Berlinale09: Komisches Frauenleiden in ‚Happy Tears‘

Happy Tears von Mitchell Lichtenstein Demi Moore Parker Posey

Mitchell Lichtenstein (Teeth) ist der Sohn des Pop-Art-Malers Roy Lichtenstein. Und in seiner Tragikomödie ist es der Sohn eines berühmten Malers, der am Schluss im Sanatorium seine Tränen abwischt und seiner Frau verschämt erklärt, das seien Happy Tears. Aber dieser neurotische Sohn ist nur eine Nebenfigur. Er ist der Ehemann der von Parker Posey gespielten Jayne und die wiederum ist die Schwester der von Demi Moore verkörperten „Berlinale09: Komisches Frauenleiden in ‚Happy Tears‘“ weiterlesen

Berlinale09: Das Festival der leidenden Frauen

Magaly Solier in ‚La teta asustada‘ von Claudia Llosa © trigon

Mit La teta asustada (englischer Titel: The Milk of Sorrow) von Claudia Llosa aus Peru war heute im Berlinale-Wettbewerb die perfekte Ergänzung zu Peter Stricklands Katalin Varga (siehe unten) programmiert. Wieder steht eine Frau im Zentrum, diesmal die Tochter einer vergewaltigten Mutter. Sie leidet unter der „verwunschenen Brust“, weil sie die Vergewaltigung ihrer Mutter schon als Embryo in ihrem Leib miterleben musste. Zu Beginn des Films stirbt die Mutter und erzählt singend noch einmal ihre Leidensgeschichte. Die Vergewaltigung, welche die alte Frau „Berlinale09: Das Festival der leidenden Frauen“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Katalin Varga‘ von Peter Strickland

Katalin Varga von Peter Strickland Berlinale 09 Wettbewerb

Dürrenmatts Diktum, dass eine Geschichte erst dann zu Ende gedacht sei, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen habe, stürzt einen bei Peter Stricklands Berlinale-Wettbewerbs-Drama Katalin Varga in eine gedankliche Endlosspirale. Katalin macht sich mit ihrem elf Jahre alten Sohn Urban auf den Weg, die beiden Männer zu finden, die sie einst vergewaltigt haben. Der Sohn weiss nichts davon, er weiss auch nicht, dass Katalin von ihrem Mann, den er für seinen Vater hält, verstossen wurde, weil er von der Vergewaltigung erfahren hat. Auch als Zuschauer reime ich mir die Geschichte erst langsam zusammen, Strickland „Berlinale09: ‚Katalin Varga‘ von Peter Strickland“ weiterlesen

Berlinale09: Catherine Breillat und ihr Blaubart

Barbe bleu von Catherine Breillat im Panorama

Das Drama der alternden Mätresse, welches Stephen Frears mit Michelle Pfeiffer eher geschwätzig verfilmt hat, hat Frankreichs kluge Skandalfilmerin Catherine Breillat mit mehr Engagement und Dampf in Une vieille maîtresse (Cannes 2007) auch schon aufgearbeitet. Mit mehr Risikofreude. Bekannt und berüchtigt wurde sie aber vor allem mit ihren radikalen Filmen wie Romance oder Sex is comedy, welche in der Regel kein Blatt vor den Mund, geschweige denn vor die Scham nahmen. Um so verblüffender nun ihr jüngster, Barbe bleu (Blaubart), der hier im Panorama zu sehen war. Sex ist da zwar „Berlinale09: Catherine Breillat und ihr Blaubart“ weiterlesen

Berlinale09: Martin-Groupiou-Bau? Ick bin doch kein Berliner!

Screen Berlinale Day 6

Alle arbeiten hier an der Berlinale unter Vollstress, offensichtlich auch die Filmverkäufer von RTVE aus Spanien. Der internationale Filmmarkt ist natürlich wie jedes Jahr im altehrwürdigen Martin-Gropius-Bau. Aber wenn man den Layout-Text für die Filmwerbung auf dem Daily Screen per SMS einschickt, dann kann daraus natürlich schon mal der Martin-Groupiu Bau werden. Tönt rumänisch, wennse mir fragen… aber mir fracht ja keener.

