Cannes 16: MAL DE PIERRES von Nicole Garcia (Wettbewerb)

Marion Cotillard und Alex Brendemühl © frenetic
Marion Cotillard und Alex Brendemühl © frenetic

Eine Frau, die lieber einsam bis zum Wahnsinn liebt, als sich auf einen Kompromiss oder überhaupt auf einen Menschen einzulassen, spielt Marion Cotillard in diesem eingemachten Zauberberg-Verschnitt von Nicole Garcia.

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Gabrielle (Marion Cotillard) ist die ältere Tochter auf einem Hof in Südfrankreich, auf dem im grossen Stil Lavendel angebaut wird. Sie hat sich unsterblich in ihren verheirateten Lehrer verliebt und deutet es als Liebesbeweis, als er ihr «Wuthering Heights» zu lesen gibt. Auf seine brüske Zurückweisung am Erntedankfest reagiert sie mit einem Zusammenbruch.

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Cannes 16: AMERICAN HONEY von Andrea Arnold (Wettbewerb)

Star (Sasha Lane)
Star (Sasha Lane)

Die junge Star verlässt ihre jüngeren Geschwister und ihr kaputtes Familienumfeld und schliesst sich einer Truppe jugendlicher Verkaufshippies an. Für wenig Geld verhökern sie von Tür zu Tür Zeitschriften-Abos und leben permanent «on the road».

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Andrea Arnolds bisherige Filme spielten in ihrer britischen Heimat. Red Road (2006) war ein Überwachungskamerathriller, Fish Tank (2009) die Geschichte einer 15jährigen aus dem britischen Prekariat und mit Wuthering Heights hat sie dann gar noch ihre sehr eigenwillige Interpretation des Brontë-Romans realisiert.

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Cannes 16: THE HANDMAIDEN von Park Chan-Wook (Wettbewerb)

Kim Min-hee (Hideko) und Kim Tae-ri (Sookee)
Kim Min-hee (Hideko) und Kim Tae-ri (Sookee)

Sookee, Trick- und Taschendiebin aus einem spezialisierten Haus für Waisen, wird vom Heiratsschwindler «Count» als persönliche Zofe zu einer reichen japanischen Erbin geschickt. Sie soll dafür sorgen, dass sich Hideko in den «Count» verliebt und ihn heiratet.

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Aber dann verliebt sich Sookee selber in die geheimnisvolle, naive und einsame Schönheit, die von ihrem Grossonkel ihres Erbes wegen mehr oder weniger gefangen gehalten wird.

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Cannes 16: TONI ERDMANN von Maren Ade (Wettbewerb)

Sandra Hüller und Toni Erdmann © filmcoopi
Sandra Hüller und Toni Erdmann © filmcoopi

Nach dem Tod seines alten Hundes reist der pensionierte Musiklehrer Winfried spontan nach Bukarest, um seine Tochter zu überraschen, die dort für eine deutsche Consulting-Firma arbeitet. Aber die erhoffte Nähe stellt sich nicht ein. Da verwandelt sich Winfried in den seltsamen Toni Erdmann.

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Toni trägt eine Perücke und falsche Zähne, die hervorstehen wie bei Dr. Jekylls alter ego Mister Hyde. Vor allem aber kann Toni die taffe Ines in ihrer Business-Welt herausfordern. Er taucht überall auf, gibt sich wahlweise als Life-Coach ihres wichtigsten Auftraggebers aus, oder als deutscher Ambassador.

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Cannes 16: MONEY MONSTER von Jodie Foster (ausser Konkurrenz)

George Clooney als Host der Börsenshow 'Money Monster' © Disney
George Clooney als Host der Börsenshow ‚Money Monster‘ © Disney

Wenn ein junger Mann mit Pistole und Sprengstoffweste die Live-Sendung eines TV-Börsengurus kapert, ergänzen sich Thrill und Satire so professionell wie George Clooney und Julia Roberts unter der Regie von Jodie Foster.

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Der grösste Teil der US-amerikanischen TV-Sendungen ist schon seit Jahren kaum mehr parodierbar, weil der Irrwitz der Show längst jeden journalistischen Standard abgewürgt hat. Das weiss auch Produzentin Patty Fenn (Juia Roberts) welche seit Jahren die Börsen-Show des smarten Lee Gates (George Clooney) verantwortet.

