Wer sich Mühe gibt, kann vieles in diese Jammerorgie hineinlesen.

Aber wenn es je ein Monument für weinerlichstes männliches Selbstmitleid gegeben hat, dann ist es dieser Film.

Der Titel mag sich auf Fellinis I vitelloni beziehen, die vier, beziehungsweise fünf Typen sind tatsächlich irgendwie jämmerliche Schatten der auch schon nicht gerade unjämmerlichen Männer bei Fellini.

2014 war Angius mit Perfidia im Wettbewerb von Locarno. Auch jener Film strotzte von Hoffnungslosigkeit. Aber er vermittelte doch noch einen Eindruck von einer Welt um seinen Protagonisten herum.

Dieses Mal taucht die Welt nur noch als Begräbniszug mit Musik auf und marschiert vorbei. Mich lässt dieser neue Film ratlos. Da gibt es nichts abzuholen, wenig zu erkennen, kaum etwas zu begreifen.

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