Cannes 16: MA LOUTE von Bruno Dumont (Wettbewerb)

Fabrice Luchini als André Van Peteghem © Praesens
Fabrice Luchini als André Van Peteghem © Praesens

Irgendwo zwischen Tati, Tintin und seinem eigenen P’tit Quinquin hat sich Regisseur Bruno Dumont in seiner neuen Groteske verrannt. In der Baie de la Slack in Nordfrankreich treffen im Jahr 1910 reiche Müssiggänger auf arme Muschelsammler. Und dann verschwinden einige dieser frühen Touristen spurlos.

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In diesem 1910 ist dieser Küstenstrich von Frankreich eben erst entdeckt worden von den reichen Parisern. Man baut absurde Küstenvillen in wildem Kolonialstil, sogenannte «Folies». Man schwärmt von Natur und Meer und Schönheit und Wind.

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Cannes 16: I, DANIEL BLAKE von Ken Loach (Wettbewerb)

I Daniel Blake von Ken Loach (1)

In seinem vermutlich letzten Film setzt der Altmeister des britischen «kitchen sink realism» auf die Themen, die ihn immer schon umtrieben: Die Solidarität der kleinen Leute und die Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems. Diesmal ist es ein herzkranker, verwitweter Schreiner, der den Kampf aufnimmt.

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I, Daniel Blake ist eine klassische Loach-Laverty-Kollaboration, der Filmemacher und sein Drehbuchautor haben noch einmal das ganze Arsenal ihres sozialrealistischen Agitationskinos aufgefahren. Dabei wird gleichzeitig deutlich, warum niemand sonst mehr diese Art von Filmen macht. Und warum sie uns fehlen werden.

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Cannes 16: RESTER VERTICAL von Alain Guiraudie (Wettbewerb)

Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry
Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry

Léo ist ein Drehbuchautor auf Wanderung in der Lozère im Süden von Frankreich. Auf der Suche nach Wölfen trifft er auf eine bewaffnete Schäferin und bleibt bei ihr und ihrem Vater auf dem Hof. Bis ihr gemeinsames Kind zur Welt kommt. Da packt sie ihre beiden älteren Söhne ein und verschwindet.

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Alain Guiraudies Film ist anders als fast alle anderen. Komischer und radikaler, verträumter und fremder. Léo (Damien Bonnard) ist eine jener alter-ego-Figuren, wie sie nicht nur Autorenfilmer erträumen, sondern auch Schriftsteller, vielleicht sogar Maler.

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Cannes 16: SIERANEVADA von Cristi Puiu (Wettbewerb)

Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora
Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora

Vierzig Tage nach dem Tod seines Vaters trifft sich die Familie des 40jährigen Arztes Lary in der Wohnung der Eltern in Bukarest zu einer Gedächtnisfeier. Weder die Feier noch das geplante Essen verlaufen wie erhofft.

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Ziemlich genau in der Mitte dieses 173 Minuten langen Familienfeierdramas schliesst ein Pope eine lange Anekdote mit der Bemerkung, Kürze sei die Seele des Witzes. Seine Geschichte hatte sich darum gedreht, wie er beinahe der Versuchung erlegen sei, daran zu glauben, die Wiederkehr Christi sei bereits unbemerkt von den Menschen erfolgt und jede Rettung damit verloren.

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Cannes 16: CAFÉ SOCIETY von Woody Allen (Eröffnungsfilm)

Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in 'Café Society' von Woody Allen © frenetic
Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in ‚Café Society‘ von Woody Allen © frenetic

Woody Allens jüngster Film ist altersmilde, nostalgisch, zuweilen leicht komisch und jederzeit wunderschön gefilmt. Die bittersüsse Liebesgeschichte wird die Welt nicht erschüttern.

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In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts kommt der junge Jude Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) aus der New Yorker Bronx nach Hollywood zu seinem Onkel Phil (Steve Carell), einem erfolgreichen Schauspieler-Agenten.

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Cannes 16: Es kann losgehen

Affiche Cannes 2016

Pünktlich zum Festivalbeginn morgen Mittwoch ist an der Côte d’Azure Regen angekündigt. Macht nichts: Das diesjährige Festivalplakat, ein Bild aus Le mépris von Jean-Luc Godard, enthält genügend Sonnenlicht und dazu den ganzen Filmtempel-Brimborium, den wir hier stets nur halbironisch zelebrieren.

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Während wir Journalisten Termine büscheln, Interviews absprechen und seelisch mit kleineren oder grösseren Wechseln in der langjährigen Festivalroutine hadern (es gibt nun zwei Pressevorführungen der Morgenfilme um 08.30 Uhr, einen wie bisher im riesigen Lumière-Kino und parallel dazu eine zweite in der nicht ganz so riesigen, aber immer noch riesigen Salle Debussy – wie soll man sich da entscheiden?), sind überall im sogenannten Village International, dem grossen Filmmarkt im Keller und in den Pavillons um und hinter dem Palais, Handwerker noch am Schrauben und Teppich verlegen.

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