ESPÍRITU SAGRADO von Chema García Ibarra

© Heretic

Nach einigen preisgekrönten, «hausgemachten» Science-Fiction-Mystery-Kurzfilmen hat Chema García Ibarra seine Methode auf einen ersten Langfilm übertragen.

Er filmt an dem Ort, an dem er aufgewachsen ist, im spanischen Elche, mit ausgesuchten Laiendarstellern und mehr oder weniger dokumentarisch. Die Menschen in diesem Film leben ihren Alltagsmix aus Arbeit, etwas Staunen, etwas Aberglauben und Glauben.

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Die Mutter der Hauptfigur José-Manuel war bekannt für ihre seherischen Fähigkeiten. Nun hat sie allerdings Alzheimer und kann ihrer Tochter daher auch nicht bei der Suche nach deren verschwundenem Zwillingsmädchen helfen.

Um den verbliebenen Zwilling kümmert sich zuweilen auch Onkel José-Manuel, der eine kleine Bar betreibt und sich einmal pro Woche mit Gleichgesinnten zum Austausch über Alien-Kontakte in der Ufologen-Gruppe OVNI Levante trifft.

García Ibarra filmt ausgesprochen einfach, ohne erkennbare Spezialeffekte, ohne eine Bild- oder Farbgestaltung, die über das vorhandene Setting hinausweisen würde.

Bloss bei den Details der Ausstattung wird ein gewisser Aufwand getrieben. Bildchen, Tassen mit Pyramiden-Motiven, ägyptisierende Kitschmöbel und jede Menge esoterische Attribute, mit denen die Leute hantieren, verbreiten einen Hauch jener Bedrohung, die man als aufgeklärter Mensch schnell einmal verspürt, wenn unbekannte Mächte zum Alltag anderer Leute zu gehören scheinen.

Die Liebenswürdigkeit der meisten dieser Menschen erinnert bisweilen an telegene Mikrokosmen wie jenen der britischen Detectorists-Serie. Bis sich abzeichnet, dass Onkel José-Manuel mehr weiss über das Verschwinden seiner kleinen Nichte als er seiner Schwester erklären mag.

Zum immer wieder auftauchenden Unbehagen tragen auch die Schauergeschichten bei, welche die eine oder andere Nachbarin in der Bar oder auf der Strasse erzählt, von Leuten aus Osteuropa, die angeblich an Wohnungstüren klopfen, mit Mustern interessanter Getränke, und dann den betäubten Opfern Organe entnehmen. Was nicht heissen solle, dass alle Osteuropäer so seien. Aber die Schlimmsten von ihnen, die schon.

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Das ist ein Film, der einem alltägliche, normale Menschen näherbringt, wie ein längerer Aufenthalt in einem touristisch inexistenten Stadtteil ohne Sehenwürdigkeiten. Und gleichzeitig schafft es Chema García Ibarra mit all den halbgaren Gedanken dieser Leute und mit wirklich starken Protagonisten – das kleine Mädchen ist unglaublich präsent und rührend – eine emotionale Verbundenheit aufzubauen.

Die Gutmütigkeit und generelle Liebenswürdigkeit dieser Figuren erzeugt ein Vertrauen im Zuschauer, das man zumindest während des Kinoerlebnisses kaum in Frage stellt.

Das ist die Stärke dieses Films. Eine hinterhältige.

Chema García Ibarra

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