DUAL von Riley Stearns

Karen Gillan und Aaron Paul gehen zur Sache © RLJE Films

Nach ihren lukrativen Ausflügen in die bunte Bonbon-Welt der Jumanji-Filme und als Nebula ins Marvel-Multiversum hat Karen Gillan, Doctor-Who-Companion aus Schottland, mit diesem Film endlich wieder einmal eine wirklich schön verbogene Rolle.

Gillan spielt in Dual eine Frau, die sich nach der Diagnose einer tödlichen Krankheit klonen lässt, um ihren Angehörigen nicht zu fehlen.

Das könnte in der Anlage durchaus eine bemüht philosophische Tiefenbohrung abgeben, wie seinerzeit Spielbergs A.I., aber der Texaner Riley Stearns zieht Sarahs Geschichte als frische Groteske auf, mit Anleihen bei einer ganzen Reihe von Genre-Pfeilern.

Schon die Eingangssequenz setzt den Ton, da bekämpfen sich ein Mann und sein Klon vor laufenden TV-Kameras auf den Tod. Den Klon gelingt es, seinen Gegner umzubringen, fortan wird er sein Leben leben.

Üben für das Klon-Duell: Karen Gillan © RLJE Films

Das ist darum nötig, weil zwar die Praxis des Instant-Klonens für Sterbende und Todkranke anerkannt und gängig ist, es aber immer wieder vorkommt, dass jemand dann doch nicht stirbt. Dann wird der Klon «decommissioned», also aus dem Verkehr gezogen. Es sei denn, er oder sie habe sich schon über einen längeren Zeitraum in das Leben seines Originals eingearbeitet. Dann kann der Klon nicht nur das Duell auf den Tod fordern, er oder sie muss auch vom Original finanziell ausgehalten werden bis zum Tag der Entscheidung.

Womit der Klon-Story auch eine Rosenkrieg-Komponente verpasst wird.

Denn natürlich stellt sich auch bei Sarah schliesslich heraus, dass die zwei Prozent «Error Margin» bei ihrer Diagnose nicht ohne Grund im Bericht standen. Sarah wird wieder gesund. Bloss hat sich ihr Mann unterdessen ernsthaft in den Klon verliebt und sogar Sarahs Mutter zieht die Kopie ihrer Tochter dem Original vor.

Riley Stearns setzt dabei auf lakonische, unterspielte Momente. Gillans Sarah ist emotional eher gedämpft und gefasst. Wenn sie bei der Klon-Klink anruft und erklärt: «Hello, I am currently dying and would like an appointment?» illustriert das ziemlich genau die Tonalität des Films.

Dazu kommt Aaron Paul, Heisenbergs Sidekick in Breaking Bad, als Kampftrainer, der Sarah auf die finale Konfrontation mit ihrem Klon vorbereitet. Auch er spielt eine Figur, die lakonisch zugleich Erwartungen erfüllt und unterläuft.

Karen Gillan als Sarah mit ihrem Klon © RLJE Films

Dual schafft es, das romantische Doppelgängermotiv über seine vielen Variationen wie etwa Duncan Jones’ Moon in einen ziemlich gelungenen Genremix zu überführen.

Formal bietet der Film nicht viel, was im Gedächtnis bleiben würde. Die Farbpalette ist relativ flach, Schnitt und Montage unaufdringlich simpel, und Spezialeffekte braucht dieser Film auch so gut wie keine – abgesehen von der technisch relativ unaufwändigen Verdoppelung der Hauptdarstellerin.

Was der Produktion einen Twist im Hintergrund verpasst, ist höchstens der Umstand, dass Stearns die von der Pandemie in den USA blockierten Dreharbeiten kurzerhand nach Finnland verlegt hat. Was für Netflix-Abonnenten ein kleines Echo erzeugt, schliesslich war Karen Gillan vor Kurzem auch in Judd Apatow Pandemie-Dreh-Parodie The Bubble zu sehen.

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