Auf der Site von something awful ("The Internet makes you stupid") veranstaltet eine Horde Grafikfreaks ihren wöchentlichen Photoshop Phriday, einen Wettbewerb im Umgestalten. Immer wieder mal nehmen sich die Leute auch Filmplakate vor. In dieser Serie haben sie zum Beispiel Schlock-Plakate entworfen für Studiofilme. Und hier haben sie das Gegenteil gemacht: Arthouse-Plakate für Schrottfilme wie zum Beispiel Barb Wire mit
Pamela Anderson. Es gibt da noch etliche solcher Filmplakat-Orgien. Eine der schönsten finde ich die mit den simplified movies, Plakate, welche gleich den Ausgang der Geschichte vorwegnehmen, wie bei dem hier zur Star Wars Serie, auf dem Yoda den kleinen Anakin Skywalker meuchelt und damit die ganzen Filme überflüssig macht:
Herzlich Willkommen zum DRS Filmpodcast für die Woche 34. Michael Sennhauser stellt den Film «Knocked Up» vor, Brigitte Häring bespricht den neuen Schweizer Episodenfilm «La vraie vie est ailleurs» und Pierre Lachat gratuliert Robert Redford zum 70. Geburtstag. Im Anschluss daran folgt ein halbstündiges Gespräch von Pierre Lachat mit dem Filmverleiher Wolfgang Blösche von der Zürcher Filmcoopi. Dazu wie immer Kurztipps und Filmhörspiel.
Wir Filmjournalisten sind ja schon einiges gewohnt. Aus Angst vor Piraten lassen uns die Filmverleiher vor den Pressevorführungen grosser Kisten von privaten Wachleuten filzen, nehmen uns die Mobiltelefone ab, und es kommt auch vor, dass ein Wachmann während des Films die Medienleute filmt, wahrscheinlich mit Restlichtverstärker, um filmende Journalisten/ Piraten zu entlarven. Aber nun hat Time Warner
/ Warner Bros. die unheimliche Praxis in den USA offenbar auch auf das zahlende Publikum ausgeweitet. Der Blog von The Consumerist berichtet jedenfalls von Kinobesuchern, die während einer Vorstellung von (ausgerechnet) The Invasion, dem mindestens fünften Remake von Invasion of the Body Snatchers, feststellten, dass sie während der Vorstellung gefilmt wurden. In mindestens einem Fall erklärte der zur Rede gestellte Kinomanager schulterzuckend, das geschehe im Auftrag von Time Warner / Warner Bros. In der Schweiz müsste das Publikum wahrscheinlich vor der Vorstellung auf diese Praxis aufmerksam gemacht werden. Andererseits gibt es auch bei uns hunderte von Überwachungskameras, zum Beispiel in Parkhäusern, auf die nirgendwo hingewiesen wird. Ich bin gespannt, ob weitere solche Meldungen auftauchen und ob sich das auch hier zu Lande demnächst mal ergibt.
Einst hat er mit Fassbinder den deutschen Film aufgemischt, später hat er eine internationale Karriere gemacht, unter anderem als Kameramann beim schönsten Film von Martin Scorsese und etlichen anderen vom Meister, oder auch bei Coppola. Jetzt ist er 72, offensichtlich müde und von Hollywood gar nicht mehr angetan. Das aktuelle Magazin der Süddeutschen Zeitung hat ein spannendes Interview (hier) mit Michael Ballhaus, von Max Fellmann und Jan Heidtmann.
Herzlich Willkommen zum DRS Filmpodcast für die Woche 33. Heute mit zwei Filmbesprechungen: Die romantische Komödie «Waitress» aus den USA, und aus Italien «Saturno contro» von Fersan Özpetek. Und danach entführt uns Pierre Lachat für eine halbe Stunde zurück ins Werk des russischen Regisseurs Andrej Tarkovsky, dem das Stattkino Luzern derzeit eine Retrospektive widmet. Dazu wie immer Kurztipps und das Mini-Filmhörspiel.
