Filmpodcast Nr. 72: Be Kind Rewind, Paranoid Park, Once, Jean-Paul Belmondo, Yusuf Yesilöz.

Jack Black und Mos Def in Michel Gondrys "Be Kind Rewind"
Jack Black und Mos Def in Michel Gondrys ‚Be Kind Rewind‘

Herzlich Willkommen zur 72. Ausgabe von Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute erzählt uns Brigitte Häring wie man Filme «schwedet» anhand von Michel Gondrys Be Kind Rewind. Ich stelle Ihnen Gus van Sants Paranoid Park vor, und Once, den kleinen Film aus Irland, der überraschend den Oscar für den besten Song gewonnen hat. Wir gratulieren Jean-Paul Belmondo zum 75. Geburtstag, es gibt Kurztipps wie üblich und natürlich das Soundtrackspiel. Und schliesslich unterhält sich meine Kollegin Franziska Baetcke mit Filmemacher und Autor Yusuf Yesilöz darüber, wie man sich die Schweiz zur Heimat machen kann.

[audio http://pod.drs.ch/mp3/film/film_200804110800.mp3]

Ben Hur ist gestorben

Charlton Heston als "Ben Hur"Good Bye, Chuck! Charlton Heston ist tot, der Mann, der als Ben Hur und als Moses zu Weltruhm und Unsterblichkeit gekommen ist, ist gestern in Beverly Hills mit 83 Jahren gestorben. Die letzten Jahre machte der an Alzheimer leidende Schauspieler nur noch als eiserner Verfechter des Rechtes auf Waffenbesitz auf sich aufmerksam, am traurigsten in Michael Moores schamloser Vorführung in Bowling for Columbine. Mit seinem stets trotzig vorgestreckten

Unterkiefer und einem eigentlichen Mahlwerk an blitzenden Zähnen machte Heston fast immer eine gute Figur als Über-Mann. Er war der Monumental-Mann schlechthin, auch wenn er ab Ende der sechziger Jahre noch eine zweite Karriere als Katastrophen überlebendes Alpha-Tier hinlegte, in The Omega Man, Soylent Green, oder Planet of the Apes, Earthquake oder Airport 75. Meine erste Kinobegegnung mit ihm hatte einen monumental komischen Einschlag. Ich wollte mir den Klassiker Ben Hur im Basler Küchlin ansehen, schliesslich hatte man mir immer vom Wagenrennen und der Seeschlacht erzählt. Worauf ich natürlich nicht mit dem christlich missionarischen Ton der Zeit rechnete und völlig baff den Titelvorspann des Films über mich ergehen liess … da taucht der Stern von Bethlehem auf und die Weisen aus dem Morgenland und überhaupt viel Anfangsgeraune. Und als die Sequenz zu ihrem Ende kommt brummt eine tiefe Bassstimme vom Balkon herunter laut vernehmlich "Amen!" ins Kino hinein. Ich schliesse mich dem Unbekannten Brummer von damals (ca. 1973) an und schicke Charlton Heston unbekannterweise ein ebenso resonantes "Amen!" nach in die ewigen Jagdgründe, wo das Tragen einer Waffe noch unkontrovers und seligmachend sein möge.

Einen ausführlichen Nachruf gibts zum Beispiel in der Süddeutschen, oder in der NYT.

Hollywoods neuer Wohlfühlschrecken

In einem lesenswerten Essay im Umblätterer-Blog macht Andreas Vogel eine kleine tour d’horizon zum aktuellen Hollywood-Kino mit seinen vielen Überraschungen – nach all den Jahren der toten Sequels hat Tinseltown das Spielen mit Formen und Erwartungen wieder entdeckt. Das liest sich nicht nur flüssig, es führt auch schön kompakt vor Augen, dass das amerikanische Kino zur Zeit sehr vital wirkt. Und gleichzeitig hat sich, zumindest bei mir, auch die Ahnung verdichtet, dass das noch nicht wirklich die grosse Erneuerung darstellt. Im Prinzip ist nämlich Hollywood mit diesem sanften gegen den Strich Bürsten gerade mal dort, wo sich die US-Fernsehproduzenten vor etwa fünf Jahren befanden: Im Aufbruch.

(via medienlese.com)

Filmpodcast Nr. 71: Youth without Youth, You the Living, Giorni e nuvole, Jules Dassin RIP.

Francis Ford Coppola (Rechts) dreht "Youth without Youth" mit Tim Roth
Francis Ford Coppola (Rechts) dreht ‚Youth without Youth‘ mit Tim Roth

Herzlich Willkommen zur 71. Ausgabe von Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute stelle ich Ihnen den neuen Film von Altmeister Francis Ford Coppola vor, «Youth without Youth», Coppolas ersten Films seit zehn Jahren. Pierre Lachat führt uns in die bizarre Welt von Roy Andersson und seinem «You, the Living» und danach zu Silvio Soldini und seinem «Giorni e nuvole». Wir blicken kurz zurück auf das Leben des verstorbenen Regisseurs Jules Dassin, und dazu gibt’s das übliche Soundtrackspiel und die Kurztipps.

