LE PROCÈS DU CHIEN von Lætitia Dosch

Lætitia Dosch und Kodi le chien © Pathé Films AG

Als Schauspielerin ist Lætitia Dosch eine Naturgewalt und schon lange auf der Leinwand. Ihre erste sichtbare Rolle war klein, als Schwester einer der Hauptfiguren in Frédéric Mermouds Complices von 2009. Da war Dosch schon 29 Jahre alt. Aber seither hat sie unaufhaltsam gespielt, in 46 Filmen bis heute, und seit Léonore Serailles Jeune femme von 2019 ist sie ein etablierter Teil des französischsprachigen Kinos.

Sie spielte sehr unterschiedliche Rollen von scheu bis exaltiert. Aber als Persönlichkeit, wie sie etwa in Interviews oder bei öffentlichen Auftritten zu erleben ist, ist sie ein fröhliches, offenes Energiebündel und damit sehr nahe an der Rolle, die sie sich für ihren erste eigene Regiearbeit selbst auf den Leib und die Seele geschrieben hat. „LE PROCÈS DU CHIEN von Lætitia Dosch“ weiterlesen

JUROR #2 von Clint Eastwood 

Leslie Bibb, Nicholas Hoult, J.K. Simmons, Onix Serrano, Adrienne C. Moore, Phil Biedron, Drew Scheid, Hedy Nasser, and Chikako Fukuyama in ‚Juror #2‘ © 2024 Warner Bros.

Clint Eastwood ist berühmt für seine lakonischen Figuren und für seine eben so lakonischen Regieanweisungen. Er ist nicht nur sparsam mit Worten, sondern auch als Produzent. Mehr als einen oder zwei Takes fordere er selten bei Dreharbeiten, behaupten seine Schauspielerinnen und Schauspieler. 

Seinem jüngsten Film, dem Gerichtsdrama Juror #2, kommt die Sparsamkeit zugute. Jede Einstellung sitzt, keine ist länger als absolut notwendig, und jede einzelne trägt ein Puzzleteil zum höchst komplexen Gerichtsdrama und dem dahinterliegenden Kriminalfall bei.  „JUROR #2 von Clint Eastwood “ weiterlesen

ANATOMIE D’UNE CHUTE von Justine Triet

GOLDENE PALME CANNES 2023

© MK2 Films

Sandra Hüller und Justine Triet sind ein eingespieltes Team. In Triets Sibyl von 2019 spielte Hüller die Mika, die grossartige Parodie einer rabiat zielgerichteten deutschen Filmemacherin. Das war noch eine kleine, aber zentrale Rolle neben der dominierenden Virginie Efira.

Nun ist Sandra Hüller im Zentrum eines Gerichtsdramas mit Vorgeschichte, als rabiat zielgerichtete deutsche Schriftstellerin. „ANATOMIE D’UNE CHUTE von Justine Triet“ weiterlesen

Locarno 18: MENOCCHIO von Alberto Fasulo (Wettbewerb)

Marcello Martini in der Titelrolle © Nefertiti Film

Im aktuellen Italien die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der für seine freie Rede und kirchenkritischen Gedanken 1599 auf Anordnung des Papstes auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, das ist kein einfaches Unterfangen.

Menocchio hiess eigentlich Domenico Scandella. Er war Müller in Montereale, einem Dorf im Friaul. Wie viele andere Freidenker und kritische Geister geriet auch Scandella in die inquisitorische Repressionsmaschine der Gegenreformation. „Locarno 18: MENOCCHIO von Alberto Fasulo (Wettbewerb)“ weiterlesen

Duisburg 15: PROCEDERE von Simon Quack

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«Nehmt dem Mann das Zoom weg», schimpft die Kollegin im Kinositz neben mir leise. Eben hat das ohnehin für die Kinoleinwand viel zu grobkörnige Bild zum dritten Mal auf die grosse Dachkrone auf der Kuppel des Deutschen Bundesgerichsthofes gezoomt.

Und danach mehrfach auf den stilisierten Adler am Eingang und auf den Schriftzug BUNDESGERICHTSHOF. Zu dem Zeitpunkt haben wir noch nicht begriffen, was uns Simon Quack da vorgesetzt hat:

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