Berlinale09: Catherine Breillat und ihr Blaubart

Barbe bleu von Catherine Breillat im Panorama

Das Drama der alternden Mätresse, welches Stephen Frears mit Michelle Pfeiffer eher geschwätzig verfilmt hat, hat Frankreichs kluge Skandalfilmerin Catherine Breillat mit mehr Engagement und Dampf in Une vieille maîtresse (Cannes 2007) auch schon aufgearbeitet. Mit mehr Risikofreude. Bekannt und berüchtigt wurde sie aber vor allem mit ihren radikalen Filmen wie Romance oder Sex is comedy, welche in der Regel kein Blatt vor den Mund, geschweige denn vor die Scham nahmen. Um so verblüffender nun ihr jüngster, Barbe bleu (Blaubart), der hier im Panorama zu sehen war. Sex ist da zwar „Berlinale09: Catherine Breillat und ihr Blaubart“ weiterlesen

Berlinale09: Martin-Groupiou-Bau? Ick bin doch kein Berliner!

Screen Berlinale Day 6

Alle arbeiten hier an der Berlinale unter Vollstress, offensichtlich auch die Filmverkäufer von RTVE aus Spanien. Der internationale Filmmarkt ist natürlich wie jedes Jahr im altehrwürdigen Martin-Gropius-Bau. Aber wenn man den Layout-Text für die Filmwerbung auf dem Daily Screen per SMS einschickt, dann kann daraus natürlich schon mal der Martin-Groupiu Bau werden. Tönt rumänisch, wennse mir fragen… aber mir fracht ja keener.

Screen part

Berlinale09: Michelle Pfeiffer leidet in und mit Jugendstil

Cheri by Stephen Frears Michelle Pfeiffer

Schön ist sie, und manchmal ein wenig durchsichtig, wie gewohnt, jene Michelle Pfeiffer, die wir zum Beispiel aus Scorseses ‚Age of Innocence‘ kennen. In ‚Chéri‘ von Stephen Frears spielt sie eine Pariser Kurtisane der Belle Epoque, eine Frau, die gerade anfängt zu welken, und es auch weiss. Das ist in den ersten fünfzehn Minuten des Films schön giftig und rasant in Szene gesetzt. Schon der Titelvorspann, der gerafft und grafisch originell „Berlinale09: Michelle Pfeiffer leidet in und mit Jugendstil“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Hier wimmelt es nur so von Muslimen‘

London River by Rachid Bouchareb Sotigui Kouyate Brenda Blethyn

„This place is positively crawling with muslims“, erzählt die verzweifelte Bäuerin (Brenda Blethyn) von der Kanalinsel Guernsey am Telefon ihrem Bruder zuhause. Der Film heisst ‚London River‘, und sie ist nach London gekommen nach den Bombenanschlägen im Sommer 2005, weil sich ihre Tochter nicht mehr gemeldet hat, und sie das Schlimmste fürchtet. Die Wohnung ihrer Tochter ist im Haus eines Muslims, und die Tochter ist offenbar zusammen mit einem schwarzen Freund, von dem die Mutter nichts wusste, in einen Arabischkurs gegangen. Das alles findet sie allerdings erst langsam heraus, über „Berlinale09: ‚Hier wimmelt es nur so von Muslimen‘“ weiterlesen

Berlinale09: Deutsche Beziehungskiste – next generation

Mitte Ende August Marie Bäumer Milan Peschel
Marie Bäumer und Milan Peschel in Sebastian Schippers 'Mitte Ende August'

Mit Mitte Ende August, Sebastian Schippers Uminterpretation von Goethes Wahlverwandschaften, im Forum, und Maren Ades Alle anderen im Wettbewerb heute habe ich wieder einmal mein eigenes Alter gespürt, das einem ja sonst im Kino leicht abhanden kommt. Beide Filme sind sehr deutsch, und reine Beziehungskisten, reminiszent an die 80er Jahre – für mich. Nicht aber für die Generation, welche sie jetzt macht, mit unterschiedlichen Zielen und Vorgaben. Sebastian Schipper (‚Absolute Giganten‘, 1999) lässt ein mittdreissiger Paar in die Zerreissprobe zwischen dem älteren Bruder des Mannes und der jüngeren Patentochter der Frau geraten. Sehr frei nach Goethe „Berlinale09: Deutsche Beziehungskiste – next generation“ weiterlesen

