IL PATAFFIO von Francesco Lagi

©2022 Vivo film, Colorado Film Production, Umedia

Einmal mehr erhärtet sich die alte Regel von Locarno: Italienische Filme, die wirklich was taugen, laufen nicht hier, sondern Ende Monat am Festival in Venedig.

Das bestätigt leider auch diese mehr theatralische als filmische Umsetzung von Luigi Malerbas «Il pataffio» (1978, deutsch 1988 als «Pataffio» bei Wagenbach erschienen) durch den Netflix-erprobten Francesco Lagi.

©2022 Vivo film, Colorado Film Production, Umedia

Eine Gruppe von abgehalfterten Soldaten, ein Mönch und ein Buchhalter begleiten den frischgebackenen Mittelalter-Fürsten von Triballi (drei Eier) und dessen korpulente Frau zu dem Fürstentümchen samt Schlossruine, das der Vater der Braut dem ehemaligen Stallburschen als Mitgift überschrieben hat.

Ausser einer Gruppe von halbverhungerten Dorfbewohnern findet sich da allerdings nichts von Wert, und am Berghang gegenüber liegt das Schloss einer verwitweten Fürstin, welche sich auch als eher feindlich erweist.

Filmisch ist das aufgezogen irgendwo zwischen einer Cervantes-Inszenierung mit chargierenden Laiendarstellern und dem unsterblichen Monty Python and the Holy Grail. Einfach ohne den surrealen Witz, dafür mit echten Pferden und Tieren. Was nur beweist, dass ein grösseres Budget nicht in jedem Fall zu einem inspirierten Film führt.

©2022 Vivo film, Colorado Film Production, Umedia

Dass der Monty-Python-Film von 1975 eine mögliche Inspiration für Malerbas Buch gewesen sein könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Film allerdings treibt fast jeden möglichen Witz aus dem Stoff wieder aus, mit seiner schwerfällig augenfälligen Derbheit.

Klar kann man das alles, von der Anspruchshaltung der (beinahe) Mächtigen über die Verärgerung und den Widerstand des Volkes bis zur opportunistischen Haltung der Kirche und der Verwaltung als einfache Parabel auf aktuelle italienische Verhältnisse lesen. Aber erhellend oder satirisch erleichternd ist das kaum je.

Die fast zwei Stunden, die man in dieser eher unangenehmen Gesellschaft verbringt, wollen nicht enden. Das ist ein filmischer Schelmenroman ohne Schelm und ohne Schalk, ein derbes Kasperletheater, das ein grölendes Publikum brauchen würde, es aber wohl kaum halten könnte.

Francesco Lagi ©2022 Vivo film, Colorado Film Production, Umedia

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