CLOSE von Lukas Dhont

Rémi (Gustav De Waele) und sein bester Freund Léo (Eden Dambrine) © Diaphana

Der Belgier Lukas Dhont hat in Cannes 2018 für sein Geschlechtsumwandlungsdrama Girl mehrere Preise gewonnen und danach eine weltweite Fangemeinde. Es gab aber auch Diskussionen um den Film, vor allem, als er dann ins Kino kam.

Die Perspektive sei einseitig, manipulativ oder gar transfeindlich, waren Vorwürfe, die tatsächlich von überraschender Seite kamen. Close ist nun thematisch weniger exotisch, aber wahrscheinlich nicht weniger kontrovers.

Léo (Eden Dambrine) und seine Familie bei der Blumenernte © Diaphana

Rémi (Gustav De Waele) und sein bester Freund Léo (Eden Dambrine) sind unzertrennlich. Sie spielen in den Feldern und im Wald hinter der Blumenfarm von Léos Eltern. Sie übernachten beieinander und für Rémis Mutter Sophie (Émilie Dequenne) ist Léo fast ein zweiter Sohn.

Das ändert sich allerdings, als die beiden unzertrennlichen Freunde in die Mittelschule kommen, sogar in die gleiche Klasse, was sie beide eben so freut, wie ihre Mütter.

Bis Léo merkt, dass ihre Freundschaft den anderen Kindern auffällt. Ein Mädchen fragt schliesslich ganz offen und ohne den geringsten abwertenden Unterton, ob die zwei Jungen ein Paar seien. Was Léo entrüstet und vehement zurückweist. Sie seien beste Freunde.

Im Schulhof gibt es dann auch – wie zu erwarten – auch andere Stimmen. Jungs, welche Léo als «Pédo» bezeichnen oder ihn spöttisch fragen, ob er seine Periode habe, er schaue so gereizt.

Léo (Eden Dambrine) © Diaphana

Darüber reden mag er weder mit Rémi noch mit seinen Eltern oder mit seinem sehr liebevollen älteren Bruder. Er geht einfach langsam auf Distanz zu Léo, fängt an im Hockey-Team der Schule mitzutrainieren und arbeitet auch immer mehr auf der elterlichen Blumenfarm mit.

Rémi kommt mit der neuen Distanz nicht klar.

Léo (Eden Dambrine) und Sophie (Émilie Dequenne) © Diaphana

Lukas Dhont zeichnet die Freundschaft und den Familien- und Schulalltag der beiden in zahlreichen klaren Facetten, wir lernen die beiden Familien kennen und auch wenn die Perspektive vorwiegend jene von Léo ist, bleibt der Film doch irgendwie bei allen.

Abgesehen davon, dass alle Darstellerinnen und Darsteller überzeugen, sind vor allem die beiden Kinder im Zentrum sensationell gut.

Natürlich helfen auch Kameratricks, wie die wiederholte Einstellung auf die Augen des einen oder des anderen, mit Streiflicht von der Seite, was dazu führt, dass die Augen in Tränen zu schwimmen scheinen.

In solchen Momenten ist der Film ohne Zurückhaltung emotional manipulativ, und das gilt auch für die dramatische Gesamtanlage. Aber warum sollte man einem einfühlsamen menschlichen Drama ausgerechnet das vorwerfen, was das Kino am besten beherrscht?

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