LA CACHE von Lionel Baier

Mère-Grand (Dominique Reymond) und Père Grand (Michel Blanc) mit ihren drei Söhnen (William Lebghil, Aurélien Gabrielli, Adrien Barazzone) © Pathé Films AG

Manchmal ist Transparenz die beste Strategie. Lionel Baiers letzter Film, La dérive des continents (au sud), drehte sich unter anderem um inszenierte und erzwungene politische und mediale Transparenz innerhalb der EU rund um die Mittelmeer-Flüchtlinge in einem Lager in Sizilien. Der Film zeigte unter anderem, wie die Medienteams von Angela Merkel und Emmanuel Macron vor deren Lagerbesuch die Lagerzustände so inszenierten, dass ihre Chefs dann für schnelle und medial wirksame «Verbesserungen» sorgen konnten.

Für sein jüngstes Werk, die freie Adaption des Erstlingsromans «La cache» von Christophe Boltanski, erlegt der Westschweizer Regisseur sich nun gleich selbst die Transparenzregel auf und inszeniert zum Filmeinstieg das Buch als Buch und damit den Film als persönliche Lektüre. Unter anderem, indem er, der Regisseur, auch gleich die Stimme des Ich-Erzählers liefert. Zugleich spielt er – typisch Baier – eine kleine Nebenrolle als verräterisch kleinlich nörgelnder Nachbar der Grossfamilie Boltanski, um die sich die ganze Geschichte dreht. „LA CACHE von Lionel Baier“ weiterlesen

FILMREIF – ein ungewöhnlicher Podcast

Barbara Sommer und Plinio Bachmann

Filmpodcasts gibt es viele. Einige sind unerträglich, andere grossartig und einige wurden allen Qualitäten zum Trotz abgeschafft. Aber die meisten setzen sich mit Filmen auseinander, die es tatsächlich gibt. Das Zürcher Drehbuch-Paar Plinio Bachmann und Barbara Sommer hat nun allerdings für Einfach Zürich ein Konzept umgesetzt rund um Filme, die es eigentlich geben sollte.

Filmstoffe mit globalem Appeal und Zürcher Lokalkolorit, Figuren, welche das Leben der Stadt geprägt haben oder von ihr geprägt wurden: Sommer und Bachmann tauchen tief ein in die Recherchen, sie haben Bücher gelesen und Akten, sie verknüpfen Biografien und Schicksale auf derart packende Weise, dass «Filmreif» tatsächlich das Konzept von «Kino im Kopf» auf eine neue Ebene hievt. „FILMREIF – ein ungewöhnlicher Podcast“ weiterlesen

SEDIMENTE von Laura Coppens

© Srikandi Films

Wie das wohl aussieht, wenn eine Medienanthropologin sich der eigenen Familiengeschichte zuwendet? Dieser Dokumentarfilm ist die denkbar erfreulichste Antwort auf die Frage. Laura Coppens befragt ihren DDR-Grossvater liebevoll, vorsichtig, reflektiert und sehr zielgerichtet.

Der Film basiert auf akribischen Nachforschungen, greift zurück auf Briefe, Familienfotos, historische Unterlagen und Archivmaterial. Laura Coppens hat mit wissenschaftlicher Sorgfalt Materialien zusammengetragen, analysiert und verglichen.

Zugleich aber bleibt sie die Enkelin, die zusammen mit dem geliebten Opa Schicht für Schicht die Sedimente in der Familiengeschichte überprüft, mit seinen Erinnerungen abgleicht und sich dabei selbst dauernd daran erinnert, dass auch die eigene Erinnerungskultur von der Familiengeschichte geprägt ist. „SEDIMENTE von Laura Coppens“ weiterlesen

A REAL PAIN von Jesse Eisenberg

Kieran Culkin und Jesse Eisenberg © Searchlight Pictures

In diesen Zeiten, in denen Facebook-Zuckerberg sich und seinen Konzern tief in den migrationsfeindlichen MAGA-Sumpf eintauchen lässt, tut es gut, vom einstigen Film-Zuckerberg Jesse Eisenberg einen dermassen charmanten Film über amerikanisch-europäische Familiengeschichte und Traumata geschenkt zu bekommen. „A REAL PAIN von Jesse Eisenberg“ weiterlesen