LA MORT VIENDRA von Christoph Hochhäusler

Chiaroscuro auf allen Ebenen: ‚La mort viendra‘ © Heimatfilm

Cineastisches Slow Food kocht Hochhäusler in diesem Eurogangster-Killer-Thriller, mit einem Stilwillen, der bisweilen schon fast an die Raffinesse der Molekularküche erinnert. Aber mehr Humor aufweist.

Und keine Angst, Plot ist auch da, im Überfluss.

Tez (Sophie Verbeek) ist eine Auftragskillerin, die für den alternden Gangsterboss Charles Mahr (Louis-Do de Lencquesaing) den Mörder eines seiner Kuriere finden und eliminieren soll.

Tez, die Auftragskillerin (Sophie Verbeek) © Heimatfilm

Der Kurier wurde in Luxemburg von der Polizei abgefangen, mit einem alten italienischen Gemälde im Transporter, hinter dessen Leinwand viel Geld «pour les Italiens» versteckt war.

Jemand hat dann die Kaution für den Mann bezahlt, worauf der, mit elektronischer Fussfessel am Fuss, in seinem Hotelzimmer erschossen wurde.

Wichtig? Nur bedingt.

Hochhäuslers Film ist belebt von wunderbaren Darstellerinnen und Darstellern, von Figuren mit viel Vergangenheit, Dreck am Stecken, komplexen Rivalitäten, durchdrungen von Stimmung und Stil.

© Heimatfilm

Der Stil ist geprägt von zwei Hochhäuslerschen Zügen. Einerseits von seiner über Jahre gepflegten Faszination für urbane Architektur.

Andererseits vom Chiaroscuro des Geldschmuggelgemäldes. Da holt Kameramann Reinhold Vorschneider aus beidem das Maximum heraus, oft in Kombination.

© Heimatfilm

Stimmungsmässig erinnert der Film bisweilen an Wim Wenders’ Der amerikanische Freund, aber natürlich auch an dessen Vorgänger im europäischen Kino, etwa Jean-Pierre Melville und Le samourai. Und die wiederum haben sich sehnsüchtig am us-noir orientiert.

Der Film präsentiert eine Unmenge an Figuren, lässt sie aufeinandertreffen und auseinandergehen, manchmal wunderbar räumlich inszeniert, etwa wenn die blinde Strippenzieherin am Arm ihrer Assistentin durch die Stadt geht, am Fussgängerstreifen die Killerin Tez unterhakt und mit ihr weitergeht, worauf die Assistentin sich für eine Weile ausklinkt und später wieder übernimmt.

La mort viendra ist Stimmung, Stil und Abschied, ein Film, der von der Endlichkeit des Lebens lebt und die Ewigkeit der Kunst dagegen hält.

Christoph Hochhäusler © Heimatfilm

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