LE RETOUR von Catherine Corsini

Esther Gohourou, Suzy Bemba, Aïssatou Diallo Sagna © Chaz Films

Der endlose Sommer der Jugend verläuft anders als erwartet für die Teenager Jessica und Farah, die mit ihrer Mutter nach Korsika gekommen sind.

Kheìdidja (Aïssatou Diallo Sagna) ist ihren Arbeitgebern auf deren Wunsch in die Ferien nach Korsika nachgefahren. Sie ist das Kindermädchen für den Nachwuchs des reichen Paares Sylvia (Virginie Ledoyen) und Marc (Denis Podalydès). Und weil die mit ihren drei jüngeren in der Villa mit Pool und am Strand nicht klarkommen, haben sie der Nanny auf dem Campingplatz einen Caravan gemietet und gemeint, sie könne ja ihre Töchter mitbringen.

Catherine Corsini lässt einiges aufeinanderprallen in den ersten Minuten dieses Films. Wie wir vom Vorspann wissen, ist Kheìdidja vor 15 Jahren mit ihren damals kleinen Töchtern mit der Fähre aus Korsika weggefahren.

Der Vater der Mädchen, so hat sie ihnen erzählt, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Aber nun sind sie wieder in Korsika. Jessica mit vagen Erinnerungen, Farah (Esther Gohourou), die noch ein Baby war bei der Abreise, ohne die geringste Vorstellung, mit einer gewissen Angst vor dem Meer – und einer ziemlich rotzigen Teenager-Haltung.

Die bringt sie auch gleich in Schwierigkeiten, als sie am Strand eine Gruppe farbiger Jungen verteidigt, als eine junger blonder Surfertyp – ein nativer Korse – ihnen den Fussball wegnimmt, den sie gegen die Jetskis gekickt hatten.

Jessica (Suzy Bemba) et ses copines de la plage © Chaz Films

Rassismus? Farah weiss sich zu wehren. Was sie nicht einmal ahnt: Es ist eher korsisches Clan-Denken, ein «wir und die anderen», welches diesen Orso steuert. Was Farah nicht daran hindert, ihm seinen Haschvorrat zu klauen. Mit Konsequenzen.

Die ältere Schwester Jessica (Suzy Bemba) dagegen ist die strebsame, die angehende Studentin an der Pariser Elite-Uni, das ewige Vorbild und der Stolz der Mutter.

Noch komplizierter wird alles, als sich Jessica mit der älteren Tochter des Arbeitgebers ihrer Mutter anfreundet. Denn nun werden die Klassenverhältnisse dauernd spürbar.

Catherine Corsini verwebt all diese Stränge sehr geschickt und spannend. Gefilmt und geschnitten ist Le retour unauffällig sommerlich, mit einer meist auf halber Distanz bleibenden Kamera.

Es sind die Geheimnisse und Ängste der Figuren, welche treiben und bisweilen auch peitschen.

Esther Gohourou und Cédric Appietto © Chaz Films

Die präzise soziale Einbettung, das Gespür für die Distanzen zwischen den Wohlhabenden und den weniger Wohlhabenden, den Einheimischen und den Feriengästen, den Zugewandten und den eher Abgewandten sorgt dafür, dass das melodramatische Potential der Geschichte nie ausbricht.

Dabei hilft auch die fröhliche Spannung zwischen den ungleichen Schwestern. Farah bringt es immer wieder fertig, die brave Vernunft der älteren in gemeinsamem Lachen aufzulösen.

Gewissheiten lösen sich auf, wer auf andere zugeht (oder sie auf sich zugehen lässt), erlebt Überraschungen. Und die können durchaus positiv sein.

So gesehen ist dieser Sommerfilm genau das: Ein Sommerfilm. Aber mit Substanz.

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