Frankreichs Wunderkind François Ozon kommt in die Jahre. Fleissig wie Woody Allen produziert er jährlich einen Film, und jedes mal lässt er eine Familie anders taumeln. Nun ist es vielleicht ein wenig paradox, ausgerechnet Ozon Altmännerphantasien zu unterstellen – aber sein neuer Film lebt zu guten Teilen davon. Im Zentrum steht die etwas scheue, aber experimentierfreudige siebzehnjährige Isabelle, die sich nach ihrer Entjungferung durch einen jungen Deutschen in der Sommerfrische rasch zu einem heimlichen Callgirl mausert, mit eigenem Webauftritt. Sie studiert an der Sorbonne und besucht am Nachmittag Hotelzimmer.
Die erste Einstellung des Films ist der Blick eines Voyeurs durch einen Feldstecher auf Isabelle am Strand. Wie sich herausstellt, steht hinter dem Binokular Isabelles jüngerer Bruder Victor, von François Ozon als eine Art Selbstporträt des Künstlers als Knabe angelegt. Das ist alles mindestens so hübsch inszeniert wie das Gesicht und der Körper der schönen Marine Vacth, mit demonstrativem Gespür für die Sehnsüchte und Nöte einer erwachenden Frau … oder dem, was ich als Mann da allenfalls vermute.