SHAMBHALA von Min Bahadur Bham (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Thinley Lhamo © Aditya Basnet / Shooney Films

Wahrscheinlich haben alle ethnisch-ländlichen Geschichten dieser Welt irgendwo einen Jeremias-Gotthelf-Einschlag. Das macht sie so universal.

Wenn dann noch die Wimpel und die Berge, die Yaks und die Mönche, die Reinkarnation und die Mehrmännerei dazu kommen, dann weht durchs nachbarschaftlich Allzumenschliche schnell ein spiritueller Wind. „SHAMBHALA von Min Bahadur Bham (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

VOGTER (Sons) von Gustav Möller (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Sidse Babett Knudsen © Nikolaj Moeller

Manche Leute kann man eben nicht retten, tröstet Rami (Dar Salim), der Chefaufseher des Hochsicherheitstrakts, am Filmende die völlig erledigt auf einem Stuhl sitzende Eva (Sidse Babett Knudsen).

Manche Filme auch nicht. „VOGTER (Sons) von Gustav Möller (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

MÉ EL AÏN (Who Do I Belong To) von Meryam Joobeur (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Malek Mechergui, Dea Liane © Tanit Films, Midi La Nuit, Instinct Bleu

Dass Kriegsrückkehrer ihre Dämonen mit nach Hause bringen, das ist eine alte Metapher. Die in Kanada lebende tunesisch-amerikanische Regisseurin Meryam Joobeur bringt sie in ihrem ersten Langspielfilm aber erst sehr spät ins Spiel.

Zu Beginn machen sich Aicha und ihr Mann auf ihrem kleinen Ziegenhof im Norden von Tunesien bereit für eine Hochzeit. Adam, der jüngste Sohn, freut sich darauf, die Pferde zu sehen. Seine älteren Brüder Mehdi und Amine erklären, sie kämen später nach, als die Mutter sie zu Eile mahnt. „MÉ EL AÏN (Who Do I Belong To) von Meryam Joobeur (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

BLACK TEA von Abderrahmane Sissako (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Han Chang, Nina Mélo © Olivier Marceny / Cinéfrance Studios / Archipel 35 / Dune Vision

Sissakos erster Langfilm seit Timbuktu von 2014 ist eine chinesisch-afrikanische Liebesgeschichte. Oder gleich mehrere.

In der République de Côte d’Ivoire verweigert die schöne Aya (Nina Mélo) ihrem Verlobten das Ja-Wort bei der Trauung, weil er sie am Tag zuvor mit einer alten Flamme betrogen hat. „BLACK TEA von Abderrahmane Sissako (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

GLORIA! von Margherita Vicario (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Veronica Lucchesi, Carlotta Gamba, Sara Mafodda, Maria Vittoria Dallasta © tempesta srl

Femipop gegen barocke Langeweile. Schön wär’s! Der Berlinale-Wettbewerbsfilm der Italienerin Margherita Vicario will viel weiblichen Aufstand und Geschichtskorrektur und ist doch bloss ein Melodramusical.

Die erste Warnung kommt schon bald, als der ganze Hof von Sant Ignazio bei Venedig rhythmisch in Reih und Glied fällt. Die Wäscherinnen schrubben, schrubben. Die Waisenmädchen lachen, lachen. Die Teppichklopfer klopfen, klopfen. „GLORIA! von Margherita Vicario (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

DES TEUFELS BAD von Veronika Franz & Severin Fiala (Berlinale 2024, Wettbewerb)

© Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfilm

Grauslich kann es sein, dieses Leben in Österreich im 18. Jahrhundert. Zumal auf dem Land, wo Kälte und Hunger so nah sind wie der Teufel und die Kirche.

Das Regieduo, das uns mit Ich seh, ich seh schon das Fürchten gelehrt hat, legt nach mit dem tragischen Leben der jungen Agnes (Anja Plaschg), die in ihrer Gottesfurcht nichts weiter sein wollte, als eine gute Ehefrau für ihren Mann Wolf (David Scheid) und so bald wie möglich Mutter. „DES TEUFELS BAD von Veronika Franz & Severin Fiala (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

PEPE von Nelson Carlos De Los Santos Arias (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Das ist Pablito. NIcht Pepe. © Monte & Culebra

Dieser, wir wollen ihn Assemblage-Film nennen, hat einiges gemeinsam mit Mati Diops Dahomey. Wieder haben wir es mit einer Stimme ohne sichtbaren Körper zu tun, wie bei der Benin-Statue Nr. 26.

Und wieder ist es eine Stimme aus dem Exil, fern vom Kontinent Afrika. Pepe ist ein Nilpferd. Er ist das erste (und bisher letzte) Nilpferd, das in Südamerika umgebracht wird. „PEPE von Nelson Carlos De Los Santos Arias (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

YEOHAENGJAUI PILYO (A Traveler’s Needs) Hong Sangsoo (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Ha Seongguk, Isabelle Huppert © 2024 Jeonwonsa Film Co.

Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Filme von Hong Sangsoo ich schon gesehen habe. Dabei ist jeder von ihnen einzigartig. Vorwiegend koreanische Menschen reden und trinken und sind höflich und kommen irgendwann ein wenig aus sich heraus.

Meist spielt Poesie eine Rolle und immer irgendeine Form von Alkohol. Sonst bleiben die Gefühle unter der Oberfläche. „YEOHAENGJAUI PILYO (A Traveler’s Needs) Hong Sangsoo (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

LANGUE ÉTRANGÈRE von Claire Burger (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Lilith Grasmug, Josefa Heinsius © Les films de Pierre

Bei uns nennen sie das « deutsch-französische Freundschaft» sagt die die siebzehnjährige Lena (Josefa Heinsius), als ihre Freundin Fanny (Lilith Grasmug) ihr in Strassburg im EU-Gebäude, als diese sie auf zwei spiralförmig ineinander verschlungenen Treppen aufmerksam macht.

Lena kommt aus Leipzig, und da haben sich die zwei einstigen Brieffreundinnen auch das erste Mal getroffen, als Fanny im Schüleraustausch zu Lena und ihrer Mutter (Nina Hoss) kam. „LANGUE ÉTRANGÈRE von Claire Burger (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

ARCHITECTON von Victor Kossakovsky (Berlinale 2024, Wettbewerb)

© 2024 Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH, Point du Jour, Les Films du Balibari

Drohnenflüge am Laufmeter. Spektakuläre Bilder. Zerbombte, zerschossene Gebäude in der Ukraine.

Zoomaufnahmen von Felssprengungen in einem riesigen Steinbruch. Das Geröll fliesst wie Wasser durchs Bild. „ARCHITECTON von Victor Kossakovsky (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen