LEYNILÖGGA (Cop Secret) von Hannes Þór Halldórsson

Auðunn Blöndal and Egill Einarsson © Pegasus Pictures

Bússi (Auðunn Blöndal) ist der Dirty Harry von Reykjavík. In der Eröffnungssequenz des Films steuert er seinen US-Muscle-Car auf einer Verfolgungsjagd mit rauchenden Reifen und seinem auf dem Nebensitz vor Angst dauerschimpfenden Partner hinter einem rasenden Motorrad her, auf dem Stefanía (Vivian Ólafsdóttir) eben von einem Banküberfall geflüchtet ist, bei dem sie nichts gestohlen hat.

Musik, Filmtitel, Helikopterflug und Verfolgungsjagd evozieren «Miami Vice» und seine fernseh-ästhetischen Folgen.

Die parodistischen Absichten sind unverkennbar, Halldórsson, ein erfahrener Werbefilmer, packt alles in diesen Film, was man nicht mit Island verbinden würde.

Das funktioniert vor allem darum, weil Bússi, der Supercop, offensichtlich sein Coming-Out verweigert, vor sich und allen anderen. Und sich dann prompt in seinen neuen Partner und Aussenbezirks-Konkurrenten Hörður (Egill Einarsson) verliebt.

Sverrir Þór Sverrisson und Vivian Ólafsdóttir © Pegasus Pictures

Cop Secret hat alles, was der Standard-Polizei-Thriller braucht: Die Zwangspartnerschaft, die zur Freundschaft wird, einen Superschurken mit diabolischem Plan und einen beziehungsgestörten Polizisten, der sein Privatleben mit Alkohol und Action ersetzt.

Das ergibt einen unterhaltsamen Mix mit sehr viel überrissener Gewalt und noch mehr obligaten Szenen, die dem einen oder anderen Twist unterzogen werden.

So ist der grosse Event, auf den ganz Island hinfiebert, der Fussballmatch Island-England am Wochenende: Die Frauen-Teams.

Die knallharte Polizeichefin, welche ihren besten Mann zwangsverpartnert und ihn mehr als einmal ganz klassisch augenzwinkernd für seine exzessive Gewaltanwendung rügt, trägt eben so zur nur ganz leicht verschobenen Gender-Perspektive bei wie der Fakt, dass zur obligaten Bombenentschärfung auch wieder eine Spezialistin antritt.

Da wird viel komisches Potential gut genutzt und einiges vom zuweilen skurrilen Humor des isländischen Kinos effizient weitergedreht. Allerdings ist auch fast alles, wie es sich für eine Parodie gehört, ausgesprochen absehbar. Diese Komik funktioniert am besten, wenn wir die jeweilige Szene sofort wiedererkennen oder gar darauf warten.

Warum dieser Film allerdings im Wettbewerb von Locarno gelandet ist und nicht auf der Piazza Grande, wo er sich bestens gemacht hätte, das erschliesst sich nicht so ganz. Zumal mit Seperti Dendam… aus Indonesien ein deutlich überraschenderer und auch formal innovativerer Film am Machismo des populären Kinos herumschraubt, in eben diesem Wettbewerb.

Hannes Thór Halldórsson. Wenn er nicht filmt, ist er Goalie der isländischen Fussballmannschaft

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