Screen part

Berlinale09: Michelle Pfeiffer leidet in und mit Jugendstil

Cheri by Stephen Frears Michelle Pfeiffer

Schön ist sie, und manchmal ein wenig durchsichtig, wie gewohnt, jene Michelle Pfeiffer, die wir zum Beispiel aus Scorseses ‚Age of Innocence‘ kennen. In ‚Chéri‘ von Stephen Frears spielt sie eine Pariser Kurtisane der Belle Epoque, eine Frau, die gerade anfängt zu welken, und es auch weiss. Das ist in den ersten fünfzehn Minuten des Films schön giftig und rasant in Szene gesetzt. Schon der Titelvorspann, der gerafft und grafisch originell „Berlinale09: Michelle Pfeiffer leidet in und mit Jugendstil“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Hier wimmelt es nur so von Muslimen‘

London River by Rachid Bouchareb Sotigui Kouyate Brenda Blethyn

„This place is positively crawling with muslims“, erzählt die verzweifelte Bäuerin (Brenda Blethyn) von der Kanalinsel Guernsey am Telefon ihrem Bruder zuhause. Der Film heisst ‚London River‘, und sie ist nach London gekommen nach den Bombenanschlägen im Sommer 2005, weil sich ihre Tochter nicht mehr gemeldet hat, und sie das Schlimmste fürchtet. Die Wohnung ihrer Tochter ist im Haus eines Muslims, und die Tochter ist offenbar zusammen mit einem schwarzen Freund, von dem die Mutter nichts wusste, in einen Arabischkurs gegangen. Das alles findet sie allerdings erst langsam heraus, über „Berlinale09: ‚Hier wimmelt es nur so von Muslimen‘“ weiterlesen

Berlinale09: Deutsche Beziehungskiste – next generation

Mitte Ende August Marie Bäumer Milan Peschel
Marie Bäumer und Milan Peschel in Sebastian Schippers 'Mitte Ende August'

Mit Mitte Ende August, Sebastian Schippers Uminterpretation von Goethes Wahlverwandschaften, im Forum, und Maren Ades Alle anderen im Wettbewerb heute habe ich wieder einmal mein eigenes Alter gespürt, das einem ja sonst im Kino leicht abhanden kommt. Beide Filme sind sehr deutsch, und reine Beziehungskisten, reminiszent an die 80er Jahre – für mich. Nicht aber für die Generation, welche sie jetzt macht, mit unterschiedlichen Zielen und Vorgaben. Sebastian Schipper (‚Absolute Giganten‘, 1999) lässt ein mittdreissiger Paar in die Zerreissprobe zwischen dem älteren Bruder des Mannes und der jüngeren Patentochter der Frau geraten. Sehr frei nach Goethe „Berlinale09: Deutsche Beziehungskiste – next generation“ weiterlesen

Berlinale09: Sally Potter, radikal wie eh und je

Rage by Sally Potter: Steve Buscemi

Die Britin Sally Potter hat sich nie damit begnügt, einfach Filme zu machen. Jeder ihrer Filme ist ein Experiment für sich – oder für sie. Von Orlando bis The Tango Lesson, bis zu den jambischen Pentametern von Yes hat sie es immer wieder von neuem geschafft, sich formal und inhaltlich radikal neu zu positionieren. Zwischen ihren Filmen liegen immer ein paar Jahre. Und ihr jüngster ist auch wieder ein Experiment. Rage ist aufgebaut als „mockumentary“, als künstlicher Dokumentarfilm. Ein Schüler Namens Michelangelo filmt die Protagonisten einer New Yorker Fashion Show mit seiner Hamadan Handycam. Im Prinzip besteht der ganze Film aus einer Reihe von ‚talking heads‘, von bekannten und unbekannten Schauspielerinnen und Schauspielern gespielt. Judi Dench ist eine Moderedaktorin, Steve Buscemi ein abgehalfterter Fotograf, Jude Law spielt „Berlinale09: Sally Potter, radikal wie eh und je“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Gigante’von Adrián Biniez

Gigante: Horacio Camandule

Eine schöne Überraschung aus Uruguay bot der Wettbewerb der Berlinale heute. ‚Gigante‘ ist nur 84 Minuten kurz, und vom Prinzip her einer dieser Überwachungskamera-Filme, wie es sei seit ein paar Jahren in allen Genres von Thriller bis Horror. Gibt. Regisseur Adrián Biniez gibt dem Spiel mit dem beobachteten Beobachter einen neuen Twist. Sein Held Jara ist ein grosser, schwerer, starker Mann, schüchtern, eine Seele von einem Mensch. In der Sicherheitszentrale eines riesigen Supermarktes sitzt er hinter den Monitoren und verliebt sich während einer Nachtschicht in eine der Putzfrauen, die er auf dem Bildschirm beobachet. Schüchtern wie er ist, stellt er ihr nach einigem Zaudern erst mal anonym einen kleinen Kaktus in die Ladenzeile, „Berlinale09: ‚Gigante’von Adrián Biniez“ weiterlesen