Letzten Freitag ging es wie ein Lauffeuer durch die Medien. Rom brennt! Ganz Rom? Nein, nur ein kleiner Teil des ehrwürdigen Cinecittà-Studiogeländes, dort, wo die teure "Rom"-Serie gedreht wird. Am Tag davor, am 9. August meldete der Hollywood Reporter, dass Investoren in Mailand ein neues Filmstudio planen, das auch Schweizer Kunden anziehen soll. Zwei Tage früher schon hatte die Schweizerische Depeschenagentur SDA von den Plänen berichtet:
Mailand will verstärkt auf Filmindustrie setzen – Moderne Filmstudios sollen Schweizer Investoren anziehen
Rom (sda/apa) Mailand will verstärkt auf die Filmindustrie setzen und zu einem Gegenpol Roms und dessen Filmstudios Cinecitta aufrücken. Wegen der Nähe zur Schweizer Grenze haben die Initianten auch Schweizer Investoren im Visier.
In zwei Wochen werden in einem ehemaligen industriellen Gelände neue Studios eröffnet. Ziel ist, die Film- und TV-Serien-Produktion in Mailand zu fördern, berichteten italienische Medien am Donnerstag.
«Die neuen Studios werden vor allem Schweizer Kapital anziehen, weil der Tessin sehr nahe ist», betonte der Chef der föderalistischen Oppositionspartei Lega Nord, Umberto Bossi, der sich seit Jahren für eine starke Filmproduktion in Mailand einsetzt, um die norditalienische Kultur zu fördern.
Heute ist der 30. Todestag von Elvis Presley, und das ist weder zu übersehen, noch zu überhören. Für uns Nachgeborene (ich habe zwar Jahrgang 1961, aber im Gegensatz zu den Beatles war dieser Elvis damals eben noch nix für uns Kinder) klingt der Mann im Ohr. Dass er auch in etlichen Filmen vermarktet wurde, war mir vage bewusst. Nachgerade verblüfft hat mich nun aber die Tatsache, dass der Mann effektiv in über 30 Filmen (Liste mit ImdB Links nach dem Sprung unten) mitgespielt hat – von denen ich keinen einzigen je gesehen habe… habe ich vergebens gelebt? Kann mich jemand beruhigen?
„Ob das Auge phallisch und der Blick männlich, das Ohr dagegen vaginal und der Gehörsinn weiblich besetzt seien, ist seit Georges Bataille und Laura Mulvey Gegenstand heftiger Gender Debatten.“ Das ist einer der Sätze von Hansmartin Siegrist im ziemlich speziellen Kinobuch „Les visiteurs du soir – Pariser Projektionen“, das die Basler Künstlerin Bettina Grossenbacher vor kurzem herausgebracht hat. Ihre Fotografien von Pariser Kinosälen, alle jeweils entstanden, kurz bevor sich auf der Leinwand die Welt ausbreitete, sind wunderbar und eine Gelegenheit zum Eintauchen in diese Magie des Versprechens vor dem Film. Das kleine Buch ist ein Glücksfall für all jene unter uns, die von und für dieses immer wieder neu gesuchte Versprechen leben. Dabei sind die Fotografien für sich ziemlich evokativ. Aber die eigentliche Tiefe und das kinomässig Schmökernde bekommt der Band durch den untertitelartig fliessenden, überaus anregenden und assoziativen Text von Hansmartin Siegrist, der dafür sorgt, dass die (noch) leeren Leinwände auf den Bildern nicht nur Projektionsflächen sind, sondern dünne Trennwände vor einer Welt der Ideen und Einfälle.
Offenlegung: Hansmartin Siegrist war mein Lehrer an der Uni, er ist ein Freund von mir und er ist mein Vermieter. Diese Erwähnung des Buches zieht keinen Mietnachlass nach sich.
Bettina Grossenbacher, Hansmartin Siegrist Les visiteurs du soir – Pariser Projektionen
Mai 2007, 160 Seiten, 22×16,5 cm, ca. 70 Farbabbildungen, gebunden
CHF 42.00 / € 28.00
Keine grosse Überraschung: Mit „Ai no yokan“ (The Rebirth – Die Wiedergeburt) vom Japaner Masahiro Kobayashi hat eindeutig der radikalste Film im Wettbewerb von Locarno gewonnen, der konsequenteste.
