FOGO DO VENTO (Fire of Wind) von Marta Mateus

‚Fogo do Vento‘ ©Clarão Companhia

Ein bukolisches, prärevolutionär gefärbtes portugiesisches Passionsspiel? Marta Mateus’ zwischen Weinreben und im Korkeichenhain angesiedeltes Laientableautheater evoziert jedenfalls den langen Atem der unterdrückten Landarbeiter, Mütter und Soldaten.

Es beginnt friedlich und zeitgenössisch mit der Weinlese. Männer und Frauen knipsen satte Trauben von den Stöcken, werfen sie in kleine Plastikkisten, ein moderater Traktor sammelt diese ein.

Dann schneidet sich Soraia mit der Rebschere in die Hand. Blut tropft auf Reben, auf Blätter, auf den Grund.

‚Fogo do Vento‘ ©Clarão Companhia

Blut und Boden, der Gedanke blitzt im Zuschauerhirn kurz auf, aber dann sind sie auch schon alle auf den Bäumen, die Landarbeiterinnen und Landarbeiter.

Nicht, weil zuvor jemand «Schlange» gerufen hatte.

Sondern, weil der schwarze Stier schnaubend zwischen den Korkeichen umherspringt und einem Mann schon die Brust durchbohrt hat.

Das «Geld-Biest» ist los, sagt eine der Frauen. Und all die gefurchten Gesichter in den Ästen erinnern an die Härte des ausgebeuteten Lebens, an die Söhne und Väter, die in den Krieg nach Angola geschickt wurden.

‚Fogo do Vento‘ ©Clarão Companhia

Das Mädchen ist schuld, war einer der frühen Rufe, später kommt dann doch Solidarität auf. Jemand lässt mit einem kleinen Transistorradio den revolutionären demokratischen Sender durch die Landschaft rufen, vom organisierten Kampf für Demokratie und gegen Salazar erzählen.

‚Fogo do Vento‘ ©Clarão Companhia

Der Soldat wirft seine Flinte ins Wasser. Eine Frau reicht ihm Brot. Ein weissgekleidetes Mädchen wäscht sich die Füsse am Bach.

Das portugiesische Kino war schon immer eine Kategorie für sich. Poesie und Saudade, Revolution mit Nelken und Malen mit Licht: Da wirkt eine eigene Romantik mit.

Wer nicht in der Stimmung ist, fällt raus.

Marta Mateus ‚Fogo do Vento‘ ©Clarão Companhia

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