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Cannes 16: MA LOUTE von Bruno Dumont (Wettbewerb)

Fabrice Luchini als André Van Peteghem © Praesens
Fabrice Luchini als André Van Peteghem © Praesens

Irgendwo zwischen Tati, Tintin und seinem eigenen P’tit Quinquin hat sich Regisseur Bruno Dumont in seiner neuen Groteske verrannt. In der Baie de la Slack in Nordfrankreich treffen im Jahr 1910 reiche Müssiggänger auf arme Muschelsammler. Und dann verschwinden einige dieser frühen Touristen spurlos.

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In diesem 1910 ist dieser Küstenstrich von Frankreich eben erst entdeckt worden von den reichen Parisern. Man baut absurde Küstenvillen in wildem Kolonialstil, sogenannte «Folies». Man schwärmt von Natur und Meer und Schönheit und Wind.

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Cannes 16: I, DANIEL BLAKE von Ken Loach (Wettbewerb)

I Daniel Blake von Ken Loach (1)

In seinem vermutlich letzten Film setzt der Altmeister des britischen «kitchen sink realism» auf die Themen, die ihn immer schon umtrieben: Die Solidarität der kleinen Leute und die Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems. Diesmal ist es ein herzkranker, verwitweter Schreiner, der den Kampf aufnimmt.

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I, Daniel Blake ist eine klassische Loach-Laverty-Kollaboration, der Filmemacher und sein Drehbuchautor haben noch einmal das ganze Arsenal ihres sozialrealistischen Agitationskinos aufgefahren. Dabei wird gleichzeitig deutlich, warum niemand sonst mehr diese Art von Filmen macht. Und warum sie uns fehlen werden.

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Cannes 16: RESTER VERTICAL von Alain Guiraudie (Wettbewerb)

Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry
Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry

Léo ist ein Drehbuchautor auf Wanderung in der Lozère im Süden von Frankreich. Auf der Suche nach Wölfen trifft er auf eine bewaffnete Schäferin und bleibt bei ihr und ihrem Vater auf dem Hof. Bis ihr gemeinsames Kind zur Welt kommt. Da packt sie ihre beiden älteren Söhne ein und verschwindet.

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Alain Guiraudies Film ist anders als fast alle anderen. Komischer und radikaler, verträumter und fremder. Léo (Damien Bonnard) ist eine jener alter-ego-Figuren, wie sie nicht nur Autorenfilmer erträumen, sondern auch Schriftsteller, vielleicht sogar Maler.

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Cannes 16: SIERANEVADA von Cristi Puiu (Wettbewerb)

Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora
Valer Dellakeza und Mimi Branescu © Mandragora

Vierzig Tage nach dem Tod seines Vaters trifft sich die Familie des 40jährigen Arztes Lary in der Wohnung der Eltern in Bukarest zu einer Gedächtnisfeier. Weder die Feier noch das geplante Essen verlaufen wie erhofft.

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Ziemlich genau in der Mitte dieses 173 Minuten langen Familienfeierdramas schliesst ein Pope eine lange Anekdote mit der Bemerkung, Kürze sei die Seele des Witzes. Seine Geschichte hatte sich darum gedreht, wie er beinahe der Versuchung erlegen sei, daran zu glauben, die Wiederkehr Christi sei bereits unbemerkt von den Menschen erfolgt und jede Rettung damit verloren.

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Cannes 16: CAFÉ SOCIETY von Woody Allen (Eröffnungsfilm)

Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in 'Café Society' von Woody Allen © frenetic
Kristen Stewart und Jesse Eisenberg in ‚Café Society‘ von Woody Allen © frenetic

Woody Allens jüngster Film ist altersmilde, nostalgisch, zuweilen leicht komisch und jederzeit wunderschön gefilmt. Die bittersüsse Liebesgeschichte wird die Welt nicht erschüttern.

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In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts kommt der junge Jude Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg) aus der New Yorker Bronx nach Hollywood zu seinem Onkel Phil (Steve Carell), einem erfolgreichen Schauspieler-Agenten.

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