[audio http://pod.drs.ch/mp3/film/film_200804040800.mp3]

Filmcollagen selber zusammenmausen

Mit omnisio.com ist ein neues Webportal online gegangen, das die Restriktionen von YouTube und Konsorten aufhebt. Videoclips aus allen möglichen Web-Quellen lassen sich über eine simple Schnittliste kombinieren, mit wählbaren Ein- und Ausstiegspunkten. Damit wird die Kurzclip-Kultur erweitert, theoretisch können so ganze Spielfilme zusammengeclipped werden. Vorderhand wird das vor allem zu unendlich vielen schnellen Mashups führen, aber früher oder später kommen hier Soap-Collagen zusammen. Ich freue mich schon auf die Haus-Besuche von Dr. House bei den Desperate Housewives und ähnliche Basteleien. Zusammen mit der Möglichkeit, während dem Anschauen Kommentarblasen auf die Filmchen zu kleben, erweitert omnisio.com die kreativen Möglichkeiten von Web 2.0 extrem. Und verwischt die Grenzen zwischen „fair use“, Plagiat und Copyright-Infringement weiter. Keep on mashing, folks!

Filmpodcast Nr. 70: Kirschblüten, Juno, David Lean, Total Recall.

David Lean
David Lean

Herzlich Willkommen zur 70. Ausgabe von Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Pierre Lachat stellt uns den neuen Film Kirschblüten von Doris Dörrie vor und Brigitte Häring die Teenager- Schwangerschafts- Komödie «Juno». Ich bin mir bewusst, dass wir den Film schon letzte Woche in der Rolle hatten. Aber die Besprechung ist eine andere, in Mundart diesmal, und der Film ist wirklich sehr sehenswert. Und danach feiern wir mit Pierre Lachat den 100. Geburtstag von David Lean. Ellinor Landmann führt uns gründlich ein in die Kunst, Filme nach zu erzählen – am Zürcher Theaterfestival Total Recall. Und schliesslich, wie üblich, Kurztipps und Soundtrackspiel.

[audio http://pod.drs.ch/mp3/film/film_200803280800.mp3]

Kniffliges Filmeraten

In diversen Filmblogs grassieren die Filmstöckchen, Ratespiele anhand von Still-Serien. Meistens fliegen die „Stöckchen“ zwischen zwei oder drei Blogs hin- und her. Im besten Fall sieht das von aussen aus wie ein Pingpong-Spiel, im schlimmeren tatsächlich wie Lassie beim Spielen auf der Wiese. Auf der Fotoseite Flickr haben eine paar Enthusiasten jetzt aber einen Pool eingerichtet, wo jeder nach Lust und Laune mitraten kann, ohne zum Komplizen werden zu müssen. Crowdsourcing, einfach und simpel – d.h. hin und wieder nett knifflig auch.

Governator schmeisst Dirty Harry raus

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat seinen Schwager Bobby Shriver und Clint Eastwood (Ex Mayor von Carmel) aus der kalifornischen Park-Kommission entlassen, nachdem sich die beiden öffentlich gegen ein Maut-Strassen-Projekt durch einen südkalifornischen State-Park geäussert hatten. Eastwood lebt noch immer in Carmel, neben einem der schönsten Nationalparks Kaliforniens. Shriver und Eastwood haben sich beide für eine dritte Amtsperiode in der ehrenamtlichen neunköpfigen Kommission zur Verfügung gestellt, aber Schwarzenegger hat, wie Shriver vermutet, dem Druck der Baulobby nachgegeben, wie der San Francisco Chronicle meldet. Sowohl Shriver (Kommissionspräsident) wie auch Eastwood (Vizepräsident) waren noch von Schwarzeneggers Vorgänger in die Kommission geholt worden.

Filmpodcast Nr. 69: Juno, Max Frisch – Citoyen.

Ellen Page & Michael Cerra in "Juno" von Jason Reitman
Ellen Page & Michael Cerra in ‚Juno‘ von Jason Reitman

Herzlich Willkommen zur Osterausgabe von Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute stellt uns Brigitte Häring die Teenager-Schwangerschafts-Komödie Juno vor und Pierre Lachat den neuen Dokumentarfilm Max Frisch – Citoyen von Matthias von Gunten. Im Soundspiel haben wir ein Ohr auf den eben verstorbenen Regisseur Anthony Minghella und dazu gibt’s wie gewohnt die Kurztipps. Der Filmpodcast lässt sich übrigens wie alle DRS-Podcasts auch direkt im iTunes-Store abonnieren (nach DRS suchen).

[audio http://pod.drs.ch/mp3/film/film_200803210800.mp3]

Anthony Minghella ist tot

Mit 54 Jahren ist heute morgen in London der Filmregisseur Anthony Minghella gestorben. Minghella ist 1996 quasi über Nacht weltberühmt geworden mit seiner Verfilmung des Michael-Ondaatje-Romans «The English Patient». Freunde des britischen Kinos kannten den eigenwilligen Drehbuchautor und Regisseur aber schon von seinem Debutfilm «Truly, Madly, Deeply» von 1990. Nach dem Erfolg des «English Patient» hat Minghella sich für seine nächsten Projekte Zeit genommen. Einen grossen Erfolg hatte er 1999 mit der Highsmith-Verfilmung «The Talented Mister Ripley», während die grossangelegte Literaturverfilmung «Cold Mountain» eher enttäuschte. Wie die amerikanische Branchenzeitschrift Variety meldet, ist Anthony Minghella heute morgen um 5 Uhr überraschend an einer Hirnblutung gestorben, nach einer Routineoperation am Hals. Minghellas letzter Kinofilm war «Breaking and Entering» von 2006. Einen letzten Fernsehfilm hat er eben noch fertiggestellt.