Berlinale09: Sally Potter, radikal wie eh und je

Rage by Sally Potter: Steve Buscemi

Die Britin Sally Potter hat sich nie damit begnügt, einfach Filme zu machen. Jeder ihrer Filme ist ein Experiment für sich – oder für sie. Von Orlando bis The Tango Lesson, bis zu den jambischen Pentametern von Yes hat sie es immer wieder von neuem geschafft, sich formal und inhaltlich radikal neu zu positionieren. Zwischen ihren Filmen liegen immer ein paar Jahre. Und ihr jüngster ist auch wieder ein Experiment. Rage ist aufgebaut als „mockumentary“, als künstlicher Dokumentarfilm. Ein Schüler Namens Michelangelo filmt die Protagonisten einer New Yorker Fashion Show mit seiner Hamadan Handycam. Im Prinzip besteht der ganze Film aus einer Reihe von ‚talking heads‘, von bekannten und unbekannten Schauspielerinnen und Schauspielern gespielt. Judi Dench ist eine Moderedaktorin, Steve Buscemi ein abgehalfterter Fotograf, Jude Law spielt „Berlinale09: Sally Potter, radikal wie eh und je“ weiterlesen

Berlinale09: ‚Gigante’von Adrián Biniez

Gigante: Horacio Camandule

Eine schöne Überraschung aus Uruguay bot der Wettbewerb der Berlinale heute. ‚Gigante‘ ist nur 84 Minuten kurz, und vom Prinzip her einer dieser Überwachungskamera-Filme, wie es sei seit ein paar Jahren in allen Genres von Thriller bis Horror. Gibt. Regisseur Adrián Biniez gibt dem Spiel mit dem beobachteten Beobachter einen neuen Twist. Sein Held Jara ist ein grosser, schwerer, starker Mann, schüchtern, eine Seele von einem Mensch. In der Sicherheitszentrale eines riesigen Supermarktes sitzt er hinter den Monitoren und verliebt sich während einer Nachtschicht in eine der Putzfrauen, die er auf dem Bildschirm beobachet. Schüchtern wie er ist, stellt er ihr nach einigem Zaudern erst mal anonym einen kleinen Kaktus in die Ladenzeile, „Berlinale09: ‚Gigante’von Adrián Biniez“ weiterlesen

Berlinale09: Moleskin, Teddy, Babylätzchen – Shop till you drop

berlinale teddy

Auch andere Festivals bringen ihr Logo und ihren Brand unter die Leute. Aber der diesjährige Berlinale-Fan-Laden schlägt sogar Cannes an Absurdität. Der Berlinale Teddy ist ja noch ein naheliegendes Produkt. Daneben bietet der Katalog aber mit einer sich vor Begeisterung überschlagenden Schreibe auch folgendes an:

Die beliebte Festivaltasche ist in neuem Design erhältlich. Bewährte Artikel, wie der Berlinale-Becher aus Porzellan, werden durch das neue originelle Berlinale-Frühstücksbrettchen ergänzt. Erstmals erhältlich: Der hochwertige Flaschenverschluss für Weinflaschen mit exklusiver Berlinale-Gravur. Für die Kleinsten gibt es in diesem Jahr das neue Berlinale-Lätzchen, sowie den beliebten Berlinale Teddy in Weiss.

Cumulus-Punkte gibts aber keine.

Berlinale09: Selbstverständlich tödliche Frauen

human zoo rie rassmussen berlinale

Zwei Filme haben mich hier in den ersten Tagen verblüfft mit ihren Protagonistinnen. Einerseits Lille Soldat von Annette K. Olesen aus Dänemark, die Geschichte einer dänischen Soldatin, die aus dem Irak zurückkommt und kaum mehr Fuss fassen kann zuhause. Und da war der Panorama-Eröffnungsfilm Human Zoo von und mit Rie Rasmussen. Die Filmemacherin spielt eine Frau, welche die Balkankriege der 90er Jahre an der Seite eines waffendealenden Deserteurs überlebte und dann nach Marseille geflüchtet ist. Der Film ist ganz sicher nicht gängiges Kino, er benimmt sich eher wie eine Underground-Produktion, die allerdings nicht so aussieht (weil zuviel Geld für die Produktion da war, wie ein sehr geschätzter Kollege auf dem Klo bemerkte). Vor allem aber spielt der Film mit weiblichen Gewaltfantasien auf eine Art, die das Mainstreamkino nicht bedienen würde. Die Hauptfigur hängt an ihrem Retter / Beschützer / Macker mit einer Hassliebe, sie verabscheut seine Gewalttätigkeit, trägt sie aber lange Zeit mit und „Berlinale09: Selbstverständlich tödliche Frauen“ weiterlesen

Berlinale09: Nazis auf dem Mond?

nazis on the moon berlinale (c) sennhauser

Manchen Dingen am Rande eines Filmfestivals kann der rasende Reporter gerade auf Grund seines Rasens nicht wirklich auf den Grund gehen. Darum weiss ich immer noch nicht, was es mit ‚Truth today“ und den Nazis auf dem Mond auf sich hat. Dabei lag so etwas wie eine Zeitung neben dem Plakat. Aber niemand hat sich dafür interessiert, weil gerade all die schönen Iranerinnen aus dem Wettbewerbsfilm Darbareye Elly -‚About Elly‘ über den roten Teppich dahinter schwebten. „Berlinale09: Nazis auf dem Mond?“ weiterlesen