Ein Film wie dieser erinnert daran, was die eigentliche Magie des Kinos ausmacht: Bilder und Stimmungen, die sich mit anderen verbinden, uneindeutig, sehnsüchtig, traumähnlich.
Miguel Gomes ist es gelungen, «Heart of Darkness», Apocalypse Now, Pilgrims Progress zu einer Liebesgeschichte zu machen.
Chiara Mastroianni verwandelt sich in ihren Vater Marcello, zur Verblüffung ihrer Mutter Catherine Deneuve. Zwei weitere der Männer aus dem Leben der Chiara, der Sänger Benjamin Biolay und der Schauspieler Mélvil Poupaud, spielen ebenfalls mit in der wunderbaren Charade.
Fabrice Luchini, der es stets bedauert hat, nie mit Marcello auf der Leinwand gewesen zu sein, bietet sich dem neuen Marcello als Freund durch dick und dünn an. „MARCELLO MIO von Christophe Honoré“ weiterlesen
Anora, genannt Ani, ist eine junge Stripperin, Lap-Dance- und Gelegenheits-Escort-Frau, die sich – gegen Bezahlung, aber auch aus Sympathie – auf eine wilde Woche mit dem verzogenen, aber charmanten, fröhlichen und grosszügigen Sohn eines russischen Oligarchen einlässt, in einer Villa auf der Vergnügungsinsel Coney Island.
In den ersten Szenen im Strip-Club gibt sie schon ihrem Boss den Tarif durch: Ani lässt sich nichts gefallen, kennt ihre Arbeitsrechte und fordert sie auch ein.
Am Ende der Woche steht ein Privatjet-Ausflug mit der Entourage des Jungen nach Las Vegas, wo die wilde Liaison in eine Las-Vegas-Heirat mündet. „ANORA von Sean Baker“ weiterlesen
Karsh (Vincent Cassel) hat seine Frau Becca (Diane Krüger) an Krebs verloren. Das Bedürfnis, ihr ins Grab zu folgen, sie beim weiteren Zerfall ihres Körpers nicht allein zu lassen, sei der Anlass gewesen für sein Hightech-Friedhof-Projekt.
Gräber, in denen die Körper der Verstorbenen in Nanotech-Leichentücher eingewickelt bestattet werden. Das Material scannt den Körper in Echtzeit und liefert via App jederzeit hochauflösend gerenderte 3D-Modelle der Leichen. „THE SHROUDS von David Cronenberg“ weiterlesen
Dieser Film ist so unterhaltsam wie Donald Trump.
Das ist ein Kompliment. Für den Film.
Darüber hinaus leistet er aber zum Glück noch etwas mehr: Er führt uns unsere eigenen Position gegenüber der trumpschen Faszination vor Augen, manipuliert unsere Empathie und schlägt dann doch noch zu. „THE APPRENTICE von Ali Abbasi“ weiterlesen
Mit ihrer für das neue Jahrtausend aufgepeppten und radikalfeministisch unterlegten Neuauflage der bewährten Rape-Revenge-Exploitation Revenge hat Coralie Fargeat 2017 Aufsehen erregt.
Fashionable hat das Unterfangen der Erfolg von Ana Lily Amirpours A Girl Walks Home Alone At Night von 2014 gemacht.
Mit Titane und der goldenen Palme von 2021 für Julia Ducournau hat schliesslich der feministisch reinterpretierte Body-Horror seine intellektuelle Adelung erfahren. „THE SUBSTANCE von Coralie Fargeat“ weiterlesen
Das Dritte, was auffällt in den ersten Minuten dieses Films ist die eigenartige Zahmheit der Hauptfigur. Dieser rebellische Poet in seiner sowjetischen Frühzeit erinnert eher an die unbeschwerten jungen Rocker zu Beginn von Serebrennikovs Leto.
Das Zweite, was auffällt, zunehmend unangenehm: Diese Russen reden alle Englisch, mit dickem russischem Filmakzent. Nicht nur der Brite Ben Wishaw, der die Titelrolle spielt, sondern alle, ausnahmslos. Und kyrillische Schriftzüge verwandeln sich in englische, kaum sind sie sichtbar geworden. „LIMONOV: THE BALLAD von Kirill Serebrennikov“ weiterlesen
Zoe Saldana kann singen. Sie kann auch tanzen. Und wie. Dabei spielt sie in Audiards jüngstem und bisher verblüffendsten Opus eine Anwältin in Mexiko City, die zunächst weder zum Tanzen noch zum Singen die geringste Veranlassung hat. Sondern vor allem Ehrgeiz. Und Wut im Bauch.
Ihr Job ist es, die Verteidigung fürchterlicher Typen so vorzubereiten, dass ihr Boss diese vor Gericht freibekommt. Und das gelingt ihr so gut, dass ihr im Fall eines Typen, der seine Frau umgebracht hat, ob dem eigenen Erfolg schlecht wird. „EMILIA PÉREZ von Jacques Audiard“ weiterlesen
Nach seinem Erfolg mit Poor Things hatte Lanthimos offenbar das Bedürfnis, wieder tiefer in das gezielte Unbehagen seiner griechischen Anfänge einzutauchen, ohne auf Emma Stone zu verzichten. Oder auf Margaret Qualley. Oder auf Willem Dafoe.
Sie sind alle drei wieder da, ergänzt um Hong Chau und vor allem Jesse Plemons, in den drei thematisch verwandten, aber nur über eine Figur mit den Initialen R.M.F. (Yorgos Stefanakos) verknüpfte Episoden. „KINDS OF KINDNESS von Yorgos Lanthimos“ weiterlesen