Kobayashi zeigt die junge Noriko, deren Tochter eine Schulkollegin umgebracht hat, und Junichi, den verwitweten Vater des ermordeten Mädchens (gespielt vom Regisseur) in einem endlosen, repetitiven, einsamen pas-de-deux. Beide haben sich nach dem Mord zurückgezogen, seltsamerweise an den gleichen Ort. Noriko arbeitet in der Küche der Pension, in der Junichi lebt. Der Film zeigt in stets nur minim variierten Sequenzen immer und immer wieder die gleichen Ausschnitte aus dem stummen, eintönigen Tagesablauf der beiden. Zunächst sucht er einen Weg, mit ihr zu kommunizieren, und sie verweigert alles. Dann bemüht sie sich immer und immer wieder, bleibt dabei aber sprach- und hilflos. Immer wieder sieht man sie beim Braten von Eiern, ihn nach Schichtwechsel, beim Eintritt in die Produktionshalle der Giesserei, in der er arbeitet. Bald mutet der Film wie ein endloser, banaler Albtraum an. Sie sucht sein Verzeihen, eben so wie er, der längst so weit ist, dass er ohne ihre Gegenwart nicht mehr leben kann, sie aber auch nicht erträgt, eigentlich schon längst ihre Vergebung für sein Nichtvergeben herbeiwünscht.
Kobayashi ist mit seinen 53 Jahren kein Nachwuchsregisseur und seit etwa zwei Jahren hat er den Status eines interessanten Avantgardisten. Insofern versteht man Jury-Präsidentin Irène Jacob, wenn sie vor den Medien erklärte, es sei fast nicht möglich gewesen, die 19 Filme im Wettbewerb auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dass ein offensichtlich noch von etlichen Mängeln behafteter Film eines Nachwuchsregisseurs wie Fulvio Bernasconi keinen Stand hat gegenüber der radikalen Reduktion des Siegerfilms, ist ja einleuchtend. Dass die Jury beim Darstellerpreis unter ähnlichen Nöten gelitten hat, ebenfalls. Nur so lässt sich jedenfalls erklären, dass sie den Preis für den besten Darsteller „ex aequo“ dem grossartigen Michel Piccoli und dem noch weitgehend unbekannten Michele Venitucci für die Hauptrolle in Fuori dalle corde von Bernasconi gegeben hat.
Ich bin sicher zufriedener heute als die Jury, die einige knallharte Diskussionen hinter sich haben dürfte. Mir haben sie nämlich die Freude gemacht und meinen Lieblingsfilm Capitaine Achab mit dem Regiepreis für Philippe Ramos ausgezeichnet.
Herzlich willkommen zum DRS Filmpodcast für die Woche 32. Wir sind noch immer am Filmfestival in Locarno. Darum drehen sich auch alle heutigen Beiträge um diese 60. Ausgabe des Festivals am Lago Maggiore. Zuerst stelle ich Ihnen im Gespräch den neuen Film „1 journée“ des Schweizers Jacob Berger vor, der am Dienstag auf der Piazza Grande gezeigt wurde. Dann hören Sie ein kurzes Gespräch von Eric Facon mit dem Solothurner Filmemacher Bruno Moll, über seinen Dokumentarfilm Der Weg nach Santiago, der im Rahmen der Kritikerwoche in Locarno uraufgeführt wurde. Darauf folgt eine Zusammenfassung der Medienkonferenz von Bundesrat Pascal Couchepin, an der die künftige Festivalpolitik des Bundes vorgestellt wurde und schliesslich ein Gespräch, das Eric Facon mit Hérvé Dumont führte, dem Direktor der Cinématheque suisse, der endlich den zweiten Teil seiner Geschichte des Schweizer Films herausgebracht hat. Und danach folgt als Bilanz zum 60. Filmfestival Locarno ein halbstündiges Gespräch mit den deutschen Kollegen Peter Klaus und Herbert Spaich.